DE2320373C3 - - Google Patents
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- A61L2300/406—Antibiotics
Description
Es ist bekannt, daß Antibiotica, insbesondere Gentamycin, aus Kunststoffen auf Basis von Polymeihacrylaten und/oder Polyacrylaten protrahiert freigesetzt werden. Dabei folgt einem steilen initialen
Konzentrationsabfall als Ausdruck der Freisetzung aus den äußersten Schichten des Kunststoffs eine fast J5
konstante, über lange Zeiträume langsam abnehmende Freisetzung. Diese antibioticahaltigen Kunststoffe sind
bisher als Knochenzement zum Befestigen von Endoprothesen. z. B. Hüfttotalendoprothesen, oder bei der
Auswechslung infizierter Endoprothese!! verwendet worden. Zur Infektionsbekämpfung und -prophylaxe
werden hierbei die Antibiotica vor der Auspolymerisation des Kunststoffes zugefügt.
Es ist ferner in der GB-PS 8 33 458 beschrieben worden, oral verabreichbare Arzneimittel in Kunststof- *5
fe einzuarbeiten, aus denen sie im Gastrointestinaltrakt über einen längeren Zeitraum hinweg freigesetzt
werden. Die erhaltenen Granulate sollen zu Tabletten verpreßt werden.
Aus der DE-OS 20 54 488 ist weiterhin eine Einriebtung für die Verabreichung von Arzneimitteln mit geregelter Geschwindigkeit über einen verlängerten Zeitraum bekannt, die aus einer festen inneren Matrix mit
darin dispergieften festen Teilchen des Arzneimittels und einer diese Matrix umgebenden polymeren
Membran besteht, wobei die umhüllende Membran kein Arzneimittel enthält, jedoch den Durchtritt des Arzneimittels mit geringerer Geschwindigkeit als durch die
innere Matrix gestattet. Diese Einrichtung besteht also in jedem Fall aus einem arzneimittelhaltigen Kern und «j
einer diesen Kern umgebenden arzneimittelfreien Hülle.
In »Die pharmazeutische Industrie«, 22, 441 (1960)
wird die galenische Anwendung von Acrylharzlacken, insbesondere die Ummantelung von Drageekernen be- h">
schrieben, wobei diese Ummantelung je nach dem Aciditätsgrad in den Verdauungssäften löslich ist. Diese
orale Applikationsform besteht ebenfalls aus einem
arzneimittelhaltigen Kern und einer arzneimittelfrejen
Hülle, wobei die Hülle löslich ist.
Im DBP 10 65 621 wird ein Verfahren zur Herstellung
von hydrophilen, gequollenen bzw, stark quellfähigen geformten Gebilden beschrieben. Die erhaltenen Hydrogele, die Arzneimittel enthalten können, besitzen
eine große Quellfähigkeit (Wasseraufnahme 20—97%) und Deformabilität
Es wurde nun gefunden, daß überraschenderweise Kunststoffteilchen in Kugelform eine Trägersubstanz
für Antibiotica mit besonderen Vorteilen darstellen.
Gegenstand der Erfindung sind somit antibioticahaltige Mittel in Kugelform, enthaltend einen Kunststoff, wobei das Antibioticum in gleichförmiger Verteilung im Kunststoff vorliegt, die dadurch gekennzeichnet sind, daß der Kunststoff ein Polymethacrylat
und/oder Polyacrylat ist, die Kugeln einen Durcl'jnesser
von 1 bis 20 mm besitzen und wobei das Mittel aus dem Kunststoff und mindestens einem Antibioticum besteht.
Die Kugeln besitzen vorzugsweise einen Durchmesser von 7 bis iOmm. Nach einer besonders vorteilhaften
Ausführungsform ist mindestens ein Teil der Kugeln mit Hilfe von Fäden oder Drähten miteinander verbunden.
Überraschenderweise lassen sich bei Verwendung der erfindungsgemäßen Mittel neuartige und nicht vorhersehbare Effekte erzielen.
