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Technisches Anwendungsgebiet
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Gruppe-III-Nitrid-Volumenkristallen oder -Kristallschichten auf
einem Gruppe-III-Nitrid-Kristallkeim
oder auf einem Fremdsubstrat durch Abscheidung aus einer Gruppe
III-haltigen Metallschmelze. Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von
Gruppe III-Nitrid-Substraten mit einer Fläche von mehr als 100 mm2 und von Gruppe III-Nitrid-Volumenkristallen
mit einem Durchmesser > 10 mm,
bei Versetzungsdichten ≤ 108 cm-2 und bei Verfahrensdrücken < 5 × 105 Pa. Das erfindungsgemäße Verfahren findet in erster
Linie im Bereich der Optoelektronik, der Kommunikationstechnologie
und der Hochfrequenztechnik bei der Herstellung von Halbleiter-
und Verbindungshalbleiter-Bauelementen basierend auf dem III-V Materialsystem
Anwendung.
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Stand der Technik
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Halbleiter
und Verbindungshalbleiter auf Nitridbasis stellen ein industriell
noch relativ wenig genutztes Materialsystem dar. Galliumnitrid (GaN)
ist ein Halbleiter mit großem
direktem Bandabstand (3,4 eV). Mit seinen Homologen Aluminiumnitrid
(AlN, Bandabstand 6,3 eV) und Indiumnitrid (InN, Bandabstand 1,9
eV) bildet es ternäre
Mischkristalle, wodurch sich der Spektralbereich von 6,3 eV–1,9 eV überspannen
lässt.
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Damit
die materialspezifischen Vorteile von Gruppe-III-Nitrid-basierten Bauelementen voll ausgenutzt
werden können,
müssen
die Bauelemente auf Substraten abgeschieden werden, die die gleiche Längenausdehnung
und Gitterparameter wie die Gruppe-III-Nitrid-Kristalle selbst haben.
Iso-strukturelle Gruppe-III-Nitrid-Substrate eignen sich daher für die Herstellung
von Gruppe III-Nitrid-basierten Bauelementen ebenso, wie reine Gruppe-III-Nitrid-Substrate.
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Eine
wesentliche Schwierigkeit für
die Herstellung von Gruppe-III-Nitrid-basierten Bauelementen ist
die Tatsache, dass zur Zeit für
eine industrielle Massenproduktion nicht in ausreichender Menge
und Qualität
Gruppe-III-Nitrid-Substrate zur Verfügung stehen, um darauf homoepitaktisch
Bauelemente abzuscheiden. Die Gruppe-III-Nitrid-Bauelemente werden
daher auf nicht angepassten Fremdsubstraten abgeschieden, vor allem
Saphir und Siliziumcarbid, mit entsprechenden Nachteilen für die Leistungsfähigkeit
und Lebensdauer der damit hergestellten Bauelemente. Zur Abscheidung
der Gruppe-III-Nitrid-Bauelemente auf die Substrate kommt dabei
heute insbesondere das Metal Organic Vapour Phase Epitaxy (MOVPE)
Verfahren zur Anwendung.
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Die
bisher zur Herstellung von Gruppe-III-Nitrid-Substraten bzw. -Volumenkristallen eingesetzten Techniken
sind im Wesentlichen Gasphasenprozesse, d. h. die notwendigen Komponenten
werden als metallorganische, anorganische oder metallische Ausgangssubstanzen
zur Verfügung
gestellt und in aufwendigen Reaktoren unter Zugabe von Wasserstoff,
Ammoniak und Chlorwasserstoff bei hohen Temperaturen (1100°C) zu gasförmigen Reaktanden und
schließlich
zu Gruppe-III-Nitriden umgesetzt.
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Dabei
hat sich für
die Herstellung von GaN-Substraten insbesondere das Hydride-Vapor-Phase-Epitaxy
(HVPE)-Verfahren,
wegen der damit erzielbaren hohen Qualität der GaN Kristallschichten
und der hohen Wachstumsraten von bis zu 100 μm/h, als geeignet erwiesen.
