-
Umfeld der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
die Einlagerung von biologisch aktiven Molekülen in eine Matrix aus Glas,
insbesondere bioaktivem Glas, unter Verwendung eines von Sol-Gel
abgeleiteten Verfahrens zur Herstellung.
-
Hintergrund
der Erfindung
-
Muskel-Skelettverletzungen haben
einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensqualität von Millionen
von Amerikanern. Die verzögerte
Heilung und das Nicht-Zusammenwachsen von Knochenbrüchen stellen
eine ständige
orthopädische
Herausforderung dar. Der herkömmliche
Weg, diese Probleme zu behandeln, ist die Verwendung von Knochenplatten
und Schrauben in Verbindung mit autologem Knochentransplantat.
-
Für
autologes Knochentransplantat als ein natürlich zusammengesetztes Material
konnte gezeigt werden, dass es sowohl osteokonduktive als auch osteoinduktive
Eigenschaften aufweist. Darüber
hinaus ist es ein steriles, nicht immunogenes und nicht toxisches
Material, das die Fähigkeit
besitzt, vollständig
in die Bruchstelle eingelagert zu werden. Ungeachtet des langen
Zeitraums bis sich ihre Aktivität
entwickelt, sind autologe Knochentransplantate der Gold-Standard,
mit dem synthetische Zusammensetzungen verglichen werden. Weil es
außerdem
nur einen begrenzten Nachschub und Morbidität an der Entnahmestelle des
autologen Knochentransplantatmaterials gibt, besteht ein wesentlicher
Anreiz, synthetische Zusammensetzungen zu entwickeln. Bis heute
hat keines der synthetischen Ersatzknochentransplantate die Eigenschaften
eines autologen Knochentransplantats vollständig erreicht.
-
Die Steigerung der Geschwindigkeit
und der Wahrscheinlichkeit von Knochenbruchheilung und die Förderung
von Knochenbildung sowie die Heilung von Knochenbrüchen mit
verzögerter
Heilung und Knochenbrüchen,
die nicht zusammenwachsen, sind von großer klinischer Bedeutung. (NIH/AAOS
sponsored workshop. Bone Formation and Bone Regeneration. Tampa,
FL: American Academy of Orthopaedic Surgeons, 1993). Die große Gruppe
von Patienten mit verzögertem
und Nicht-Zusammenwachsen
von Knochen, die großen
direkten medizinischen Kosten und die gesellschaftlichen Kosten,
die mit ihrer Langzeitinvalidität
in Zusammenhang stehen unterstreichen die Notwendigkeit für wirksame
und verbesserte Behandlungsverfahren.
-
Fortschritte in den Materialwissenschaften
und die Identifizierung von osteogenetischen und osteoinduktiven
Wachstumsfaktoren haben die Untersuchung von neueren Alternativen
für autologe
Knochentransplantationen angeregt. Osteogenese, was der Vorgang
der Knochenbildung ist, schließt
sowohl Osteokonduktion als auch Osteoinduktion ein. Osteokonduktion
ist der Vorgang, in dem differenzierte knochenbildende Zellen eine
Knochenmatrix auf einem existierenden Substrat bilden. Materialien,
die diesen Vorgang fördern,
werden als osteokonduktiv bezeichnet. Osteoinduktion ist der Vorgang,
durch den undifferenzierte mesenchymale Vorläuferzellen in differenzierte
knochenbildende Zellen umgewandelt werden. Faktoren oder Materialien,
die diesen Vorgang fördern,
werden als osteoinduktiv bezeichnet.
-
Wachstumsfaktoren, die durch biologisch
aktive Träger
mit kontrollierter Freisetzung (engl.: „controlled release carriers")
herangeführt
werden, haben das Potenzial für
verbesserte Knochenbruchheilung und geringere Morbidität, was zu
einer verbesserten Patientenbehandlung und einer Verringerung der
Gesamtkosten, die mit der Knochenbruchbehandlung einhergehen, führt. Ebenso
wird das Heranführen
von Antibiotika durch solche Träger,
entweder alleine oder zusätzlich
zu Wachstumsfaktoren, helfen, das Auftreten von Infektionen zu verringern,
die zu weiteren Verzögerungen
in der Heilung beitragen. Bei Knochenbrüchen, die beispielsweise die
Wirbelsäule
betreffen, wird die Einlagerung von entzündungshemmenden Mitteln und
Analgetika (Schmerzmittel} helfen, Entzündungen zu kontrollieren, die
ebenfalls den Heilungsvorgang verzögern können, und zum Wohlbefinden
des Patienten während
des Heilungsvorgang beitragen.
-
Darüber hinaus würde die
kontrollierte Freisetzung solcher Materialien, ungeachtet der Bioaktivität des Trägers, einen
eindeutigen Vorteil gegenüber
den gegenwärtigen
Abgabeverfahren darstellen und würde
bei der Fixierung von Implantaten helfen.
-
Das ideale synthetische Transplantat
wäre ein
Gerüstmaterial,
welches das Wachstum von Knochengewebe an der Stelle des Gerüsts anregen
würde,
während
dieses degradiert. (Damien et al., J. Applied Biomater. (1991) 2:
187–200).
Synthetische Materialien, die als Ersatzknochentransplantat verwendet
werden sollen, sollten mechanische und andere Eigenschaften ähnlich jenen
von Knochen haben, und sie sollten mit den umgebenden Geweben bioverträglich sein.
Um eine Verbindung über
die Bruchstelle liefern zu können,
müssen
sie nicht nur als Gerüstmaterialien
dienen, sondern auch, ähnlich
wie natürliche
Knochen, eine stimulatorische Wirkung auf die Knochengewebsregeneration
haben.
-
Die gegenwärtig verwendeten synthetischen
Knochentransplantatmaterialien werden als osteokonduktiv erachtet,
dahingehend, dass sie die Bildung von Knochenmatrix an ihren Oberflächen auslösen. Weiterhin
führen
sie zu einer angrenzenden Schnittstelle bzw. Grenzfläche mit
Knochen, oder sie werden durch Knochengewebe ersetzt. Solche Eigenschaften
legen eine chemische Wechselwirkung zwischen diesen bioaktiven Materialien
und der Knochenumgebung nahe. Zellen, die in der Knochenmatrixumgebung
vorkommen, üben
eine vorteilhafte Antwort auf diese Materialien aus.
-
Die Materialien, die für die Verwendung
als synthetische Transplantate am meisten untersucht wurden, waren
Calciumphosphatkeramiken und bioaktive Gläser. Calciumphosphatkeramiken
(CPCs) (engl.: „calcium phosphate
ceramics") sind in ihrer Zusammensetzung der mineralischen Phase
des Knochens sehr ähnlich. Bioaktive
Gläser
besitzen die Fähigkeit,
eine Hydroxyapatitschicht auf ihrer Oberfläche zu bilden, welche die mineralische
Phase des Knochens nachahmt.
-
Die am häufigsten verwendeten Calciumphosphatkeramiken
schließen
ein: Hydroxyapatit (HA), in entweder dichten oder porösen Formen,
und β-Tricalciumphosphat
(β-TCP).
Nydroxyapatit besitzt nur begrenzte Wirksamkeit als Transplantatmaterial.
Als HA-Feststoffe in poröser
und dichter Form als Transplantatmaterial im Alveolarkamm untersucht
wurden, wurde gefunden, dass sich faserige Verkapselungen bzw. Einkapselungen
in den durch den Knochen übertragenen
(perossalen) Stellen bilde ten. Außerdem wurde gefunden, dass die
Wanderung (Migration) der Partikel ein Problem darstellt. (Ducheyne
P., J. Biomed. Mater. Res. (1987) 21(A2 Suppl): 219.). Außerdem kann
HA nicht als Gerüstmaterial
verwendet werden, weil seine Degradationsgeschwindigkeit langsam
ist. (Cornell et al., Clin. Orthop. (1992) 297; und Radin et al.,
J. Biomed. Mater. Res. (1993) 27: 35–45).
-
Andererseits ist β-TCP ein biologisch abbaubares
Material, das osteokonduktiv ist. Jedoch wurde gefunden, dass seine
Degradationsgeschwindigkeit zu schnell ist, um als ein wirksames
synthetisches Transplantatmaterial in Kraft- bzw. gewichttragenden
Situationen dienen zu können.
(Damien et al., supra.). Daher haben klinische Bewertungen und Anwendungen
der HA- und β-TCP-Materialien,
entweder dicht oder porös, gezeigt,
dass beide Materialien durch einen Mangel an kontrollierter Reaktionsgeschwindigkeit
eingeschränkt sind.
-
Für
bioaktive Gläser
konnte erstmals in den späten
Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts durch Dr. Larry Hench gezeigt
werden, dass sie an lebenden Knochen binden. Seit dieser Zeit haben
mehr als zehn Gruppen auf der Welt gezeigt, dass Gläser, die
SiO2, CaO, P2O5, Na2O und andere
geringe Mengen an Oxiden in verschiedenen Verbindungen an Knochen
binden. (Ducheyne P., J. Biomed. Mater Res. (1987) 21(A2 Suppl.):
219; Hench, L. L., Ann. N. Y. Acad. Sci. (1988) 523: 54; Andersson
et al., J. Biomed. Mater. Res. (1991) 25: 1019–1030; Andersson et al., J.
Non-Cryst Solids (1991) 129: 145–151 ; Boone et al., J. Biomed.
Mater. Res. (1989) 23(A2 Suppl.): 183; Ducheyne et al., Clin. Orthop.
Rel. Res. (1992) 76: 102–114;
Hench, L. L., J. Biomed. Mater. Res. (1989) 23: 685–703; Kokubo,
T., Biomaterials (1991) 12(2): 155; und Rawlings, R. D., J. Mater.
Sci. Letters (1992) 11: 1340–1343.).
-
Bioaktive Glaskeramiken werden Oberflächenkorrosionsreaktionen
unterzogen, wenn sie Körperflüssigkeiten
ausgesetzt sind. Diese Korrosionsreaktionen bilden ein Siliziumoxid-(Kieselerde
bzw. Kieselsäure bzw.
Silica)-reiche Oberflächenschicht.
Diese Schicht dient als Ort der Keimbildung für die Ablagerung von Calciumphosphat,
das sich zu einer dicken Hydroxyapatitschicht entwickelt. Wenn sie
in Kontakt mit knochenbildenden Zellen kommt, wird diese Schicht
die Grundlage für
die chemische Bindung zwischen dem Glas und der Knochenmatrix bilden.
(Ducheyne, supra; Hench (1988), supra; und Hench (1989), supra.).
Das bioaktive Glas 45S5 von Dr. Hench ist die am besten untersuchte
bioaktive Glaskeramik. Ihre Zusammensetzung in Gewichtsprozent beträgt: 45%
SiO2, 24,5%·CaO, 6% P2O5 und 24,5% Na2O.
-
In dem U.S. Patent Nr. 5,204,106
wurde 45S5-Glas in fester Form in einem engen Größenbereich als wirksames Ersatzknochentransplantat
im Alveolarkammmodell und als gut in den umgebenden Knochen eingelagert
beschrieben. Für
die Glaskörnchen
wurde beschrieben, dass sie die Hochregulation von Osteovorläuferzellen
zu Osteoblasten bewirken, die aktiv Knochengewebe begründen. (Schepers
et al., J. Oral Rehabil. (1991) 18: 439–452.).