Ein besonders wichtiges Anwendungsgebiet ist die Knochenchirurgie, insbesondere die Behandlung von
posttraumatischer Osteomyelitis. Ein chirurgisches Material auf Basis der erfindungsgemäßen Mittel war
bisher noch nicht bekannt.
Das neue Mittel eignet sich für die Ausfüllung von osteomyelitischen Höhlen. Erstaunlicherweise sproßt
Bindegewebe in die Zwischenräume zwischen den Kunststoffpartikeln ein. Das Material wird somit trotz
des Infektes wie im aseptischen Milieu inkorporiert. Auch eignet sich das neue Mittel zur Schaffung eines
aseptischen Transplantatlagers für eine eventuell spätere Einbringung von körpereigener Spongiosa. Die
neuen Mittel eignen sich auch zur offenen Füllung osteomyeliliscner Höhlen, wenn ein primärer Hautverschluß nicht möglich ist Die oberste Schicht der
Partikeln kann dann abgehoben werden; die darunterliegenden Partikeln sind bereits weitgehend in Bindegewebe eingescheidet, so daß eine Hautübertragung
möglich wird.
In-mehreren sehr erfolgreich verlaufenden Operationen hat sich gezeigt, daß in den mit dem neuen Mittel
austamponierten Wundhöhlen Grant'htionsgewebe entsteht, in dem in feine Bindegewebekapseln eingebettete Kunststoffkügelchen liegen. Dadurch wird eine
Sanierung des Herdes ohne Veränderung der Elastizität bzw. Stabilität des Knochens erzielt. Bei der bisherigen
Füllung osleomyelitischer Höhlen sind stets Plomben aus Kunststoffmaterial verwendet worden, die den
Defekt im Knochen nur volumenmäßig ersetzen können, aber die Elastizität des Knochens ungünstig
beeinflussen. Eine zuweilen notwendige Entfernung dieser bisher üblichen Knochenzementplomben ist
naturgemäß nur unter sehr großen Schwierigkeiten möglich. Das erfindungsgemäße Mittel kann dagegen in
der Höhle verbleiben. Durch die besondere Formgebung des neuen chirurgischen Materials werden die
natürlichen Spannungs- und Stabilitätseigenschaften des Knochens und seine Tragfähigkeit nicht verändert.
Die angegebene Teilchengröße des Materials ergibt optimale und neue, bisher nicht erreichbare Effekte. Es
kann insbesondere auch eine optimale Ausfüllung der
Knochenhöhlen ohne jede Anwendung von Druck erreicht werden. Hier liegt zum Beispiel ein weiterer
besonderer Vorteil gegenüber der Verwendung von Plomben aus geschäumten Kunststoffen.
Ein ganz besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Mittel liegt schließlich auch darin, daß im Gegensatz zu
den vorbekannten Plomben ein ungehinderter Sekretabfluß gewährleistet ist; das ist bei Operationen dieses
Typs von besonderer Wichtigkeit, da sowohl Blut nach operativen Eingriffen als auch Eiter von der abklingen- '°
den Infektion abfließen muß.
Kunststoffmaterialien für chirurgische Zwecke auf der Basis von Polymethacrylaten und/oder Polyacrylaten sind im Prinzip bekannt. Sehr gebräuchlich ist zum
Beispiel ein Knochenzement, der in einer Normalpakkung zwei Beutel mit je etwa 40 g Pulver und 2
Ampullen mit je 20 ml Flüssigkeit enthält Das Pulver ist ein feines Perlpolymerisat (Teilchendurchmesser
<30μ) aus Methacrylsäuremethylester mit einem
Copolymeranteil να? Methacrylat Als Katalysator sind M
dem Pulver etwa 0,5% Dibenzoylperoxid zugesetzt. Zur Kennzeichnung des Materials sind bei der Herstellung
Spuren von Chlorophyll miteinpolymerisiert Als Röntgenkontrastmittel kann das Pulver zusätzlich z. B.