Bei dem HVPE-Verfahren, strömt
Chlorwasserstoff über
flüssiges Gallium,
das sich typischerweise auf Temperaturen zwischen 800–900°C befindet.
Dabei entstehen Galliumchlorid und Wasserstoff. Durch die Reaktion
des gasförmigen
Galliumchlorids mit Ammoniak, der separat in den Reaktor eingelassen
wird, findet sich das Galliumnitrid gemäß der Gleichung GaCl + NH3 -> GaN
+ H2 + HCl in der Reaktionszone auf einem Fremdsubstrat.
Die Machbarkeit der Herstellung von dünnen und dicken Galliumnitrid-Schichten
mit 5 cm Durchmesser bzw. von Galliumnitrid-Volumenkristallen mit
5 cm Durchmesser ist für
das HVPE-Verfahren bereits demonstriert worden.
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Bekannt
sind darüber
hinaus Verfahren zur Sublimationszüchtung (Sandwich Sublimation
Technique, SST), zur Hochdruck-Lösungszüchtung (High Pressure
Solution Growth, HPSG) und zur Ammonothermalen Züchtung (Ammonothermal Growth
Technique, AGT) von GaN-Kristallen
bzw. -Kristallschichten. Diese Verfahren sind aufwendig und erfordern teilweise
einen hohen gerätetechnischen
Aufwand. Bisher gelang es mit dem Hochdrucklösungszüchtungsverfahren GaN-Kristallschichten
mit einer Dicke von 100 μm
und lateralen Dimensionen von etwa 1cm herzustellen.
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Nach
dem Stand der Technik ist jedoch das HVPE-Verfahren das einzige Verfahren, das GaN-Substrate
in gewissen Mengen für
die Herstellung von Demonstrator-Bauelementen
zur Verfügung stellen
kann. Für
eine industrielle Produktion sind jedoch die mit dem HVPE-Verfahren erzielbaren
Mengen und die Qualität,
vor allem die Größe der GaN-Substrate
nicht ausreichend. Darüber
hinaus ist der technische Aufwand und die damit zusammenhängenden
Kosten für
das HVPE-Verfahren sehr hoch.
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Die
bisher bekannten Anwendungen der Lösungszüchtung von Gruppe-III-Nitrid-Substraten
aus flüssigen Metallschmelzen,
haben dagegen zu keinen, mit dem HVPE-Verfahren vergleichbaren Ergebnissen
geführt.
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Die
WO 95/04845 A1 beschreibt
ein Verfahren zur Herstellung einer aus mehreren Schichten bestehenden
Gruppe-III-Nitrid-Kristallstruktur, bei dem die Kristallstruktur
an der Oberfläche
einer Gruppe-III-Metallschmelze
ohne Kristallkeim oder Fremdsubstrat erzeugt wird. Das Verfahren
zählt zur Gattung
der Hochdrucklösungszüchtungsverfahren, die
technisch aufwendig, teuer und wenig ergiebig sind.
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In
der
US 2004/0144300
A1 wird ein Verfahren zur Herstellung einer Gruppe-III-Nitrid-Kristallschicht
auf einer Halbleiterschicht offenbart. Eine hohe Qualität der abgeschiedenen
Kristallschicht wird dabei durch eine geeignete Bearbeitung der Halbleiteroberfläche vor
der Abscheidung der Kristallschicht erreicht.
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R.A.
Logan und C.D. Thurmond beschreiben in „Heteroepitaxial Thermal Gradient
Solution Growth of GaN",
J. Electrochem. Soc. Dez. 1972, Band 119 (12), Seiten 1727–1734, die
Herstellung einer einkristallinen GaN-Schicht auf einem (0001) orientierten Saphirsubstrat
mittels LPE. Bei dem Verfahren wird der Partialdruck von NH3 in einer H2-Atmosphäre größer als
der Gleichgewichtsdruck gewählt
und in der Metallschmelze ein thermischer Gradient aufrechterhalten,
damit gelöstes
GaN zu dem Substrat diffundiert. Eine Kontrolle der Kristallkeimbildung
erfolgt durch die Zugabe von Bi in die Metallschmelze.