-
Die folgenden Parameter sind wichtig
für knochenbioaktive
Ersatztransplantate: kontrollierte Resorption und Reaktivität, durch
Einsenken bzw. Eintauchen induzierte Transformation der Oberfläche des
synthetischen Materials in ein biologisch äguivalentes hydroxyapatitähnliches
Material, relativ großer
Oberflächenbereich
und Porosität
(um ein Netzwerk für
osteoblastische Aktivität
zu bilden). Bioaktives Glas kann potentiell so zugeschnitten werden,
dass es diese Parameter erfüllt.
Zusätzlich
sind die folgenden Voraussetzungen wichtig für ein erfolgreiches Abgabesystem
für biologisch
aktive Moleküle:
1) kontrollierte Freisetzung der Moleküle; 2) Abgabe von adäquaten Mengen
der Moleküle;
3) rasches Wachstum des Knochengewebes in den Träger; 4) Bioverträglichkeit,
Osteokonduktivität
und Osteoinduktivität
des Implantatmaterials; und 5) Resorption des Trägers, wenn sich Knochengewebe
vollständig
gebildet hat. (Lucas et al., J. Biomed. Mater. Res. (1989) 23 (A1
Suppl.): 23.). Kein derzeit verfügbares
Abgabesystem erfüllt
all diese Kriterien. (Damien et al., supra; und Cornell und Lane,
Clin. Orth. Rel. Res. (1992) 277: 297–311.). Gewiss kein Abgabesystem
führt zu kontrollierter
Abgabe.
-
Es wurden Versuche wurden unternommen,
in denen versucht wurde Calciumphosphatkeramiken zu verbessern,
indem sie als Abgabevehikel für
Knochenwachstumsfaktoren verwendet wurden. Bis heute war es nicht
erfolgreich, Wachstumsfaktoren in Calciumphosphatkeramiken so einzulagern,
dass dies zu einer nachhaltigen Abgabe des hinzugefügten Wachstumsfaktors
führt.
Meistens erreicht man eine plötzliche
Freisetzung (engl.: „burst
release"), was eine schnelle anfäng liche
Freisetzung des Großteils
des Materials über
eine kurze Zeitspanne darstellt. (Campbell et al., Trans. Orthop.
Res. Soc., 40: 775, 1994.).
-
Träger, die aus β-TCP oder
einem nicht löslichen
Kollagen hergestellt ist, waren in Kombination mit knochenmorphogenetischem
Protein mäßig erfolgreich
im Erreichen einer guten Beschleunigung von Knochengewebsheilung.
(Damien et al., J. Dental Res. (1989) 68: 1355–1359). Jedoch waren diese
Systeme nicht fähig,
eine messbare kontrollierte Freisetzung von Wachstumsfaktoren über Zeitspannen
zu liefern, die an jene für
Knochengewebsregeneration benötigte
hinkommen, um einen großen
Knochenfülldefekt
zu überbrücken. In
einer Studie wurden große
Mengen an Wachstumsfaktoren, d. h. größer als 50 mg, benötigt, um
Defekte größer als
drei (3) Zentimeter aufzufüllen.
(Johnson et al., Clin. Orthop. (1992) 277: 229–237).
-
In den meisten untersuchten Systemen,
in denen osteokonduktive Materialien als Träger verwendet wurden, betraf
das Einlagerungsverfahren jenes des einfachen Eintauchens des Materials
in eine Wachstumsfaktorlösung.
Der Wachstumsfaktor wird anschließend entweder auf der Materialoberfläche oder
in die Porenstruktur adsorbiert, aber er wird anschließend beim
Eintauchen in eine wässrige
Lösung
in einem plötzlichen Effekt
freigesetzt. (Campbell et al., Trans. Orthop. Res. Soc., 40: 775,
1994.)
-
Die veröffentlichte Anmeldung WO 92107554
berichtet von einem Material, das in lebendes Gewebe implantiert
werden kann, das eine Biodegenerationsgeschwindigkeit aufweist,
die der Geschwindigkeit entspricht, mit der das Gewebe regeneriert.
Es wird berichtet, dass das Material eine aktive Substanz einschließen kann,
die eine erweiterte bzw. verlängerte
therapeutische Wirksamkeit liefert. Das Material schließt ein Calciumphosphat,
ein biologisch abbaubares Oxid oder Polyoxid und eine aktive Substanz
mit Amingruppen wie Netilmicin und/oder Gentamicin in Sulfatform
ein.
-
Die veröffentlichte Anmeldung WO 93105823
berichtet über
eine Zusammensetzung zur Stimulation von Knochenwachstum umfassend
wenigstens eines von FGF, TGF-β,
IGF-II, PDGF und ihre biologisch aktiven Mutanten und Fragmente,
oder Knochenextrakte mit entsprechender Aktivität, oder Knochenextrakte mit BMP-Aktivität und ein
geeignetes Verabreichungsmaterial.
-
Die Patentanmeldung des Vereinigten
Königreichs
GB 2255907 A berichtet von einem Abgabesystem für biologisch aktive Wachstums-
und morphogenetische Faktoren umfassend ein festes Adsorptionsmittel, das
hinsichtlich seiner spezifischen Affinität bezüglich des Faktors und des daran
adsorbierten Faktors ausgewählt
ist. In einer Ausführungsform
wird poröses
Hydroxyapatit als das feste Adsorptionsmittel beschrieben.
-
Das U.S. Patent Nr. 4,869,906 beschreibt
ein resorbierbares poröses
Tricalciumphosphat, in dem die Poren mit einer Füllmischung aus einem Antibiotikum
und einem Füllstoff
verschlossen sind.
-
U.S. Patent Nrs. 5,108,436 und 5,207,710
beschreiben belastungsbeständige
Prothesen mit einem porösen
Bereich in Kombination mit einem Extrakt eines osteogenen Faktors
oder einem gereinigten osteogenen induktiven Protein, wahlweise
in Kombination mit einem TGF-β-Kofaktor
in einem pharmazeutisch geeigneten Träger. Der Träger ist entweder eine Kollagenzusammensetzung
oder eine Keramik. Der Extrakt des osteogenen Faktors ist in dem
porösen
Bereich verteilt. Andere Verfahren für die Verbindung des belastungsbeständigen Mittels
mit dem osteokonduktiven Material schließen Beschichten, Sättigung,
Anlegen von Vakuumkraft um das Material in die Poren zu bringen
und Lufttrocknen oder Gefriertrocknen des Materials auf dem Mittel
ein. Es wird weiter beschrieben, dass die pharmazeutisch geeigneten
Träger
vorzugsweise eine Matrix umfassen, die fähig ist, eine Struktur zur
Entwicklung von Knochen und Knorpel zu liefern. Einige aufgeführte bevorzugte
pharmazeutisch geeignete Träger
schließen
Kollagen, Hydroxyapatit, Tricalciumphosphat und bioaktives Glas
ein. Jedoch gibt es keine Beschreibung einer Zubereitung, die bioaktives
Glas als einen pharmazeutisch geeigneten Träger enthält.
-
U.S. Patent Nr. 4,772,203 beschreibt
Implantate mit einem Kern und einer Matrix, wobei die Matrix wenigstens
teilweise resorbierbar ist. Die resorbierbare Matrix ist bioaktiv
und/oder osteogeneseinduzierend. Tricalciumphosphat, Hydroxylapatit
[sic] und bioaktives Glas sind als solche Matrices aufgeführt. Es
wird weiterhin ausgeführt,
dass, falls eine resorbierbare Matrix verwendet wird, es weiterhin
möglich
ist, Antibiotika in die Matrix einzubetten.
-
Das U.S. Patent Nr. 4,976,736 beschreibt
Biomaterialien, die nützlich
sind für
orthopädische
und Zahnanwendungen mit einem Grundanteil aus Calciumkarbonat und
einer Oberflächenschicht
aus einem synthetischen Phosphat, wie Hydroxyapatit. Ein für Hydroxyapatit
behaupteter Vorteil ist sein Absorptionsvermögen. Es wird weiterhin beschrieben,
dass Antibiotika oder Wachstumsfaktoren in die Porenräume des
Implantats eingeführt
bzw. daran angelagert werden können.
Alternativ dazu kann das Antibiotikum oder der Wachstumsfaktor mit
einem vorzugsweise biologisch abbaubaren Polymer vermischt werden
und in die Porosität
eingespritzt oder auf die Porosität des phosphatbeschichteten
Materials durch Vakuumfiltration aufgebracht werden.
-
Gombotz et al., J. App. Biomat.,
(1994) 5: 141–150
beschreiben die Einlagerung des transformierenden Wachstumsfaktors-β in ein zusammengesetztes
Implantat, das aus Poly(Milchsäure-Co-Glykolsäure) und demineralisierter
Knochenmatrix hergestellt ist. Es wurde berichtet, dass die Implantate
eine Entzündungsantwort
mit geringer Mineralisation oder Knochenbildung zeigten. Ähnliche
Ergebnisse wurden berichtet in Meikle et al., Biomaterials, (1994)
15(7): 513–521
mit Poly-DL-Milch-Co-Glykol-Scheiben
(engl.: „poly
DL-lactide-co-glycolide discs") mit eingelagertem Knochenmatrixextrakt.
-
U.S. Patent Nr. 4,563,350 beschreibt
eine Zusammensetzung, die geeignet ist für induktive Knochentransplantate,
die eine gereinigte Form eines osteogenen Faktors als Beimischung
zu einem Träger
aufweist, der einen prozentualen Anteil an nicht faserigem Kollagen
besitzt. Der Faktor wird zu dem Kollagen entweder in Lösung oder
in Gelatineform hinzugefügt
und in verdünnter
Mineralsäure
für 1–2 Stunden
bei ca. 4°C
gerührt.
Das Material wird anschließend
dialysiert und lyophilisiert.
-
Die japanische Offenlegungsschrift
Nr. 5253286 beschreibt ein Material zur Wiederherstellung von Knochen
umfassend Ca-enthaltendes Glaspulver und/oder kristalli siertes Glaspulver,
eine wässrige
Lösung, die
hauptsächlich
aus Phosphat besteht, und eine medizinische Substanz in Form einer
kontrollierten Freisetzung. Die medizinische Substanz wird als in
Feststoffform vorliegend beschrieben, und sie kann mit Mineralien beschichtet
werden, die fähig
sind, die Freisetzung der Substanz zeitweise zu unterdrücken.
-
Wie aus dem Vorangegangenen ersichtlich
ist, wird ein Träger
benötigt,
der eine kontrollierte Freisetzung von biologisch aktiven Molekülen erlaubt.
Solche Materialien, die zusätzlich
osteokonduktiv und/oder osteoinduktiv sind, werden ebenfalls benötigt.
-
Bioaktive Gläser sind osteokonduktiv, aber
sie werden für
gewöhnlich
hergestellt durch Vermischen der verschiedenen Oxide in einem Platinschmelztiegel
und Schmelzen der Mischung bei einer Temperatur von 1300–1400°C. Dies ist
das vom Schmelzen abgeleitete oder konventionelle Verfahren, um
bioaktive Gläser
zu erhalten. Solche Temperaturen würden jedoch die Funktion der
meisten biologisch aktiven Moleküle
während der
Herstellung zerstören.
-
Ein anderes Verfahren, das verwendet
werden kann, um bioaktives Glas zu synthetisieren, ist jenes der
Sol-Gel-Verarbeitung. Sol-Gel-Synthese von Gläsern wird erreicht durch Mischen
eines Metallalkoxidvorläufers
wie Tetraethylorthosilan (TEOS, Si(OC2H5)4 im Falle von
Siliziumdioxid) mit Wasser und einem Säurekatalysator, um eine Hydrolysereaktion
zu bilden mit anschließender
Polymerisation der Metallalkoxidspezies und Herstellung eines Gels.