Zirkondioxid enthalten. Die zugehörige Flüssigkeit besteht aus monomerem Methacrylsäuremethylester,
dem als Beschleuniger etwa 0,7% Dimethyl-p-toluidin sowie als Stabilisator Spuren von Hydrochinon
zugesetzt sind. Auch diese Flüssigkeit ist in der Regel zur Kennzeichnung mit Spuren von Chlorophyll J0
eingefärbt Das in Polyäthylenbeuteln abgepackte Pulver ist mit Äthylenoxid sterij:.siert Die Flüsigkeit ist
steril filtriert und in Glasampullen ibgefüllt.
Beim Zusammenmischen von 2 Gew. Teilen Pulver mit 1 Gew.-Teil Flüssigkeit reagiert das Dibenzylper- J5
oxid dem Dimethyl-p-toluidin in der Flüssigkeit, wodurch die radikalische Polymerisation angeregt wird.
Die Mischung ist so abgestimmt, daß sie schon nach etwa I Minute als Teig verwendet werden kann. Dieser
Teig bleibt für etwa 4 Minuten knetbar und beginnt dann unter Wärmeentwicklung auszuhärten. Nach 6 Minuten
ist die Polymerisation im wesentlichen abgeschlossen. Während der elastischen Phase erfolgt die Formgebung,
so daß man das chirurgische Kunststoffmaterial in Form eines Granulates oder in Form von Kügelchen, die 4S
jeweils möglichst einheitliche Oberfläche und Teilchendurchmesser besitzen sollen, erhält
Die Teilchendurchmesser liegen zwischen I und 20 mm, vorzugsweise etwa zwischen 7 und 10 mm.
Selbstverständlich muß stets Sterilität gewahrt sein. Nach einer besonderen Ausführungsform der Erfindung
werden die Teilchen miteinander durch Fäden oder Drähte verbunden. Das kann z.B. in der Form
geschehen, daß man das Material, so lange es sich noch im verformbaren Zustand befindet, wie Perlen auf eine
Schnur oder auf einen Draht aufreiht oder Fäden in das Material eindrückt Ais Fäden kann beliebiges chirurgisches Nähtmaterial verwendet werden oder auch
hochlegierte Stahldrähte, wie sie in der Knochenchirtirgie Verwendung finden= Ein erfindungsgemäßesh0
Mittel in dieser Form hat den Vorteil, daß es während der Operation einfacher zu handhaben ist und im Falle
einer Reoperation besser entfernt werden kann. Auch eine zunächst nur vorübergehende Füllung bei einer
vorläufigen Versorgung wird auf diese Weise erstmals h"'
möglich. Die verwendeten Drähte sind außerdem räntgenkontrastfähig. Dadurch wird z. B. eine eventuell
erwünschte Entfernung der Partikeln aus dem Bindegeweblager erleichtert; auch die temporäre Einbringung
der erfindungsgemäßen Mittel in eine Markhöhle wird möglich, z. B. nach Entfernung eines Marknagels wegen
Markhöhlenphlegmone.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mittel wird in den Kunststoff vor der Aushärtung ein Antibioticum
inkorporiert. Hierfür kommen grundsätzlich alle Antibiotica in Betracht, die durch die bei der Aushärtung
auftretenden Temperaturen nicht geschädigt und die in
der erwünschten Weise aus dem Kunststoff freigesetzt werden. Da jedoch die Polymerisation zu den
erfindungsgemäßen kleinen Teilchen eine größere Oberfläche und damit eine bessere Ableitung der
entstehenden Polymerisationswärme ermöglicht, ist diese Bedingung nicht kritisch. Grundsätzlich können