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In
M. Yano et al., „Growth
of nitride crystals, BN, AlN, and GaN by using a Na flux", Diamond and Related
Materials 9, 2000, Seiten 512–515,
wird die Erzeugung von GaN-Kristallen unter Einsatz eines NaN3-Pulvers für die Zufuhr von Stickstoff
beschrieben.
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Die
WO 03/035945 A2 beschreibt
einen GaN-Kristall für
den Einsatz in der Epitaxie, der eine Fläche von mehr als 100mm
2 und eine Versetzungsdichte von weniger
als 10
6cm
-2 aufweist.
Zur Herstellung des Kristalls wird das Gallium-haltige Ausgangsmaterial
zunächst
in einem überkritischen
Lösungsmittel
gelöst
und kristallisiert anschließend
bei geeigneter Wahl der Temperatur oder des Drucks auf einer Oberfläche oder
einem Kristallkeim.
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Darstellung der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein industriell einsetzbares
Produktionsverfahren anzugeben, mit welchem Gruppe-III-Nitride entweder als
Schichtkristalle oder als Volumenkristalle mit einem Durchmesser > 10 mm, mit Versetzungsdichten ≤ 108 cm-2, bei Verfahrensdrücken < 5 × 105 Pa und Temperaturen ≤ 1100°C hergestellt werden können.
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Die
Aufgabe wird mit dem Verfahren gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst. Den
Erfindungsgedanken vorteilhafte weiterbildende Merkmale sind Gegenstand
der Unteransprüche
sowie der Beschreibung, insbesondere unter Bezugnahme auf das Ausführungsbeispiel.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung von Kristallschichten oder Volumenkristallen aus
Gruppe-III-Nitrid
oder aus Mischungen verschiedener Gruppe-III-Nitride durch Abscheidung aus einer
Gruppe-III-haltigen
Metallschmelze bei einer ersten Temperatur in einem ersten Temperaturbereich, auf
einem in die Metallschmelze eingebrachten Gruppe-III-Nitrid-Kristallkeim oder
auf einem Fremdsubstrat, mit einem Stickstoffeintrag in die Metallschmelze
bei einem Druck P unter 5 × 105 Pa, für
den entweder ein Gasgemisch aus einem Trägergas und einem reaktiven
stickstoffhaltigen Stoff oder GaN zugegeben wird, zeichnet sich
dadurch aus, dass der Metallschmelze ein Lösungsmittelzusatz, der den Umsatz
von Gruppe-III-Metall zu Gruppe III-Nitrid in der Metallschmelze erhöht, zugegeben
wird. Darüber hinaus
durchläuft
die Metallschmelze zumindest einen Temperaturzyklus mit einer ersten
und einer zweiten Phase, in dem die Metallschmelze nach Ende der
ersten Phase von der ersten Temperatur T1 von
mindestens 800°C
auf eine zweite Temperatur T2 unterhalb
des ersten Temperaturbereiches gekühlt und am Ende der zweiten
Phase von der zweiten Temperatur wieder auf eine Temperatur T3 im ersten Temperaturbereich erwärmt wird.
Die zweite Temperatur T2 und/oder der Stickstoffeintrag
in die Metallschmelze in der zweiten Prozessphase werden dabei so
eingestellt, dass die Abscheidung von Gruppe-III-Nitrid aus der
Gruppe-III-haltigen
Metallschmelze auf einen Kristallkeim oder ein Substrat stark vermindert
ist oder zum Stillstand kommt.
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Die
Auswahl des ersten Temperaturbereichs und damit die Temperaturen
T1 und T3 sowie
die Temperaturerniedrigung zwischen T1 und
T2 und damit die Auswahl der Temperatur
T2 hängen
von der Wahl des Gruppe-III-Metalls, des Lösungsmittelszusatzes und dessen
Konzentration in der Metallschmelze, der Art des Stickstoffeintrags
in die Metallschmelze und dem Prozessdruck ab.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
handelt es sich um ein Lösungszüchtungsverfahren
(Liquid Phase Epitaxy, LPE), oder genauer, um ein Niederdruck-Lösungszüchtungsverfahren (Low Pressure
Solution Growth, LPSG).