Dieses Gel wird, wenn es getrocknet ist, hauptsächlich aus dem Metalloxid bestehen,
und es wird die Konsistenz von Glas erreichen.
-
Einige Forscher haben über die
Einlagerung von Proteinen in ein Glas des Sol-Gel-Typs berichtet, das unter
Verwendung von Siliziumalkoxidvorläufern und Wasser unter Beibehalten
der Funktion hergestellt wurde. (Braun et al., J. of Non-Crystalline
Solids, (1992) 147 und 148: 739–743
; Yamanaka et al., Chemistry of Matenals, (1992) 4(3): 495–497; Ellerby
et al., Science, (1992) 255: 1113–1115; und Avnir et al., Encapsulation of
Organic Molecules and Enzymes Ch. 27, S. 385–404, American Chemical Society,
1992).
-
Verfahren zum Synthetisieren von
Niedrigtemperatur-, Niedrigalkohol- und Niedrigprotonkonzentration-Sol-Gelen
für Enzymeinlagerung
werden beschrieben. Die eingelagerten Proteine behielten ihre Funktionalität bei. Jedoch
lag das Hauptaugenmerk solcher Verfahren auf der Immobilisierung
des Proteins innerhalb des Sol-Gels in einer Weise, die das interessierende
Protein in dem Gel zurückhält. Wenn
das Sol-Gel-Material als
ein Sensor fungiert, können
sehr kleine Moleküle,
wie Glukose, durch die Poren zur Untersuchung hindurchtreten. Die
Einlagerung innerhalb des Sol-Gels erlaubt die wiederholte Verwendung
des Proteins. Die Freisetzung des Proteins aus dem Sol-Gel war nicht
gewünscht
und wäre
sogar gegenläufig
zu der Aufrechterhaltung einer langfristigen Aktivität.
-
In dem U.S. Patent Nr. 5,074,916
werden alkalifreie bioaktive Sol-Gel-Zusammensetzungen basierend auf
SiO2, CaO und P2O5 beschrieben. Zusammensetzungsbereiche sind
jeweils 44–86,
4–46 und
3–15 Gewichtsprozent.
Calciumnitrat wurde als die Calciumquelle und Tetraethoxysilan (TEOS)
wurde als die Siliziumalkoxidquelle verwendet. Jedoch verwendet
das beschriebene Verfahren Temperaturen um ca. 600–800°C und ein
Säure zu
Wasser Volumenverhältnis
von 1/6. Ein solches Verfahren ist völlig ungeeignet zur Einlagerung
von biologischen Molekülen.
-
U.S. Patent Nr. 5,292,801 offenbart
das dauerhafte Einschließen
eines oder mehrerer Reagenzien in einen Sol-Gel-Glasträger als
ein Mittel, um eine Wechselwirkung zwischen den eingeschlossenen
Reagenzien und wenigstens einem diffundierbaren gelösten Stoff
oder Bestandteil in eine angrenzende Flüssig- oder Gasphase zu erhalten.
-
Die veröffentlichte Anmeldung WO 94/04657
beschreibt ein poröses
bioaktives Glassubstrat, das die in vitro Bildung von Knochengewebe
erlaubt.
-
U.S. Patent Nr. 5,200,334 beschreibt
ein poröses,
durchsichtiges Sol-Gel-Glas, das Siliziumdioxid mit einem biologischen
Molekül,
das dauerhaft in seine Poren eingeschlossen ist, aufweist.
-
U.S. Patent Nr. 4,772,203 beschreibt
Implantate für
Knochen- und Zahnwurzelprothesen, die einen Kern und eine Matrix
aufweisen. Die Matrix kann Bioglas aufweisen, und sie kann darin
eingebettete Partikel enthalten.
-
Schepers et al., J. Oral Rehabil.
(1991) 18: 439–452
beschreibt die Herstellung von Körnchen
aus bioaktivem Glas.
-
Cornell et al., J. of Orthopaedic
Research, (1993) 11(5): 619–626
beschreibt Hydroxyapatitkügelchen (engl.: „beads„), die
mit Gentamicinsulfat beschichtet sind.
-
Zusammenfassung
der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
Träger
mit kontrollierter Freisetzung. In den erfindungsgemäßen Trägern sind
biologisch aktive Moleküle überall in
die Matrix eines Glases auf Siliziumdioxid-Basis eingelagert. Wir haben
herausgefunden, dass eine Abwandlung der Sol-Gel-Technik eine solche
Einlagerung erleichtert, ohne die anschließende Aktivität der Moleküle negativ
zu beeinflussen. Im Fall von reinem Siliziumdioxidglas wird die
Freisetzung der biologischen Moleküle aus dem Träger primär durch
Diffusion durch die Porenstruktur bewirkt. Für den Fall, dass das Glas zusätzlich zu
Silizium Oxide enthält,
wird die Freisetzung von biologischen Molekülen durch Diffusion und Reaktion
bewirkt, wenn es in Flüssigkeiten
wie beispielsweise Körperflüssigkeiten
eingetaucht wird.
-
Die Sol-Gel-abgeleitete Technik erlaubt
weitgehende Kontrolle der Glasultrastruktur und daher weitere Kontrolle über die
Zeit und Quantität
der Freisetzung der biologisch aktiven Moleküle, wie Arzneistoffe und Wachstumsfaktoren.
Solche Träger
können
sowohl osteokonduktiv als auch osteoinduktiv sein durch die Bildung
einer Calciumphosphatoberflächenschicht
(d. h. bioaktiv) und die Freisetzung von Proteinfaktoren, die mesenchymale
Zellen anlocken und stimulieren, in knochenbildende Zellen auf der
Trägeroberfläche zu differenzieren,
ebenso wie die Proliferation von Osteoblasten der Umgebung zu steigern.
Der Endeffekt kann die Beschleunigung der Regeneration von Knochengewebe
und die Verringerung des Auftretens von Infektionen in den Bereichen
sein, die an die Trägerzusammensetzung
des Sol-Gel/biologisch
aktiven Moleküls
angrenzen, was die Trägerzusammensetzung
insbesondere für
Implantate attraktiv macht. Die bioaktiven Composit-Materialien
bzw. zusammengesetzten Materialien haben eine synergistische Wirkung,
die Knochenbildung zu fördern,
und sie selbst können
als ein geeigneter Ersatz für
autologes Knochentransplantatmaterial dienen.
-
In einem Aspekt betrifft die vorliegende
Erfindung einen Träger
zur kontrollierten Freisetzung von biologisch aktiven Molekülen über die
Zeit, umfassend Glas auf Siliziumdioxid-Basis mit überall in
die Matrix des Glases eingelagerten biologisch aktiven Molekülen.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Glas
auf Siliziumdioxid-Basis mit in die Matrix eingelagerten biologisch
aktiven Molekülen,
umfassend Reagieren eines Siliziummetallalkoxids mit Wasser und
Methanol in einem molaren Verhältnis
von 6 : 1 bis 20 : 1 Wasser/Alkoxid, Einstellen des pH auf einen
Wert zwischen 1 und 4,5, Hinzufügen
des biologisch aktiven Moleküls,
Gelieren des Gels und Altern bei Temperaturen von 0°C bis 40°C und anschließend Trocknen
des gealterten Gels bei Temperaturen von 15°C bis 40°C.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Glas
auf Siliziumdioxid-Basis mit in die Matrix eingelagerten biologisch
aktiven Molekülen,
umfassend Reagieren eines Siliziummetallalkoxids und anderer Alkoxide
mit Wasser und Methanol, Einstellen des pH auf einen Wert zwischen
1 und 4,5, Hinzufügen
des biologisch aktiven Moleküls,
Bildenlassen des Gels und Altern bei Temperaturen von 0°C bis 40°C und anschließend Trocknen
des gealterten Gels bei Temperaturen von 15°C bis 40°C.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Glas
auf Siliziumdioxid-Basis mit in die Matrix eingelagerten biologisch
aktiven Molekülen,
umfassend Reagieren eines Siliziummetallalkoxids mit Wasser, Einstellen
des pH auf einen Wert zwischen 1 und 4,5, Hinzufügen eines Calciumsalzes und,
gegebenenfalls Phosphorpentoxid, Hinzufügen des biologisch aktiven
Moleküls,
Bildenlassen des Gels und Altern bei Temperaturen von 0°C bis 40°C und anschließend Trocknen
des gealterten Gels bei Temperaturen von 15°C bis 40°C.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung reinen Siliziumdioxidglases
mit in die Matrix eingelagerten biologisch aktiven Molekülen, umfassend
Reagieren eines Siliziummetallalkoxids mit Wasser und Methanol in
einem molaren Verhältnis
von ca. 10 : 1 Wasser/Alkoxid, einem Methanol/Alkoxid molaren Verhältnis von
ca. 1 : 1, Einstellen des pH auf einen Wert zwischen 1,5 und 3, Hinzufügen des
biologisch aktiven Moleküls,
Bildenlassen des Gels und Altern bei Temperaturen von 0°C bis 40°C und anschließend Trocknen
des gealterten Gels bei Temperaturen von 15°C bis 40°C.
-
Die vorliegende Erfindung kann verwendet
werden in einem Verfahren zum Transport von biologischen Molekülen zu einem
Knochendefekt, umfassend Implantieren eines Materials, umfassend
einen Träger aus
Glas auf Siliziumdioxid-Basis mit kontrollierter Freisetzung mit
in die Matrix des Glases eingelagerten biologischen Molekülen in den
Knochendefekt.
-
Die vorliegende Erfindung kann verwendet
werden in einem Verfahren zum Transport von Antibiotika in situ,
umfassend In-Kontakt-Bringen einer Probe mit Glas auf Siliziumdioxid-Basis
mit in die Matrix des Glases eingelagerten Antibiotika.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung eine Verwendung eines Trägers mit
kontrollierter Freisetzung, umfassend Glas auf Siliziumdioxid-Basis
mit einer porösen
Matrix und überall
in die Matrix eingelagerten biologisch aktiven Molekülen, in
der Herstellung eines Trägers
für den
Transport biologischer Moleküle
zu einem Knochendefekt.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Trägers mit
kontrollierter Freisetzung, umfassend Glas auf Siliziumdioxid-Basis
mit einer porösen
Matrix und in die Matrix eingelagerten biologisch akti ven Molekülen, umfassend
Zusammenbringen eines Siliziumalkoxids und Calciumalkoxids und Mischen
unter einer Argonatmosphäre
für bis
zu 15 Minuten, ohne dass Wasser, Alkohol oder Säure hinzugefügt werden.
Anschließend
werden die biologisch aktiven Moleküle zu der Mischung in Säure hinzugefügt, die
Mischung geliert und altert bei Temperaturen von 0°C bis 40°C und wird
anschließend getrocknet
bei Temperaturen von 15°C
bis 40°C
bis ein Gewichtsverlust von 50%–80%
erreicht ist.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung einen vorbehandelten Träger, umfassend Glas
auf Siliziumdioxid-Basis mit überall
in die Matrix des Glases eingelagerten biologisch aktiven Molekülen. Der
Träger
wurde durch Eintauchen in eine Lösung
mit Ionen, wie sie typisch sind für interstitielle Flüssigkeit, für eine Zeitspanne
von bis zu ca. 7 Tagen vor der Verwendung behandelt.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung ein verbessertes Implantat zum Auffüllen eines
Knochendefekts. Das verbesserte Implantat umfasst eine Beschichtung
aus einem Glas auf Siliziumdioxid-Basis mit biologisch aktiven Molekülen, die überall in
die Matrix des Glases eingelagert sind.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung eine Zusammensetzung für verschiedene Freisetzungsgeschwindigkeiten
von biologisch aktiven Molekülen,
umfassend Trägerkörnchen mit
kontrollierter Freisetzung von biologisch aktiven Molekülen über die
Zeit, umfassend Glas auf Siliziumdioxid-Basis mit biologisch aktiven
Molekülen,
die überall
in die Matrix des Glases eingelagert sind. Um die verschiedenen
Freisetzungsgeschwindigkeiten zu bewirken, werden Körnchen verschiedener
Größen im Bereich
von 500 μm
bis 5 mm eingeschlossen.