alle Antibiotica — einzeln oder im Gemisch — Verwendung finden, die sich bei den bei der
Polymerisation auftretenden Temperaturen als im wesentlichen thermostabil erweisen. Sie sollten also
Temperaturen von etwa 60° bis 80° C ohne wesentlichen Aktivitätsverlust überstehen. Darüber hinaus sollen die
Antibiotica chemische Stabilität gegenüber den verwendeten Kunststoffen besitzen. Ihr Wirkungsspektrum soll
grampositive oder gramnegative Erreger oder vorzugsweise beide Gruppen umfassen. Möglichst sollen die
Erreger im Hinblick auf die verwendeten Antibiotica eine verzögerte Resistenzentwicklung aufweisen. Aus
der Vielzahl der in Frage kommenden Antibiotica seien z. B. die folgenden genannt: Erythromycin, Lincomycin,
Clindamycin, Novobiocin;, Vancomycin, Fusidinsäure,
Rifampicin, Polymyxine, Neomycin, Kanamycin, Nebramycin und insbesondere Gentamycin. Auch Penicilline
und Cephalosporine kommen in Betracht Die Aminoglycosid-Antibiotica sind dabei wegen ihres breiten
antibakteriellen Spektrums und ihrer Wärmestabilität besonders geeignet
Gentamycin z. B. ist ein Aminogiycosid-Antibioticum,
das überwiegend bakterizid gegen grampositive und vor allem gramnegative Keime wirkt Alle Jicse Keime
können aber eine chronische Osteomyelitis unterhalten, so daß dieses Antibioticum bereits unter Ausnutzung
der lokalen oder systematischen Wirkung bei Osteomyelitis verwendet worden ist Darüber hinaus ist
bekannt, daß Gentamycin gerade aus Kunstharzen auf Basis von Polymethacrylaten und/oder Polyacrylaten
besonders vorteilhaft freigesetzt wird. Die sehr gute Wasserlöslichkeit dieses Antibioticums wirkt sich
offenbar sehr günstig auf eine Diffusion aus dem Kunststoff aus. Das gute Diffusionsvermögen ermöglicht nach einem anfänglichen stärkeren Konzentrationsabfall eine nahezu konstante Freigabe, die über
einen außerordentlich langen Zeitraum nur langsam abnimmt Damit ist auch noch nach Monaten ein
ausreichender Schutz gewährleistet. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der bisher üblichen Behandlung der
chronischen Osteomyelitis, bei der Antibiotica durch Instillation oder Spüldrainage appliziert werden. Das
Antibioticum muß dabei gegen den Sekretabfluß aus der Höhle wirken, und die letzten Verzweigungen des
Fistelsystems werden nicht erreicht Eine Spüldrainage kann wegen der Verstopfung der Drainageschläuche in
der Regel nur über einen sehr beschränkten Zeitraum aufrechterhalten werden.
Weder der Vorgang der Aushärtung noch die physikalischen Eigenschaften des Kunststoffmaterials
sollen die Wirksamkeit der Antibiotica ungünstig beeinflussen. Im Hinblick auf Gentamycin (Gentamycinsulfai und Gentamycinbase) liegen bereits Publikationen
vor. Einzelheiten solcher Untersuchungen finden sich
z, B. in Langenbeoks Archiv für Chirurgie 331, Seiten
169 bis 212, 1972, Springer Verlag Perlin-Heidelberg,
Die Untersuchungen über die Freisetzung der Antibiotics aus den erfindungsgemäßen Mitteln erstrecken sich
auf Konzentrationstests in Serum-, Urin- und Drainageproben.