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Für die Herstellung
der Gruppe-III-Metallschmelze werden vorzugsweise die Elemente Aluminium,
Gallium und Indium verwendet.
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Bei
Lösungszüchtungs-Verfahren
zur Herstellung von Gruppe-III-Nitrid-Kristallen wird die Abscheiderate
der Gruppe-III-Nitrid-Kristalle auf den Kristallkeim oder das Substrat
wesentlich vom Umsatz des Gruppe-III-Metalls zu Gruppe-III-Nitrid in der Metallschmelze
bestimmt. Reine Gruppe-III-Metallschmelzen weisen bei geeigneter
Stickstoffzufuhr in die Metallschmelze jedoch nur einen geringen
Umsatz von Gruppe-III-Metall zu Gruppe-III-Nitrid auf.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird zumindest ein Lösungsmittelzusatz
in der Gruppe-III-haltigen Metallschmelze verwendet, welcher diesen
Umsatz erhöht
und eine kontrollierte Kristallisation von Gruppe-III-Nitriden ermöglichen.
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Als
Lösungsmittelzusatz
wird insbesondere zumindest ein Element der Elemente C, Si, Ge,
Fe, Sn, Bi, Cr, Ni, Zn, Pb, und/oder zumindest ein Element der seltenen
Erden oder eine Legierung, oder eine Verbindung dieser Elemente,
insbesondere ihrer Nitride der Gruppe-III-haltigen Metallschmelze zugegeben.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird die Metallschmelze vor Beginn einer ersten Prozessphase auf
eine geeignete erste Temperatur T1, in einem
ersten Temperaturbereich zwischen 800°C und 1100°C erhitzt. In dieser ersten
Prozessphase findet eine Abscheidung von Gruppe-III-Nitrid-Kristallen
auf die in die Metallschmelze eingebrachten Substrate oder Kristallkeime,
und somit Kristallwachstum statt. Die erste Temperatur T1 sowie die weiteren Prozessparameter, wie
beispielsweise die Prozessdrücke und
der gasförmige
oder feststoffliche Eintrag von Stickstoff in die Metallschmelze,
werden während
der ersten Prozessphase vorzugsweise konstant gehalten.
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Die
erste Prozessphase wird durch Abkühlung der Metallschmelze auf
eine zweite Temperatur T2 unterhalb des
ersten Temperaturbereichs, beendet und in eine zweite Prozessphase überführt. Die Temperaturerniedrigung
von T1 auf T2 beträgt dabei mindestens
30 K. Die Temperaturerniedrigung bewirkt in der zweiten Prozessphase
ein stark vermindertes oder gestopptes Kristallwachstum und verhindert
das bekannte Emporkriechen der Metallschmelze aus deren Behältnis.
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Die
zweite Prozessphase beginnt mit dem Abkühlen der Metallschmelze von
der ersten Temperatur T1 auf die zweite
Temperatur T2 und wird nach dem anschließenden Erhitzen
der Metallschmelze auf eine Temperatur T3 innerhalb
des ersten Temperaturbereichs beendet. Sobald die zweite Temperatur T2 erreicht ist, kann grundsätzlich bereits
die Erwärmung
auf eine Temperatur T3 erfolgen. Vorteilhaft
ist jedoch eine Haltezeit von 1 min bis zu mehreren Stunden auf
der Temperatur T2.
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Nach
der Erhitzung der Metallschmelze auf die Temperatur T3 wird
eine weitere erste Prozessphase an diese zweite Prozessphase angeschlossen.
Die Temperatur T3 kann, muss aber nicht
identisch mit der Temperatur T1 sein. Wesentlich
für das weitere
Kristallwachstum ist jedoch, dass T3 innerhalb
des ersten Temperaturbereichs liegt.
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Überraschenderweise
hat sich gezeigt, dass diese weitere erste Prozessphase bis in die
Größenordnung
von 100 Stunden ausgedehnt werden kann und dabei ein Kristallwachstum
möglich
ist, ohne dass wesentliche parasitäre Ablagerungen entstehen oder
ein Emporkriechen der Metallschmelze an den Wänden des Metallschmelzenbehälters auftritt.