-
In einem anderen Aspekt betrifft
die vorliegende Erfindung eine Zusammensetzung, umfassend verschiedene
Gruppen von Trägerkörnchen mit
kontrollierter Freisetzung von verschiedenen biologisch aktiven Molekülen über die
Zeit. Die Zusammensetzung umfasst Glas auf Siliziumdioxid-Basis
mit biologisch aktiven Molekülen,
die überall
in die Matrix des Glases eingelagert sind, wobei jede Gruppe ein
darin eingeschlossenes unterschiedliches biologisch aktives Molekül aufweist.
-
Weitere und bevorzugt Merkmale der
vorliegenden Erfindung sind in den Ansprüchen aufgeführt.
-
Kurzbeschreibung der Figuren
-
1 zeigt
eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Glas auf Siliziumdioxid-Basis,
eingetaucht in eine simulierte physiologische Lösung.
-
2 zeigt
eine energiedispergierende Röntgenanalyse
einer Blase, die in Glas auf Siliziumdioxid-Basis, eingetaucht in
eine simulierte physiologische Lösung,
nachgewiesen wurde.
-
3 zeigt
die Freisetzung von Vancomycin über
die Zeit, aus Körnchen
und Scheiben aus reinem Siliziumdioxidglas, eingetaucht in eine
simulierte physiologische Lösung.
-
4 zeigt
den Konzentrationseffekt auf die Vancomycinfreisetzung gegenüber der
Zeit.
-
5 zeigt
einen Vergleich der Zonen der Bakterieninhibition durch Vancomycin,
gelöst
in einer simulierten physiologischen Lösung, und der Vancomycinfreisetzung
aus reinem Siliziumdioxidglas.
-
6 zeigt
die Zone der Bakterieninhibitionsgröße gegenüber Eintauchzeit und Konzentration
von Vancomycin, das aus reinem Glas auf Siliziumdioxid-Basis freigesetzt
wurde.
-
7a und b zeigen das Verhältnis zwischen Trypsininhibitorkonzentration
und -freisetzung jeweils über
7 bzw. 4 Wochen.
-
8 zeigt
den Effekt von eingelagertem Inhalt, 0,5 gegenüber 1,0 μg, auf die gesamte Freisetzung von
aktivem TGF-β1
aus Körnchen,
die auf 50% Gewichtsverlust getrocknet wurden.
-
9 zeigt
den Effekt auf den Grad der Trocknung, 50% gegenüber 70% Gewichtsverlust, aus
Körnchen,
die mit 1,0 μg
TGF-β1 beladen
wurden.
-
10 zeigt
den Effekt von SA/V, Körnchen
gegenüber
Scheiben, die mit 1 μg
TGF-β1 beladen
und auf 50% Gewichtsverlust getrocknet wurden.
-
11 zeigt
die Freisetzung von aktivem TGF-β1
pro Zeiteinheit und gesamt, aus Scheiben, die mit 0,5 μg beladen
und auf 57% Gewichtsverlust (n = 3) getrocknet wurden.
-
12 zeigt
eine Absorptionsisotherme von Glas auf Siliziumdioxid-Basis, das
andere Oxide enthält.
-
13 zeigt
FTIR-Spektren von Glas auf Siliziumdioxid-Basis, das andere Oxide
enthält,
vor (unteres Spektrum) und nach (oberes Spektrum) Eintauchen in
SPS.
-
14 zeigt
die Freisetzung von Trypsininhibitor aus Sol-Gelen, enthaltend Ca
und P.
-
15 ist
ein FTIR-Spektrum eines Ca-P Sol-Gels, enthaltend Trypsininhibitor,
vor und nach Eintauchen in eine tris- bzw. dreifach gepufferte Elektrolytlösung.
-
Detaillierte Beschreibung
-
Unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
können
Proteine und andere biologisch aktive Moleküle in Glasträger auf
Siliziumdioxid-Basis in einer Weise eingelagert werden, die zu einer
anhaltenden Freisetzung der hinzugefügten Moleküle führt und ihre Funktion nicht
zerstört.
Ein solches Transportsystem mit kontrollierter Freisetzung kann
beispielsweise in Implantatmaterialien verwendet werden, um Knochendefekte
aufzufüllen,
einschließlich
Defekten, die größer als
drei Zentimeter sind, ohne dass eine übermäßige Menge an Wachstumsfaktoren
benötigt
wird. Ein solches Transportsystem mit kontrollierter Freisetzung
findet auch Verwendung in anderen Anwendungen mit der Notwendigkeit
ortsspezifischer Ziele (engl.: „sitespecific targeting needs"),
wie beispielsweise in der die Chemotherapie. Die Träger können unter
sterilen Bedingungen synthetisiert werden, oder sie können anschließend unter
Verwendung von herkömmlichen
Sterilisationsverfahren sterilisiert werden.
-
Träger mit kontrollierter Freisetzung
in einer Ausführungsform
der Erfindung, die Antibiotika umfassen, können in Zellkultur verwendet
werden, um Kontaminationen zu verhindern, insbesondere jene, die
sich entwickeln nach dem Verbrauch des Antibiotikums, das zu dem
Medium hinzugefügt
wurde, durch In-Kontakt-Bringen des Trägers mit der Kultur durch beispielsweise
Eintauchen.
-
Träger mit kontrollierter Freisetzung
in einer Ausführungsform
der Erfindung, die Wachstumsfaktoren umfassen, insbesondere Knochenwachstumsfaktoren,
können
verwendet werden, um die Wirkung der ständigen kontrollierten Freisetzung
von verschiedenen Faktoren auf Knochenzellen in vitro zu untersuchen.
Es ist ebenfalls vorgesehen, dass solche Träger für die Entwicklung von unsterblichen
Knochenzelllinien in vitro verwendet werden.
-
Sol-Gel-abgeleitete Verarbeitung
kann bei niedrigen Temperaturen – d. h. 40°C oder niedriger – und niedrigem
pH durchgeführt
werden. Diese beiden Bedingungen können wichtig sein für das Aufrechterhalten der
Funktionalität
von biologisch aktiven Molekülen,
die in die Sol-Gel-Matrix eingelagert sind.
-
Die Vorteile von Sol-Gel-abgeleiteter
Verarbeitung schließen
die Folgenden ein: 1) ein Sol, das eine Suspension von Körnchen kolloidaler
Größe ist,
liegt in flüssiger
Form vor, bevor es geliert; 2) die gesamte Reaktion kann bei Raumtemperatur
durchgeführt
werden; und 3) die Mikroporosität
des Sol-Gel-Glases kann kontrolliert werden durch beispielsweise
unterschiedlichen Wassergehalt, die Zeit der Protonenzugabe, Protonenkonzentration,
Alterungszeit und Trocknungszeit. Die Porengrößen, die durch Sol-Gel-Verarbeitung
im allgemeinen erreichbar sind, liegen im Nanometerbereich. Während der
Flüssigphase
der Reaktion können
Proteine und andere biologisch aktive Moleküle zu dem Flüssigsol
hinzugefügt
werden, bevor es geliert. Diese Moleküle werden dann in die feste
Matrix eingeschlossen. Durch die kontrol lierbare Mikroporosität wird eine
anschließende
kontrollierte Freisetzung des Moleküls erreicht.
-
Wie hier verwendet, bezieht sich „Träger mit
kontrollierter Freisetzung" auf Träger für biologisch aktive Moleküle, wie
unten definiert, welche die Freisetzung der biologisch aktiven Moleküle über die
Zeit erlauben, wenn sie in Lösungen
mit beispielsweise Ionen, die für
interstitielle Flüssigkeit
typisch sind, eingetaucht sind. Ein Beispiel für eine solche Lösung ist
eine simulierte physiologische Lösung
(SPS) (engl.: „simulated
physiologic solution"), die in einigen der unten beschriebenen Beispiele
verwendet wird. SPS wird hergestellt durch Lösen von analysenreinem NaCl,
KCl, NaHCO3, K2HP O4, CaCl2,
MgCl2 und MgSO4 in
einer 0,05 M Tris[hydroxymethyl]-aminomethanhydrochlorid(tris)-gepufferten
Lösung
(pH 7,3 bei 37°C),
was zu lonenkonzentrationen ähnlich
dem Plasma führt:
Na+ = 142 mM, K+ =
5 mM, Ca2+ = 2,5 mM, Mg2+ =
1,5 mM, HCO3 = 27 mM, HPO4
2– =
1 mM und 0,5 mM SO4
2–.
Ein anderes Beispiel ist ein Gewebekulturmedium.
-
So wie hier verwendet, bezieht sich „bioaktiv"
auf ein knochenbioaktives Material mit einer bereits vorhandenen
calciumphosphatreichen Schicht, oder die sich während geeigneter in vitro oder
in vivo Bedingungen bildet. Wie von Pereira et al., J. of Biomed.
Mat. Res., (1994) 28: 693–698
beobachtet, besitzt reines Siliziumdioxidgel mit einer porösen hydrierten
Schicht die Fähigkeit,
eine Kohlenstoffhydroxyapatitschicht zu bilden, wenn es in einer
simulierten Körperflüssigkeit
enthaltend Calcium- und
Phosphationen getränkt
wird. Reine Siliziumdioxidhydrogele, die hergestellt wurden unter
Verwendung von TEOS und Trockentemperaturen von ca. 400°C, wurden
in simulierte Körperflüssigkeiten
mit verschiedenen Magnesium-, Calcium- und Phosphationen eingetaucht.
Es wurde berichtet, dass die Apatitkerninduktionszeiträume beim
Hinzufügen
von kleinen Mengen an Calcium- und Phosphationen zu den Flüssigkeiten,
ebenso wie bei einem Anstieg des pH herabgesetzt wurden. (Li et
al., J. Appl. Biomater., (1993) 4: 221–229 und Li et al., J. Amer.
Ceram. Soc., (1993) 75: 2094–2097.).
-
Wie hier verwendet, bezieht sich „auf Siliziumdioxid-Basis"
auf den Einschluss eines Siliziumoxids in die Zusammensetzung des
Glases. Andere Oxide können
ebenfalls anwesend sein.
-
Wie hier verwendet, bezieht sich „biologisch
aktive Moleküle"
auf jene organischen Moleküle,
die eine Wirkung in einem biologischen System besitzen, egal ob
ein solches System in vitro, in vivo oder in situ ist. Biologisch
aktive Moleküle
schließen
ein, aber sind nicht beschränkt
auf die folgenden Kategorien: Wachstumsfaktoren, vorzugsweise Knochenwachstumsfaktoren,
Zytokine, Antibiotika, entzündungshemmende
Mittel, Schmerzmittel und andere Arzneimittel. Der Begriff „Typ",
so wie er im Folgenden in Bezug auf biologisch aktive Moleküle verwendet
wird, bezieht sich auf biologisch aktive Moleküle der zuvor aufgelisteten
Kategorien, ebenso wie auf spezifische Verbindungen, z. B. Vancomycin,
TGF-β, etc.
Diese spezifischen Verbindungen können in derselben oder in verschiedenen
Kategorien sein.