Gegenüber der bisherigen Anwendung eines antibioticahaltigen
Knochenzementes besitzt das neue chirurgische Material noch den Vorteil, daß es in bereits
ausgehärteter Form in den Körper eingebracht wird. Es entfällt somit im Knochengewebe die Wärmeentwicklung
beim Auspolymerisieren, was bedeutet, daß die Operation schonender durchgeführt werden kann, da
keine zusätzliche Schädigung des minderdurchbluteten Lagers für die Füllung auftreten kann. Auch kann bei
dem extrakorporal ausgehärteten Kunststoff die Gefahr verringert werden, daß während der Operation noch
Restmonomere freigesetzt werden, so daß ein potentielles Risiko hinsichtlich des Herz-Kreislaufsystems
entfällt
Die Menge des zuzusetzenden Antibioticums kann in weiten Bereichen variiert werden und hängt im
wesentlichen ab von der Aktivität des Antibioticums. Im allgemeinen liegen die Zusätze bei etwa 0,2 bis 15
Gew.-°/o an Antibiotica, bezogen auf das Polymere. Für Gentamycin haben sich z. B. Zusätze zwischen 1 und 4
Gew.-% als besonders günstig erwiesen (berechnet auf Gentamycinbase). Die übrigen Antibiotica werden
vorzugsweise ebenfalls in ihrer antimikrobiellen Aktivitat
adäquaten Mengen beigemischt. Es können eber
auch andere Antibioticazusätze oder Gemische von Antibiotica gewählt werden. Beispielsweise kann ein
wesentlich höherer Zusatz geboten sein, wenn eine verhältnismäBig kleine Höhle aufzufüllen ist, aber doch
eine bestimmte wirksame Dosis des Antibioticums eingeführt werden soll. Da eine eventuelle Veränderung
der mechanischen Eigenschaften des Kunststoffmaterials durch den Zusatz des Antibioticums im Falle des
erfindungsgemäßen chirurgischen Materials keine wesentliche Rolle spielt, kann der Zusatz an Antibioticum
allein nach therapeutischen Gesichtspunkten bestimmt werden. Bei Erregerwechsel oder Resistenz gegenüber
dem inkorporierten Antibioticum dann das erfindungsgemäße Mittel auch leicht entfernt und gegebenenfalls
durch ein anderes mit einem oder mehreren anderen Antibiotica ersetzt werden.
Das neue chirurgische Material soll vornehmlich zur Behandlung der chronischen Osteomyelitis Verwendung
finden. Bei der Durchführung der Operation wird zunächst die gesamte abgestorbene Knochensubstanz
bzw. Gewebe aus der Wundhöhle entfernt. Die entstehende Höhle wird dann mit dem erfindungsgemäßen
Mittel sorgfältig ausgefüllt bzw. die an Fäden oder Drähten befindlichen Kägelchen werden eingelegt.
Durch die erfindungsgemäßen Dimensionen der Partikel wird eine optimale Ausfüllung der Höhle ermöglicht.
Das neue Material hat sich in zahlreichen Operationen hervorragend bewährt.
Es wird ein sehr rasches Versiegen der eitrigen 6q Sekretion beobachtet. Offene, mit dem erfindungsgemäßen
Mittel ausgefüllte Höhlen sehen völlig reizlos aus und zeigen keine Entzündungszeichen. Als Ausdruck
der Infektfreiheit werden dii Partikeln langsam von Bindegewebe umschlossen. Die Lage der Partikeln kann
darüber hinaus sehr gut kontrolliert werden, da die Kunststoffteilchen im Röntgenbild klar zu erkennen
sind.
Die erfindungsgemäßen Mittel eignen sich auch zur Infektionsprophylaxe bei verschmutzten, ausgedehnten
Weiehteilwunden oder Trümmerzonen bei offenen
Knochenbrüchen, wie sie etwa bei Unfällen häufig auftreten, im Sinne einer temporären Ausfüllung einer
potentiell infizierten Wundhöhle mit unsicherem Hautverschluß. Damit ist es erstmals möglich, Antibiotica in
Depotform lokal, d, h, unmittelbar an den infizierten oder gefährdeten Stellen, anzuwenden. Darüber hinaus
kann die Applikation beliebig unterbrochen und auch gezielt wiederholt werden. Besonders einfach ist bei
größeren Wunden die Einbringung von miteinander verbundenen Partikeln, da dann alle Partikeln durch
Ziehen an einem Fadenende mühelos entfernt werden können. Hiermit eröffnen sich ganz neue Wege für die
Behandlung von Wunden mit Antibiotica.