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Wird
der erfindungsgemäße Temperaturzyklus
fortgesetzt, d.h. folgen abwechselnd eine erste und eine zweite
Prozessphase aufeinander, so können
in den dadurch entstehenden Kristallschichten Versetzungsdichten
von deutlich unter 108 cm-2 erreicht
werden. Zudem sind sehr lange Gesamtprozessdauern möglich, wobei
Kristalle oder Substrate mit der gewünschten Größe erzeugt werden können.
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Auf
Grund des gestoppten oder stark verminderten Kristallwachstums während der
zweiten Prozessphase und dem weiteren Kristallwachstum bei Fortsetzung
des erfindungsgemäßen Temperaturzyklus,
entstehen in den abgeschiedenen Kristallen Grenzflächen oder
Grenzschichten, die sich mit mikroskopischen Methoden nachweisen
lassen. Dies führt
dazu, dass sich Gruppe-III-Nitrid-Volumenkristalle
oder -Substrate, die nach diesem Verfahren hergestellt werden, nachträglich eindeutig
erkennen lassen.
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Der
Stickstoffeintrag in die Metallschmelze erfolgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
unter Verwendung eines reaktiven stickstoffhaltigen, insbesondere
gasförmigen
Stoffes, vorzugsweise Ammoniak (NH3) oder
Hydrazin (H2N-NH2),
und einem stickstoffhaltigen (N2) Trägergas,
insbesondere einer Mischung aus Stickstoff (N2)
und Wasserstoff (H2). Alternativ kann als
reaktiver stickstoffhaltiger Stoff Galliumnitrid (GaN) zugegeben
werden.
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Eine
vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens verbessert den Transport
von Stickstoff in der Metallschmelze darüber hinaus durch Erzeugen einer
Konvektion in der Metallschmelze, beispielsweise durch mechanisches
Rühren
oder mit Hilfe von Magnetfeldern. Dadurch wird die Transportrate
des eingebrachten Stickstoffs durch die Oberfläche der Metallschmelze hindurch
in die Metallschmelze hinein erhöht,
was zu einer weiteren Erhöhung
des Umsatzes von Ga zu GaN beiträgt.
Damit wird die Abscheiderate von GaN auf dem Kristallkeim aus der Metallschmelze
erhöht.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Die
Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand
eines Ausführungsbeispiels
unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es
zeigen:
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1 schematisierte
Darstellung des Modellreaktors,
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2 Temperaturzyklen des erfindungsgemäßen Verfahrens,
und
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3 Aufnahme
eines Transmissionselektronenmikroskops:
Querschnitt durch
eine mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
auf ein Substrat aufgebrachte GaN Kristallschicht.
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Wege zur Ausführung der Erfindung
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird nachfolgend exemplarisch am Beispiel der Herstellung von GaN-Kristallschichten
dargestellt.
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In 1 wird
ein Modellreaktor schematisch dargestellt, mit dem das nachfolgend
beschriebene Ausführungsbeispiel
durchgeführt
wird.
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Der
Modellreaktor besteht aus einer verschließbaren, hitzebeständigen Quarzglasampulle 1, die
in Richtung ihrer Längsachse
außen
von einem Rohrofen 4 umschlossen wird. Die Quarzglasampulle 1 enthält aus Reinheitsgründen im
heißen
Bereich keine Bauteile aus Graphit und insbesondere kein Quarzglas,
die in Kontakt mit der Metallschmelze stehen. Der Rohrofen 4 ist
ein horizontal aufgestellter widerstandsbeheizter Ofen, mit einer
Heizzone. Die Verwendung vertikal aufgestellter Induktiv- oder Strahlungsbeheizter Öfen mit
mehreren Heizzonen oder von Öfen
mit anderen Möglichkeiten
der Wärmezufuhr
ist ebenfalls möglich.