-
Der Begriff „Matrix" schließt das feste
Netzwerk der bioaktiven Glasstruktur selbst ebenso wie die Poren
ein. Der Begriff „eingelagert
in die Matrix" bedeutet, dass die Moleküle überall in dem Glasnetzwerk
eingelagert sind.
-
Der Begriff „Knochendefekt" bezieht sich
auf Regionen, die eine Reparatur benötigen, einschließlich, aber
nicht darauf beschränkt;
Brüche,
Verschleißbereiche,
Löcher,
die von dem Entfernen von Schrauben und Nägeln herrühren, Austausche, periodontale
Anwendungen und Zersetzung des Knochens auf Grund hohen Alters oder
Krankheit.
-
Der Begriff „Implantat" bezieht sich auf
ein Material zum Auffüllen
von Knochendefekten, wie oben beschrieben. Das Implantat umfasst
vorzugsweise ein Glas auf Siliziumdioxid-Basis, das weiterhin Calcium
enthält.
Das Implantat kann in Form von Körnchen,
Scheiben, Blöcken
oder Monolithen vorliegen, und es kann den Träger mit kontrollierter Freisetzung
umfassen oder einfach mit dem Träger
beschichtet sein. Das Implantat kann außerdem poröse Materialien zur Verwendung
in der Knochenchirurgie, wie poröses
Hydroxyapatit oder, wie in der WO 94/04657 beschrieben, poröses bioaktives
Glas, umfassen. Der Begriff schließt auch Prothesenvorrichtungen
ein, die erfindungsgemäß eine Beschichtung
oder eine teilweise Beschichtung aufweisen können, aus Glas oder bioaktivem
Glas mit biologisch aktiven Molekülen, die in die Matrix eingelagert
sind. Beispiele solcher Prothesenvorrichtungen schließen Hüft- und
Gelenksprothesen ein, aber sind nicht darauf beschränkt.
-
Das Implantat kann einen „Cocktail"
umfassen, der eine Kombination von Materialien und/oder Freisetzungsgeschwindigkeiten
liefert. Der Cocktail kann eine Gruppe von Körnchen verschiedener Größen, die alle
denselben Typ von biologisch aktiven Molekülen enthalten, einschließen. Alternativ
dazu können
Körnchen,
die verschiedene Typen von biologisch aktiven Molekülen enthalten,
kombiniert werden. Die Körnchen in
solch einem Cocktail können
dieselbe Größe oder
verschiedene Größen aufweisen,
wodurch sie die Freisetzung von verschiedenen Molekülen mit
verschiedenen Geschwindigkeiten erlauben. Beispielsweise kann ein
Cocktail hergestellt werden, der Antibiotika, entzündungshemmende
Mittel und Wachstumsfaktoren enthält.
-
Es ist ebenfalls vorgesehen, dass
zwei oder mehrere Typen von biologisch aktiven Molekülen in jedem Implantatmaterial,
so wie es hier definiert ist, enthalten sein können. Dies kann bewirkt werden
durch gleichzeitiges Hinzufügen
der Moleküle
in die Lösung.
Alternativ dazu können
Implantate, die ein oder mehrere biologisch aktive Moleküle enthalten,
hergestellt werden, und anschließend können diese Implantate selbst
beschichtet werden mit oder eingelagert werden in eine Lösung, enthaltend
eine oder mehrere verschiedene Typen von biologisch aktiven Molekülen und/oder
bei verschiedenen Konzentrationen.
-
Der Begriff „Antibiotikum" schließt Bakterizide,
Fungizide und infektionsverhindernde Arzneimittel ein, die im Wesentlichen
wasserlöslich
sind, wie beispielsweise Gentamycin, Vancomycin, Penicillin und
Cephalosporine.
-
Der Begriff „Wachstumsfaktoren" schließt Wachstumsfaktoren
ein, von denen bekannt ist, dass sie osteogene oder osteoinduktive
Eigenschaften besitzen. Eingeschlossen in die vielen Faktoren, deren
Kontrolle bei der Knochenbildung bekannt ist, sind Plättchenwachstumsfaktoren
(„platelet
derived growth factors") (PDGF), „transforming growth factors"
(TGF-β),
insulinähnliche
Wachstumsfaktoren (IGFs), „fibroblast
growth factors" (FGFs) und „bone
morphogenetic proteins" (BMPs). Diese Wachstumsfaktoren kommen am
Ort der Knochenbruchheilung in vivo vor, und sie werden zu der Zeit
der Verletzung durch Lyse von Blutplättchen (PDGF und TGF-β) und durch
die Resorption von Knochenmatrix (TGF-β und BMPs) gebildet. Die einzelnen Faktoren
werden detaillierter weiter unten beschrieben.
-
Der Begriff „in Verbindung bringen" schließt ein,
aber ist nicht beschränkt
auf das In-Kontakt-Bringen des
Trägers
mit einer Probe, für
welche die Freisetzung der biologisch aktiven Moleküle beispielsweise
durch Eintauchen, Implantation und Einbetten erzielt wird.
-
Die Identifizierung von osteogenen
und osteokonduktiven Wachstumsfaktoren hat die Suche nach neuen
Transplantatsubstanzen, die durch Gentechnikkonzepte erhalten werden,
hervorgebracht. Der kontrollierte Transport dieser rekombinanten
Moleküle
ist jedoch wichtig. Wachstumsfaktoren mit bekannter Wirkung auf
Knochengewebe müssen
zu dem Ort in ausreichenden Mengen transportiert werden, um die
Heilung zu stimulieren. Gläser,
die mittels eines Sol-Gel-abgeleiteten Verfahrens bei Raumtemperatur
synthetisiert werden, sind hervorragende Kandidatenmaterialien für die kontrollierte
Freisetzung solcher osteoinduktiver Moleküle. Die Verarbeitung des Glases
ermöglicht
es, die Ultrastruktur des Glases zu kontrollieren, so dass die Zeit und
die Menge der Freisetzung auf spezifische therapeutische Bedürfnisse
zugeschnitten sind. Zusätzlich
können
diese Gläser
osteokonduktiv sein, wodurch sie ein Substrat für Knochengewebsentwicklung
liefern.
-
Die Wirkungen der Wachstumsfaktoren
haben ihre biologischen Eigenschaften gezeigt, als sie äußerlich
in in vitro und in vivo Versuchsmodellen zur Knochenentwicklung
verwendet wurden. (Cornell et al., supra; und Mohan et al., supra.).
Folglich ist jedes Material, das den dauerhaften Transport solcher
Faktoren leisten kann, vorteilhaft. Obwohl die meisten der vorhergehenden
Untersuchungen klar die osteogenen und osteoinduktiven Wirkungen
dieser Proteine zeigten, werden die exakten biologischen Eigenschaften
dieser Wachstumsfaktoren bezüglich
des Grades der Knochenbildung stark durch die folgenden Faktoren
beeinflusst: die Umgebungsbedingungen des Versuchsmodells, die Zeit,
Verfahren und Dosis des Transports des Wachstumsfaktors, das hormonelle
Milieu und die Synergie zwischen den verschiedenen Wachstumsfaktoren.
Daher liefert die vorliegende Erfindung ein Verfahren, das die Wirkungen
dieser Wachstumsfaktoren aufklären
kann.
-
Von einem Entwicklungsgesichtspunkt
aus betrachtet, verläuft
die Bildung von Knochen in einer Reihe von einzelnen Schritten.
Zunächst
gibt es eine proliferative Phase, die gefolgt wird von zellulärer Differenzierung
und Ablagerung einer Kollagenmatrix, die in sich selbst die anschließende Expression
von Knochenproteinen beeinflusst. (NIH/AAOS gesponserter Workshop,
supra.). Einige Wissenschaftler betrachten die Synthese der kollagenen
Matrix als eine Reihe von zeitlichen Ereignissen, in denen es eine
anfängliche
kollagene Phase gibt, die gefolgt wird von einem Anstieg in alkalischer
Phosphataseaktivität
und der Expression von Osteonektin, Knochensialoprotein und Osteocalcin.
Die Osteopontinexpression und -synthesen wurde zeitlich weiter aufgegliedert
hinsichtlich Sulfatierung, Phosphorylierung und molekularer Größe. Neben
den oben aufgeführten
Proteinen haben andere Untersuchungen gezeigt, dass mindestens zwei
Formen von Chondroitinsulfatproteoglukan ebenfalls durch den Osteoblasten
synthetisiert werden. Diese Parameter können alle durch Verfahren,
die dem Stand der Technik bekannt sind, gemessen werden. Einige
Wachstumsfaktoren werden im Folgenden ausführlich beschrieben.
-
Die insulinähnlichen Wachstumsfaktoren
(IGFs) (engl.: „insulin-like
growth factor„)
I und II werden durch Knochenzellen ebenso wie durch andere Gewebe
im Körper
gebildet. Sie wurden in der Knochenmatrix gefunden und werden vermutlich
durch Knochenzellen sekretiert. (Canalis et al., Calcified Tissue
Int. (1993) 53: S90–S93;
und Canalis et al., J. Bone Miner. Res. (1993) 8: S237.). In vitro
wurde für
IGFs gezeigt, dass sie die Knochenkollagen- und Matrixsynthese steigern,
die Osteoblastenvorläuferreplikation
steigern und den Knochenkollagenabbau verzögern. (Hock et al., Endocrinology
(1988) 122 (1) :254; und McCarthy et al., Endocrinology (1989) 124
(1): 301).
-
Es wird angenommen, dass das Wachstumshormon
durch IGF die Stimulation des Knochenwachstums bewirkt, aber es
wurde ebenfalls gezeigt, dass es örtliche Auswirkungen auf die
mesenchymale Zellproliferation und -differenzierung besitzt. (Downes
et al., J. Mater. Sci.: Mater. Med., (1991) 2: 176–180; und
Silbermann, M.; Biomaterials, (1990) 11: 47–49.). Humanes Wachstumshormon
hat zwei Molekulargewichtsspezies, eine mit 20.000 und die vorwiegende
mit 22.000.
-
Der „platelet derived growth factor"
(PDGF), ein Polypeptid mit ca. 30 kD Molekulargewicht existiert
als ein Dimer, das aus zwei Untereinheiten A oder zwei Untereinheiten
B oder als ein Heterodimer aus einer A- und einer B-Untereinheit
zusammengesetzt ist, wodurch drei getrennte Formen von PDGF gebildet
werden. Diese Untereinheiten sind die Produkte von zwei getrennten
Genen. Während
alle drei Formen in der Knochenmatrix vorkommen, wird nur PDGF AA
in vitro von Knochenzellen gebildet und sekretiert. Von PDGF BB wurde
gezeigt, dass es die aktivste der drei Formen ist. (Mohan et al.,
supra.).
-
Für
PDGF wurde gezeigt, dass es knochenresorbierende Aktivität in vitro
besitzt; eine Reihe von Wissenschaftlern haben von gesteigerter
Knochenresorption als Antwort auf die Gabe von physiologischen Dosen von
PDGF berichtet. (Tashjian et al., Endocrinology (1982) 111: 118–124.).
Ferner wurde gezeigt, dass PDGF die Replikation von Osteovorläuferzellen
steigert.
-
Der „transforming growth factor-beta"
(TGF-β)
ist eine Familie von Molekülen,
die knochenfördernde Eigenschaften
bei Knochenbrüchen
haben könnte.
TGF-β ist
eine heterodimeres Peptid mit einem Molekulargewicht von 25 kD.