40 g -eines sterilen, feinen Perlpolymerisats (Teilchendurchmesser
< 30 μ), bestehend «as einem Copolymerisat
von Methacrylsäuremethylester .und Methylacrylat, das zusätzlich 0,5% Dibenzoylperoxid, Spuren Chlorophyll
und 15% Zirkondioxid als Röntgenkontrastmittel enthält, werden mit 0,5 g Gentamycinsulfat gut vermischt.
Das erhaltene Pulver wird sodann mit 20 ml einer Flüssigkeit gemischt, die aus monomeren!
Methacrylsäuremethylester besteht mit einem Zusatz von etwa 0,7% Dimethyl-p-toluidin und etwa 0,006%
Hydrochinon. Aus der nach gründlicher Durchmischung entstehenden Paste werden Kügelchen mit einem
Durchmesser von etwa 7 mm geformt. Nach etwa 6 Minuten sind die Partikeln erhärtet. Gegebenenfalls
kann eine Sterilisation, z. B. durch Begasung mit Äthylenoxid, angeschlossen werden. Die Kügelchen
können sodann zur Füllung osteomyelitischer Höhlen eingesetzt werden.
Analog Beispiel 1 werden Kügelchen mit einem Durchmesser von etwa 7—10 mm geformt. Der Zusatz
an Gentamycinsulfat beträgt 1 g auf 60 g Polymerisat. Noch vor der vollständigen Aushärtung werden die
erhaltenen Partikeln mit einem Abstand von etwa 2 mm wie Perlen auf einen Faden (chirurgischer, hochlegierter
Stahldraht) mit einem Durchmesser von etwa 0,1 mm aufgezogen. Man läßt die Kügelchen in diesem Zustand
aushärten. Bei der Füllung osteomyelitischer Höhlen kann die »Perlenschnur« auf jeder beliebigen Länge
abgeschnitten werden.
Analog Beispiel 1 wird ein Granulat hergestellt von Pariikeln mit einem mittiefen Durchmesser von 6 bis
8 mm. Vor der Polymerisation werden 03 g Erythromycin
und 1 g Neomycin zugeführt. Das erhaltene Produkt wird zur Füllung osteomyelitischer Höhlen verwendet.
Analog Beispiel 1 werden 40 g des Perlpotymerisats mit 0,8 g Nebramycin (bezogen auf die Base) versetzt.
Die Polymerisation erfolgt nach Zug.'sbe von 20 ml der das Monomere enthaltenden Flüssigkeit. Es werden
Kügelchen mit einem Durchmesser von 7 bis 10 mm geformt. Diest können analog Beispiel 2 auf einen
chirurgischen, biegsamen Draht aufgezogen werden, wodurch die Handhabung während der Operation
erleichtert wird.
Claims (6)
1. Antibioticahaltiges Mittel in Kugelform, enthaltend einen Kunststoff, wobei das Antibioticum in
gleichförmiger Verteilung im Kunststoff vorliegt, dadurchgekennzeichnet, daß der Kunststoff ein Polymethacrylat und/oder Polyacrylat ist,
die Kugeln einen Durchmesser von 1 bis 20 mm besitzen und wobei das Mittel aus dem Kunststoff und
mindestens einem Antibioticum besteht.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kugelt! einen Durchmesser von 7 bis
10 mm besitzen,
3. Mittel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil der Kugeln
mit Hilfe von Fäden oder Drähten miteinander verbunden ist
4. Verwendung des Mittels nach den Ansprüchen
1 bis 3, als chirurgisches Material.
5. Verwendung des Mittels nach Anspruch 4 zur Ausfüllung osteomyeütischer Höhlen.
6. Verwendung des Mittels nach den Ansprüchen 4 und 5 in Form von mit Hilfe von Fäden oder
Drähten miteinander verbundenen Kugeln.
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