Die Metallschmelze 2 befindet sich in einem Tiegel 3 aus
Bornitrid innerhalb der Quarzglasampulle 1. Der Tiegel 3 ist
auf einem Quarzglasliner 9 innerhalb der Quarzglasampulle 1 angeordnet.
In der Quarzglasampulle 1 befindet sich eine Keimstange 10,
an der ein Kristallisationskeim anbringbar ist. Die Keimstange kann über eine
Mechanik 11 derart betätigt
werden, dass ein Ende der Keimstange 10, an dem der Kristallisationskeim
befestigt ist, in die Metallschmelze 2 getaucht und auch aus
ihr entfernt werden kann. Die Quarzglasampulle 1 weist
eine Gaszuführung 5 für das Einströmen des Trägergases
und des Stickstoffhaltigen reaktiven, gasförmigen Stoffes, sowie eine
Abluftabführung 6 auf.
Die Gaszuführung 5 ist
so gestaltet, dass der Gaseintritt nahe der Oberfläche der
Metallschmelze 2 erfolgt. Die Abluftführung 6 ist mit einer
Turbomolekularpumpe 8 verbunden, mit der die Quarzglasampulle evakuiert
werden kann.
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Zu
Beginn des Verfahrens wird in dem gereinigten Tiegel 3 Ga
und als Lösungsmittelzusatz
Ge eingebracht. Die Reinheit von Ga und Ge ist besser als 5N. Als
Kristallisationskeim wird ein Gruppe-III-Nitrid-Kristall verwendet.
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Zu
Prozessbeginn wird zunächst
eine Reinigungsphase durchlaufen. Dabei wird die Quarzglasampulle 1 auf
einen Druck < 1
Pa evakuiert und dabei die Metallschmelze auf 500°C bis 600°C erhitzt. Nach
Erreichen von stabilen Temperaturbedingungen werden diese für mindestens
eine Stunde gehalten, wobei der Quarzglasampulle 1 nun
ein Gasgemisch aus Stickstoff (N2) und Wasserstoff
(H2) zugeführt wird. Die Reinigungsphase
endet sobald der Tiegel 3 auf die erste Temperatur T1 von 950°C
geheizt ist. Der an einer Keimstange 10 befestigte Kristallisationskeim
wird in die Metallschmelze 2 eingetaucht. Zusätzlich zum
Trägergas
(N2 und H2) wird nach
Erreichen der Temperatur T1 Ammoniak (NH3) in die Quarzglasampulle 1 eingeleitet.
Das Mischungsverhältnis
der Gase wird über
die Massenflussregler 7 gesteuert. Der Ammoniakfluss wird
dabei so eingestellt, dass er dem Gleichgewichtspartialdruck nahe
kommt. Durch das Einleiten des Ammoniaks erfolgt ein Stickstoffeintrag
an der Oberfläche
der Metallschmelze. Der Umsatz von Ga zu GaN wird durch das in der
Metallschmelze enthaltene Ge signifikant erhöht.
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Am
Ende der ca. 10 Stunden dauernden ersten Prozessphase (Kristallwachstumsphase),
wird zu Beginn der zweiten Prozessphase die Temperatur der Metallschmelze
von T1 = 950°C auf die zweite Temperatur
T2 = 800°C
abgesenkt. Dadurch wird ein Kriechen der Metallschmelze aus dem
Tiegel verhindert. Das Kristallwachstum kommt in der zweiten Prozessphase
zum Stillstand. Nach einer Haltezeit von einer Stunde auf der zweiten
Temperatur T2 = 800°C, wird die Metallschmelze auf
die Temperatur T3 = 950°C erhitzt. Damit schließt sich
an die zweite Prozessphase eine weitere 10 Stunden dauernde erste Prozessphase
mit Kristallwachstum an.
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In
dem Ausführungsbeispiel
werden die Temperaturen T1 und T3 mit 950°C
identisch gewählt. Desweiteren
wird die Zufuhr des Trägergases
und von Ammoniak während
der ersten und zweiten Prozessphase unverändert beibehalten. Der Temperaturzyklus
wird durch Abwechseln jeweils einer ersten und einer zweiten Prozessphase
so lange fortgesetzt, bis Kristalle oder Kristallschichten der gewünschten
Größenordnung
entstanden sind.