Die häufigste
Quelle dieses Moleküls
sind Blutplättchen
und Knochen. Dieses multifunktionale Peptid hat einen breiten Bereich
von zellulären
Aktivitäten
einschließlich
der Kontrolle der Proliferation und Expression des differenzierten
Phänotyps
von einigen Zelltypen, die knochenspezifisch sind, darunter mesenchymale
Vorläuferzellen,
Chondrozyten, Osteoblasten und Osteoklasten. (Beck et al., J. Bone
Miner. Res. (1991) 6(9): 961; Joyce et al., Orthop Clin. North Am.
(1990) 21(1): 199; Joyce et al., J. Cell Biol. (1990) 110(6): 2195.).
Obwohl es in verschiedenen einzelnen Formen vorkommt, wurden zwei
von diesen TGF-β1
und 2 aus Knochen in ungefähr
einem 4 : 1 Verhältnis
isoliert. In vivo Untersuchungen basierend auf sowohl immunhistochemischer
Färbung
als auch in situ Hybridisierung haben die Synthese von TGF-β sowohl durch
Chondrozyten als auch durch Osteoblasten und die Anreicherung von
TGF-β in
Modellen für
endochondrale Knochenbildung gezeigt. (Joyce et al., Orthop. Clin.
North Am. (1990) 21(1): 199; und Joyce et al., J. Cell Biol. (1990) 110(6):
2195.). In einer Studie, in der TGF-β1 oder 2 durch tägliche Injektion
in den Bereich unter die Knochenhaut in Oberschenkelknochen von
neugeborenen Ratten (Joyce et al., J. Cell Biol. (1990) 110(6):
2195) eingeführt
wurde, wurde gezeigt, dass mesenchymale Vorläuferzellen in der Knochenhaut
durch TGF-β stimuliert wurden
und in sehr ähnlicher
Weise proliferierten und differenzierten, wie sie in der embryonalen
Knochenbildung und der frühen
Knochenbruchheilung beobachtet wird. Nach der Beendigung der Injektionen
trat ebenfalls endochondrale Knochenbildung auf, was zum Austausch
von Knorpel gegen Knochen führte.
-
Die Implantation einer „bone morphogenic
protein„ (BMP)-Lösung führt zu einer
Reihe von Entwicklungsvorgängen
einschließlich
Chemotaxis, Proliferation und Differenzierung, die zu der transienten
Bildung von Knorpel und seines Austausches gegen lebendes Knochengewebe
mit hämatopoetischem
Mark führt. (Urist,
M. R., Science (1965) 150: 893–899.).
Einige neuentdeckte Faktoren, BMP-1 bis 7 und der osteoinduktive
Faktor (OIF) wurden mit dem BMP-Vorgang in Verbindung gebracht.
BMP-2 bis 7 sind alle Mitglieder der TGF-β Superfamilie von Molekülen und
sind nahe verwandt zu zwei Faktoren Vg1 und DPP, die in einer Reihe von
Entwicklungsvoängen
während
der Embryogenese involviert sind. Sowohl BMP-2A als auch BMP-7 wurden als rekombinante
Proteine exprimiert, von beiden wurde gezeigt, dass sie eindeutig
die gesamten Knorpel- und Knochenbildungsvorgänge induzieren, die mit vom
Knochen abgeleiteten BMP-Lösungen
beobachtet wurden. (Wozney, J. M., Prog. Growth Facfor Res. (1989)
1(4): 267.). Bis heute wurde für
zwei BMPs: BMP-2A (Gerhart
et al., Clin. Orthop. (1993) 317; Wozney et al., Science (1988)
242(4885): 1528; und Yasko et al., J. Bone Joint Surg. <Am> (Aug. 1992) 74(7):
1111 und J. Bone Joint Surg. <Am> (1992) 74(5): 659)
und BMP-7 (Sampath et al., J. Biol. Chem. (1992) 267(28): 20352)
(auch als OP-1 bekannt) gezeigt, dass sie die Knochenbildung an
Stellen außerhalb
des Knochens steigern und die Knochenbruchheilung verstärken. (Gerhart
et al., Clin. Orthop. (1993) 317.). Gereinigtes BMP wurde beim Nichtzusammenwachsen
von Oberschenkel- und Schienbeinknochenbrüchen in unkontrollierten klinischen
Studien verwendet. (Johnson et al., Clin. Orthop. (1988) 230: 257–265; Johnson
et al., Clin. Orthop. (1988) 236: 249–257; und Johnson et al., Clin.
Orthop. (1990) 234.).
-
Der gegenwärtige Wissensstand legt nahe,
dass die örtlichen
Wachstumsfaktoren, die am wahrscheinlichsten die Knochenbruchheilung
signifikant steigern, PDGF, TGF-β und
BMP-2 sind.
-
Die Aufrechterhaltung der Funktion
der Wachstumsfaktoren nach der Einlagerung in die Gläser auf
Siliziumdioxid-Basis kann unter Verwendung der zuvor genannten Techniken
untersucht werden, um die Knochendifferenzierung zu bestimmen. Die
Aufrechterhaltung der Funktion von Antibiotika kann sichergestellt
werden durch Verwendung von Standard-Scheiben Aufnahmefähigkeitstests,
so wie sie beschrieben sind in Antibiotics in Laboratory Medicine,
3. Aufl., V. Lorian, Hrsg., Kapitel 2, Williams und Wilkins, Baltimore,
MD, 1991. Die Funktion von eingelagerten entzündungshemmenden Mitteln und
Schmerzmitteln kann sichergestellt werden beispielsweise durch Untersuchungen
hinsichtlich der Inhibition der Prostaglandinsynthese in Zellkultur.
-
Synthese eines
Sol-Gel-abgeleiteten Glases
-
Es wurden reine Siliziumdioxid und
Calcium enthaltende Gläser
mit darin eingelagerten biologisch aktiven Molekülen synthetisiert. Kurz gesagt
wurde ein Siliziumalkoxidvorläufer,
vorzugsweise Tetramethylorthosilan (TMOS) in reiner Lösung mit
entionisiertem Wasser vermischt und durch magnetische Mittel oder
Ultraschallmittel gerührt.
Das molare Verhältnis
von Wasser zu TMOS beeinflusst die Porosität und den spezifischen Oberflächenbereich
der Gele, die wiederum die Bioaktivität beeinflussen. Wenn beide
ansteigen, tut dies auch die Bioaktivität. Um beide zu steigern, wird
Wasser in Mengen, welche die Stöchiometrie übersteigen,
zur Verfügung
gestellt, oder in einem H2O/TMOS-molaren
Verhältnis,
das von ca. 6 : 1 bis ca. 20 : 1 reicht. In einer bevorzugten Ausführungsform
beträgt
das molare Verhältnis
von H2O/TMOS 10 : 1. Alkohol, vorzugsweise
Methanol, kann in einem Alkohol/TMOS-molaren Verhältnis von
ca. 0 : 1 bis ca. 1 : 1 hinzugefügt
werden.
-
Essigsäure (0,1 N) oder HCl (0,1 N)
kann als ein Katalysator für
die Hydrolysereaktion verwendet werden, und wird hinzugefügt, um den
gewünschten
pH-Wert aufrechtzuerhalten, wie im Folgenden offenbart wird.
-
Calciummethoxyethoxid (20%ige Lösung in
Methoxyethanol, Gelest Inc., Tullytown, PA) kann als eine Calciumalkoxidquelle
verwendet werden. Calciummethoxyethoxid (CME) wird in einer Menge
hinzugefügt,
die ausreichend ist, um einen prozentualen Anteil am Ende von bis
zu 40 Gewichtsprozent Calciumoxid nach dem Trocknen des Gels zu
erreichen. Triethylphosphat kann als eine Quelle für Phosphorpentoxid
verwendet werden. Triethylphosphat (TEP) kann hinzugefügt werden,
um eine Endkonzentration von Phosphorpentoxid, P2O5, von bis zu 10 Gewichtsprozent nach dem
Trocknen zu erreichen. Die Gewichtsprozentangaben werden durchgängig berechnet
auf der Basis der abgeschlossenen Reaktionen und vollständiger Trocknung.
Das Wasser, TMOS und die Säure
werden vermischt unter Verwendung von Ultraschall in einem Eisbad
oder magnetischem Rühren
oder einer Kombination von beiden. Wenn ein Calciumalkoxid anwesend
ist, werden das TMOS, das Calciumalkoxid und zusätzliche Alkoxide, falls vorhanden,
vorzugsweise unter nicht-wässrigen
Bedingungen unter einer Argonatmosphäre gemischt unter Verwendung
von entweder magnetischem Rühren oder
Ultraschall für
bis zu ca. einer Stunde.
-
Alternativ dazu kann ein Calciumsalz
an Stelle eines Calciumalkoxids verwendet werden. Es wurde gezeigt,
dass die Verwendung eines Calciumsalzes die Gelierzeit verlängern kann,
wodurch eine längere
Zeit für
die Einlagerung der biologisch aktiven Moleküle und begleitend dazu für eine gleichmäßige Verteilung
der biologisch aktiven Moleküle
benötigt
wird. Eine verlängerte
Gelierzeit ist auch für
die Beschichtung der Implantatmaterialien mit dem Träger nützlich.
In einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Calciumsalz CaCl2. Das Calciumsalz
wird in einer Menge hinzugefügt,
die ausreichend ist für
einen prozentualen Anteil am Ende von bis zu 40 Gewichtsprozent
Calciumoxid nach dem Trocknen des Gels.
-
Weil die einzulagernden biologisch
aktiven Moleküle
ihre biologischen Aktivitäten
nach der Behandlung in mäßig bis
stark sauren Bedingungen beibehalten, wird eine Menge an Säure verwendet,
die notwendig ist, um den Säuregrad
in einem Bereich eines pH-Wertes von 1–4,5 vorzugsweise 1,5–3 vor oder
nach der Einlagerung der biologisch aktiven Moleküle zu halten.
-
Die einzulagernden biologisch aktiven
Moleküle
werden geeigneterweise in Konzentrationen hinzugefügt, die
zu Endkonzentrationen im Bereich von 0,0001 bis 10 Gewichtsprozent
des Glases führen.
-
Es können Gläser mit Zusammensetzungen von
Silizium im Bereich von 60–100%
(des Gewichts) mit einem Rest anderer Oxiden hergestellt werden.
Das flüssige
Sol kann in einen Polystyrolbehälter
gegossen werden. Das Sol wird gealtert und geliert in einem verschlossenen
Behälter.
Das Altern kann von ca. einem (1) Tag bis ca. vier (4) Wochen dauern.
Das Trocknen kann für
eine Zeit von etwa 1 bis etwa 14 Tagen durchgeführt werden.
-
Damit ein Sol-Gel-abgeleitetes Glas
ein wirksamer Träger
für biologisch
aktive Moleküle
ist, sollte das Verfahren bei niedrigen Temperaturen (ca. 2 bis
40°C) durchgeführt werden
und im Falle von reinem Siliziumdioxidglas sollte die Acidität des Sols
zwischen pH 1 und 4,5 liegen. Die Temperatur, der Sol-pH, der prozentuale
Calciumgehalt, das molare Verhältnis
von Wasser zu TMOS und andere Faktoren beeinflussen die Gelierzeit
des Sols. Jedoch sollte die Gelierzeit des Sols, wenn biologisch
aktive Moleküle
eingelagert werden, genügend
Zeit im flüssigen
Zustand erlauben, um das Hinzufügen
der Lösung
aus einzulagernden biologisch aktiven Molekülen, das Gießen und
die gleichmäßige Mischung
des Sols zu ermöglichen.
Das Gelieren tritt auf, wenn sich genügend Querverbindungen bzw.
Vernetzungen gebildet haben, sodass das Netzwerk die Länge des
Behälters überspannt.
Eine grobe Beobachtung zeigt wenig bis keine Bewegung des gegossenen Materials
nach Inversion.
-
Ein niedrigerer pH-Wert steigert
die Gelierzeit. Ein höherer
Calciumgehalt verringert die Gelierzeit. Eine längere Gelierzeit ist wünschenswert,
um mehr der Sol-Gel-Reaktionen
zu beenden, was zu einem Endmaterial mit weniger-Porosität und geringerer
Porengröße führt. Weniger
Porosität
bedeutet außerdem
ein mechanisch stärkeres
Material mit längeren
Proteinfreisetzungszeiten. Jedoch gibt es Situationen, in denen
eine größere Porosität wünschenswert
sein kann, beispielsweise zum Erreichen einer schnelleren Freisetzung
von Molekülen
oder einem schnelleren Abbau des Trägers. Größere Porengrößen erleichtern
die Freisetzung von größeren Molekülen durch
Diffusion.
-
Eine niedrigere Temperatur steigert
ebenfalls die Gelierzeit. Um niedrigere Temperaturen zu erreichen, wird
die Reaktion anschließend
in einem eisgekühlten
Wasserbad durchgeführt.
Ein höherer
Wassergehalt wird die Gelierzeit für die meisten Metallalkoxide
verringern, obwohl die Porosität
hoch bleiben kann, um die Wasserverdampfung aus dem Material zu
steigern. Die Bedingungen werden so gewählt, dass das Gelieren optimal
in einer Zeitspanne auftritt, die im Bereich von wenigstens ca.
30 Minuten bis ca. 48 Stunden für
die Einlagerung der biologisch aktiven Moleküle liegt. Das Gelieren kann
bei Temperaturen im Bereich von 0°C
bis 40°C
durchgeführt
werden.
-
Das Altern des Sol-Gels findet nach
dem Gießen
statt und wird durchgeführt,
indem der Gießbehälter verschlossen
bleibt. Die Sol-Gel-Reaktionen laufen während dieser Zeit ungehindert
weiter. Das Altern kann bei Temperaturen im Bereich von 0°C bis 40°C durchgeführt werden.
Längere
Alterungsszeiten (von bis zu einem Monat) führen zu einem mechanisch festeren
Material, das weniger Sprünge
bzw. Brüche
aufweist als Materialien, die für
kürzere
Zeitspannen gealtert wurden. Altern bei einer geringeren Temperatur,
wie 4°C,
verlängert
ebenfalls die Gelierzeit.
-
Die Trockentemperatur und -zeit können ebenfalls
die Materialeigenschaften am Ende beeinflussen. Eine schnelle Trocknungsgeschwindigkeit
kann zu Brüchen
im Endmaterial führen.
Das Endmaterial verliert ca. 50–80%
seines Gewichts zwischen dem Gießen und dem abschließenden Trocknen
auf Grund der Verdampfung von Wasser und Alkoholen, die als Nebenprodukte
der Reaktion gebildet werden. Das Trocknen wird durchgeführt bei
Temperaturen im Bereich von ca. 15°C bis 40°C, indem der Gießbehälter geöffnet wird; und
es kann bei atmosphärischem
Druck oder Drücken
unterhalb des atmosphärischen
Drucks durchgeführt werden.
-
Wie aus den 3, 7, 8 und 14 ersichtlich ist, sind die Freisetzungskinetiken
der biologisch aktiven Moleküle
in den frühen
Phasen des Eintauchens, d. h. ca. vom ersten bis zum siebten Tag,
höher als
jene in den späten
Phasen. Etwa sieben Tage nach dem Eintauchen wird eine wesentliche
Veränderung
in der Steigung der Kurven beobachtet, was eine wesentliche Änderung
in der Freisetzungsrate bzw. – geschwindigkeit bedeutet.
Die frühe
höhere
Freisetzung ist kein plötzlicher
Effekt, wie zuvor durch verschiedene Autoren (oben zitiert) berichtet
wurde. Diese höhere
frühe Freisetzung
ist vorteilhaft, wenn eine duale Behandlungsabfolge durchgeführt wird – eine akute
Behandlung bei einer hohen Dosis gefolgt von einer „chronischen"
niedrigeren Dosis. In Fällen,
in denen eine gleichbleibende Freisetzung gleich von Beginn der
medizinischen Behandlung an gewünscht
wird, d. h. eine Freisetzung ohne wesentliche Änderungen in der Rate bzw.
Geschwindigkeit, können
die Sol-Gel-Träger durch
Eintauchen zur Zeit der Herstellung behandelt werden, so dass die
anfängliche
höhere
Freisetzungsphase vor der aktuellen Verwendung beim Patienten stattgefunden
hat.
-
Beispiel 1
-
Synthese eines
Sol-Gel/Vancomycin-Composits
-
Ein Sol-Gel-abgeleitetes Siliziumdioxid-Basis-Matrix-Vancomycin-Composit
wurde unter Verwendung eines Verfahrens bei Raumtemperatur, geringer
Acidität
und niedriger Alkoholkonzentration synthetisiert. Vancomycin wurde
als das freizusetzende Arzneimittel ausgewählt wegen seiner bewiesenen
Wirksamkeit gegenüber
Gram-positiven Kokken, insbesondere Staphylokokken, welche eine
Hauptursache für
Knochenmarksentzündungen
darstellen. Vancomycin ist ein wasserlösliches (bis zu 100 mg/ml)
tricyclisches Glyceropeptid mit einem Molekulargewicht von ca. 3.300.
-
Das Material wurde wie folgt hergestellt:
19,6 ml Tetramethylorthosilicat (TMOS, Aldrich, St. Louis, MO, U.S.A.),
14,2 ml Wasser, 5,2 ml Methanol und 0,01 ml einer 1 N HCl wurden
in einem Glasbecher in einem Eisbad für 30 Minuten mit Ultraschall
behandelt. Anschließend
wurden 4 ml des Sols in 23 mm-Durchmesser-Polystyrolgefäße (Sarstedt,
Princeton, NJ) gegossen, und 1 ml einer 10 mg/ml Vancomycin-HCl (Lederle, Carolina,
Puerto Rico) wurde zu den Solen in den Gefäßen hinzuge fügt, und
die Proben wurden gemischt. Dieselbe Menge an Wasser, d. h. 1 ml
wurde zu den Kontrollproben hinzugefügt. Das Gesamt-H2O/TMOS-Verhältnis betrug
10 : 1. Das Methanol/TMOS-Verhältnis
betrug 1 : 1. Die Menge des eingelagerten Vancomycins gegenüber dem
Probengewicht betrug ca. 1%. Die Gefäße wurden mit luftdichten Kappen
verschlossen, gelierten, alterten und wurden bei Raumtemperatur
getrocknet. Die Gelierzeit variierte zwischen 15 und 25 Stunden.
Das Hinzufügen
der Vancomycinlösungen änderte die
Gelierzeit nicht signifikant.
-
Nach 2 Wochen Altern in den verschlossenen
Behältern
wurden die Sole zum Trocknen Luft ausgesetzt. Während des Trocknens führte das
Verdampfen von Flüssigkeit
aus dem Gelporennetzwerk zu einem Gewichtsverlust und zum Schrumpfen
der Gele. Der Gewichtsverlust dauerte für 2 Wochen an. Das Trocknen wurde
als abgeschlossen betrachtet, sobald der Gewichtsverlust 75–78% erreicht
hatte. Der signifikante Gewichtsverlust und das Schrumpfen führten nicht
zu sichtbaren Brüchen.
Die resultierenden Produkte waren durchsichtige Monolithe in einer
Größe von 11
mm Durchmesser und 8 mm hohen Zylindern mit einem Gewicht von 1,1
Gramm. Die Dichte des getrockneten Gelmaterials entsprach 1,5 g/cm3. Da 10 mg Vancomycin in jede der Scheiben
eingelagert war, betrug der Vancomycingehalt in dem Material 0,91%.
Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass sich andere wasserlösliche Antibiotika
unterschiedlich verhalten.
-
Beispiel 2
-
Vancomycin-Freisetzungsuntersuchung
-
Für
die in vitro Vancomycin-Elutionsuntersuchung wurde ein Teil der
Monolithe zerdrückt,
gemahlen und gesiebt, um entweder kleine Körnchen in einem Größenbereich
von ca. 500–700 μm oder größere Körnchen von
ca. 5 × 5 × 2 mm zu
erhalten. Die restlichen Monolithe wurden als Scheiben untersucht.
-
Das synthetisierte Vancomycin-Composit
wurde in eine simulierte physiologische Lösung (SPS) mit einem lonengehalt ähnlich dem
von Plasma, wie zuvor beschrieben, eingetaucht. Um den Effekt des
Verhältnisses
von Probenoberflächenbereich
zu Volumen (SA/V) (engl.: „surface
area to volume„)
zu bestimmen, war das für
die Eintauchversuche verwendete Material wie folgt geformt: kleine
Körnchen
von 500–700 μm (SA/V ca.
10 mm–1),
große
Körnchen,
5 × 5 × 2 mm (SA/V
= 1,5 mm–1),
Scheiben 11 mm Durchmesser × 4
mm (SA/V = 0,85 mm–1) und Halbzylinder
5,5 mm × 4
mm (SA/V = 1,2 mm–1).
-
Alle Proben wurden bei demselben
Vancomycingehalt im Proben/Lösungsverhältnis gleich
1 mg Vancomycin pro 1 ml eingetaucht. Die eingetauchten Proben wurden
bei 37°C
für Zeitspannen
im Bereich von ca. 1 Stunde bis ca. 3 Wochen inkubiert. Die Lösungen wurden
zu den folgenden Zeiten komplett ausgetauscht: 1 Stunde und 1, 3,
7, 14 und 21 Tage.
-
Die freigesetzten Vancomycinkonzentrationen
wurden gemessen unter Verwendung eines automatischen Fluoreszenz-Polarisations-Immunassay
Systems (TDxR-System,
Abbott Diagnostics, Irving, TX). Die Ergebnisse des Vancomycinfreisetzungsversuchs
sind in 3 dargestellt
und in der folgenden Tabelle I zusammengefasst. In 3 stellen die ungefüllten Kreise die kleinen Körnchen dar.
Ungefüllte
Dreiecke stellen die großen
Körnchen
dar. Ungefüllte
Quadrate stellen die Scheiben mit 11 mm Durchmesser dar. Ungefüllte umgedrehte
Dreiecke stellen die Scheiben mit 5,5 mm Durchmesser dar.
-
-
Wie durch die vorangegangenen Daten
gezeigt, wird die Vancomycinfreisetzungsrate durch die Materialform
beeinflusst, d. h. dem Verhältnis
von Materialoberflächenbereich
zu Volumen. Insbesondere war die Vancomycinfreisetzung aus den kleinen
Körnchen
sehr schnell, und das meiste des eingelagerten Vancomycins wurde
während
des ersten Tages des Eintauchens freigesetzt. Dem gegenüber zeigten
die großen
Körnchen
(SA/V = 1,5 mm–1) und die Scheiben
(SA/V = 1,1 oder 0,8 mm–1) eine kontinuierliche
Vancomycinfreisetzung, die nach einer Stunde begann, allmählich auf
ein Maximum anstieg, dann langsam abfiel und bis zu 3 Wochen später endete.
Die maximale Vancomycinfreisetzung wurde während der Eintauchzeit zwischen
drei Tagen und einer Woche gemessen.