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In
den 2a und 2b sind
schematisiert zwei erfindungsgemäße Temperaturzyklen
dargestellt. Dabei ist jeweils die Temperatur der Metallschmelze über der
Zeitachse aufgetragen.
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In 2a wird
ein kompletter Temperaturzyklus, bestehend aus einer ersten und
einer zweiten Prozessphase durchlaufen. Anschließend wird nur noch eine weitere
erste Prozessphase angeschlossen. Diese kann ein Vielfaches der
Dauer der anfänglichen
ersten Prozessphase haben.
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In 2b werden
mehrere komplette Temperaturzyklen bestehend aus erster und zweiter
Prozessphase durchlaufen. Das Aneinanderreihen von erster und zweiter
Prozessphase wird solange wiederholt, bis ein GaN-Kristall bzw.
eine GaN-Kristallschicht mit der gewünschten Dimension gewachsen ist.
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Sowohl
in 2a als auch in 2b sind
zu Beginn der jeweiligen Prozesse Reinigungsphasen, wie bereits
beschrieben, vorgeschaltet.
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In 3 ist
eine Aufnahme eines Transmissionselektronenmikroskops (TEM) gezeigt.
Die Aufnahme gibt einen Querschnitt durch mehrere Kristallschichten
eines GaN-Substrats wieder. Es sind drei Bereiche (Schichten) zu
erkennen. Ein homogener Bereich links zeigt das Fremdsubstrat. Darauf
wurde zunächst
mittels metallorganischer chemischer Gasphasenabscheidung (Metal
Organic Chemical Vapour Deposition, MOCVD) eine GaN Kristallschicht aufgebracht.
Diese mittlere Kristallschicht zeigt senkrecht zur Oberfläche des
Grundsubstrats verlaufende längliche
Strukturen, die Versetzungen in der Kristallstruktur darstellen
und damit auf hohe Versetzungsdichten in dieser Schicht hinweisen.
Auf diese Kristallschicht wurde mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
der Lösungszüchtung (Liquid
Phase Epitaxy, LPE) eine weitere GaN-Kristallschicht aufgebracht (rechter
Bereich). Deutlich zu erkennen ist, dass sich die Bereiche hoher
Versetzungsdichten (längliche Strukturen)
in der mittleren Kristallschicht nicht in die rechte Kristallschicht
hinein fortsetzen, sondern, dass die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugte
GaN-Kristallschicht sich im TEM Bild durch einen wenig strukturierten
Bereich und damit durch deutlich geringere Versetzungsdichten auszeichnet.
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Der
wesentliche Vorteil des Verfahrens gegenüber den bekannten Verfahren
liegt:
- – in
der längeren
Gesamtprozessdauer durch verhindern des Emporkriechens der Metallschmelze aus
deren Behälter
- – in
der damit möglichen
Herstellung von Gruppe-III-Nitrid-Substraten
mit einer Fläche
von mehr als 100 mm2 und von Gruppe III-Nitrid-Massivkristallen
mit einem Durchmesser von > 10
mm bei
Versetzungsdichten ≤ 108 cm-2, bei
Verfahrensdrücken < 5 × 105 Pa,
- – in
deutlich reduzierten Anlagen- und Prozesskosten zur Herstellung
von Gruppe III-Nitrid-Substraten oder – Massivkristallen und
- – in
dem relativ einfachen up-scaling des Verfahrens für eine industrielle
Produktion von Gruppe-III-Nitrid-Kristallen
oder -Substraten.
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- 1
- Quarzglasampulle
- 2
- Probe
einer Gruppe-III-Metallschmelze mit Lösungsmittelzusatz
- 3
- Tiegel
- 4
- Rohrofen
- 5
- Gaszuleitung
- 6
- Abluftableitung
- 7
- Massenflussregler
- 8
- Turbomolekularpumpe
- 9
- Quarzglasliner
- 10
- Keimstange
- 11
- Mechanik
zum Eintauchen der Keimstange in die Metallschmelze