-
Diese Befunde zeigen, dass das SA/V-Verhältnis die
Freisetzung von Materialien beeinflussen kann. Die Kombination von
Materialien mit unterschiedlicher Form, d. h. unterschiedlichem
SA/V-Verhältnis,
kann eine kontrollierte Vancomycinfreisetzung erlauben, die beim
Eintauchen beginnt und für
bis zu einem Monat andauert.
-
Beispiel 3
-
Auswirkung der
Vancomycinkonzentration
-
Sol-Gel-abgeleitete Siliziumdioxid-Basis-Matrix-Vancomycin-Composits
mit unterschiedlichem Vancomycingehalt wurden synthetisiert. Die
Sole wurden hergestellt wie oben in Beispiel 1 offenbart. Anschließend wurden
1,2 ml des Sols in 23 mm-Durchmesser-Polystyrolgefäße gegossen.
Die gegossenen Sole wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, und es wurden
0,3 ml von Lösungen
mit verschiedenen Vancomycinkonzentrationen zu den gegossenen Solen
beider Gruppen hinzugefügt,
um das gleiche H2O/TMOS-molare Verhältnis von
10 : 1 zu wahren. Die Mengen des eingelagerten Vancomycins betrugen
10 bzw. 20 mg für
die Gruppen 1 bzw. 2. Der prozentuale Anteil von Vancomycin gegenüber dem
Probengewicht betrug 2,8 bzw. 5,5%. Die Sole wurden geliert, gealtert
und bis ca. 75% Gewichtsverlust getrocknet.
-
Ultrastrukturparameter der Sole wie
spezifischer Oberflächenbereich
(SSA) (engl.: „specific
surface area„),
durchschnittliche Porengröße (PS)
(engl.: „average
pore size„)
und Porenvolumen (PV) der getrockneten Sole wurden bestimmt unter
Verwendung der Monolayer-Gas-Absorptionstechnik (multipoint B.E.T.,
Quantachrome). Die gemessenen Werte waren wie folgt:
SSA, m2/g 545
PS, nm 1,8
PV, cc/g 0,45
-
Die erhaltenen Sol-Gel-abgeleiteten
Scheiben, 11 mm Durchmesser × 2
mm, mit einem SA/V-Verhältnis
gleich 1 mm–1 wurden
in eine Vancomycinfreisetzungsuntersuchung, wie sie in Beispiel
2 offenbart ist, einbezogen. Die Scheiben wurden in 5 ml SPS eingetaucht.
Das Verhältnis
des Vancomycingehalts in der Probe (Gesamtgewicht an Vancomycin)
gegenüber
dem Lösungsvolumen
(Wv/V) betrug 2 bzw. 4 für
die Gruppen 1 bzw. 2. Die Konzentrationen an freigesetztem Vancomycin
wurden gemessen wie oben in Beispiel 2 beschrieben. Die Ergebnisse
der Untersuchung sind in 4 gezeigt.
In 4 bedeuten ausgefüllte Balken
Vancomycin bei 10 mg Einlagerung. Gestreifte Balken bedeuten Vancomycin
bei 20 mg Einlagerung.
-
Die Daten zeigen, dass die Menge
an freigesetztem Vancomycin mit der Menge des eingelagerten Arzneistoffs
ansteigt. Damit scheint die freigesetzte Menge eine Funktion der
eingelagerten Menge (bei anfangs gleichbleibenden Bedingungen) zu
sein. Jedoch scheint das Profil der Arzneistofffreisetzung über die Zeit
für verschiedene
Konzentrationen gleich zu sein. Insbesondere begann die Arzneistofffreisetzung
unmittelbar nach dem Eintauchen, erreichte ein Maximum nach 3 Tagen
und fiel anschließend
allmählich
ab.
-
Beispiel 4
-
In vitro Bakterieninhibierungs-Test
-
Die SPS-Lösungen mit verschiedenen Konzentrationen
von Vancomycin, das freigesetzt wurde aus der Sol-Gel-abgeleiteten
Matrix auf Siliziumdioxid-Basis aus den Experimenten, die in den
Bespielen 2 und 3 beschrieben sind, wurden hinsichtlich der Empfindlichkeit
von Staphylococcus aureus-Bakterien gegenüber dem freigesetzten Arzneistoff
untersucht. Die Standardtechnik des Scheibensusceptibilitätstests
wurde angewendet (Siehe Lorian, supra.). Die Proben SPS-Lösungen mit Vancomycin, das
während
des Eintauchens freigesetzt wurde, wurden untersucht und mit Standardlösungen von
Vancomycin in SPS mit Konzentrationen im Bereich von 100–10.000 μg/ml verglichen.
Die Konzentrationen der Proben SPS-Lösungen
mit Vancomycin, das während
des Eintauchens freigesetzt wurde, wurden gemessen unter Verwendung
des zuvor beschriebenen Fluoreszenz-Polarisationsimmunassays. Einzelne 20 μl Allquote
jeder Lösung
(entweder Standard oder Probe) wurden auf Filterpapierscheiben mit ½ inch
(Nr. 740-E, Schleicher & Schnell,
Keene, NH) aufgetragen. Die mit Arzneistofflösung getränkten Scheiben wurden anschließend getrocknet
und in einem Exsikkator bei 4°C
gelagert. Eine Blutagarplatte, die mit Staphylococcus aureus (ATCC
25923) inokuliert worden war, wurde vom Microbiology Laboratory,
Hospital of the University of Pennsylvania, erhalten. Es wurde eine
1,5 × 108 CFU/ml-Suspension der Bakterien in 0,45%
Salzlösung
hergestellt, was einem „McFarland-Equivalence
Turbidity-Standard" von 0,5 (Remel, Lienexa, KA) entsprach. Müller-Hinton-Agarplatten,
15 × 100
mm (Modell 01-620, Remel, Lienexa, KA) wurden mit 10 μl der Staphylococcus
aureus-Suspension
durch Ausstreichen mit einem sterilen Stäbchen bzw. Tupfer inokuliert,
der in der Lösung
getränkt
worden war, über
die gesamte Agaroberfläche,
um eine gleichmäßige Verteilung
des Inokulats zu erlauben (Standard-Inokulationsverfahren). Eine
Vancomycin-imprägnierte
Scheibe wurde in die Mitte jeder Agarplatte gesetzt. Die Agarplatten
wurden anschließend
in einer Umgebung mit angefeuchteter Luft in einem Einzelkammerwassermantel-Inkubator
(Modell 3159, Forma Scientific, Marrietta, OH) bei 37°C für 24 Stunden
inkubiert. Die Bereiche der Bakterieninhibition wurden unter Verwendung
eines Messschiebers mit der Genauigkeit von 0,1 mm gemessen. Die
Daten sind in den 5 und 6 gezeigt.
-
Die gemessenen Größen der Inhibitionsbereiche
sind gegenüber
der Vancomycinkonzentration in einem logarithmischen Maßstab des
aus Sol-Gel freigesetzten Vancomycins, wie in Beispiel 3 offenbart,
aufgetragen und in 5 dargestellt.
In 5 stellen die nicht
ausgefüllten
Kreise Vancomycin gelöst
in SPS dar. Ausgefüllte
Kreise bedeuten Vancomycin, das aus dem Sol-Gel-Träger freigesetzt
wurde.
-
Die Scheiben, die mit 30 μg Vancomycin
getränkt
worden waren, entweder gelöst
in SPS oder freigesetzt aus der Matrix auf Siliziumdioxid-Basis,
zeigten eine Bereichsgröße größer als
12 mm. Gemäß den Standards
zur Interpretation von Bereichsdurchmessern (Lorian, supra, Tab.
2.1.) zeigt ein Bereich dieser Größe, dass Bakterien empfindlich
gegenüber
dem Material sind, und der Messpunkt bzw. Haltepunkt der äquivalenten
minimalen inhibitorischen Konzentration ist geringer als 4 μg/ml. Das
Verhältnis
von Konzentration zum Bereich der Inhibition für die Probenlösungen von
Vancomycin, das aus der Matrix auf Siliziumdioxid-Basis freigesetzt
wurde, zeigte eine gute Korrelation zu jener der Standardlösungen.
-
6 zeigt
Größen der
Bereiche der Bakterieninhibition gegenüber Eintauchzeit und Konzentration von
Vancomycin, das in die Sol-Gel-abgeleitete Siliziumdioxidmatrix
eingelagert ist. Nicht ausgefüllte
Balken stellen Vancomycin bei 1 mg dar. Ausgefüllte Balken stellen Vancomycin
bei 10 mg dar. Quergestreifte Balken stellen Vancomycin bei 20 mg
dar. Die Daten zeigen, dass Vancomycin, das aus der Sol-Gel-Matrix freigesetzt wurde,
wirksam ist bei der Inhibition des Bakterienwachstums für bis zu
drei (3) Wochen (bei 20 mg). Die gemessenen Größen der Inhibitionsbereiche
scheinen mit der Konzentration von eingelagertem Vancomycin anzusteigen,
was größere Mengen
an freigesetztem Vancomycin widerspiegelt.
-
Die vorgenannten Versuche zeigen
das Folgende: die Einlagerung von Vancomycin in die Matrix auf Siliziumdioxid-Basis
unter Verwendung der Sol-Gel-Technologie liefert eine kontrollierte
Arzneistofffreisetzung über
die Zeit, die beim Eintauchen (und somit bei der Implantation) beginnt
und für
wenigstens drei Wochen andauert; und die verwendete Raumtemperatur,
die geringe Acidität,
die geringe Alkoholkonzentration, das Sol-Gel-Verfahren änderten
die Vancomycineigenschaften nicht, da Vancomycin, das aus dem Sol-Gel-abgeleiteten
Material freigesetzt wurde, ebenso wirksam ist bei der Inhibition
von Bakterien wie Vancomycinlösungen,
die nicht aus einem Sol-Gel-Träger
erhalten wurden.
-
Beispiel 5
-
Sythese eines
Sol-Gel/Trypsin-Inhibitor-Composits
-
Von Sol-Gel abgeleitete Glasscheiben
mit in ihrer Matrix eingelagertem Trypsininhibitor wurden erfolgreich
synthetisiert. Trypsininhibitor (SIGMA) ist ein Protein mit einem
Molekulargewicht von 21 kD. Das Sol-Gel/Protein-Composit enthält 1–10 mg Trypsininhibitor
(TI) pro 150–200
mg-Scheibe. Die Proteinelution war messbar in Proben mit 2 mg oder
mehr Protein pro Scheibe.
-
Das Verfahren, das zur Synthese von
1 g (als Trockengewicht) des Sol-Gel-abgeleiteten Glases verwendet
wurde, war wie folgt: 2,48 ml TMOS (Aldrich, St. Louis, MO) wurde
mit 2 ml DI Wasser und 0,68 ml Methanol in ein 30 ml-Becherglas
gegeben und für
5 Minuten unter Verwendung eines Magnetrührers gemischt. Dies führte zu
einem H2O/TMOS-molaren Verhältnis von
10 : 1 und einem Methanol/TMOS-molaren Verhältnis von 1 : 1. Anschließend wurden
0,01 ml einer 1 N HCl hinzugefügt,
um die Sol-Gel-Reaktion zu katalysieren. Dies führte zu einer klaren einphasigen
Lösung,
die für
15 Minuten gerührt
wurde. Das Sol wurde in 0,8 ml-Portionen in Polystyrolbehälter gegossen,
und die Trypsininhibitorlösung
wurde in einem Volumen von 0,2 ml einer 0,1 N Essigsäurelösung mit
einer Proteinkonzentration im Bereich von 1–10 mg/ml hinzugefügt. Die
Lösung
wurde durch Vortexen gemischt, und die Behälter wurden mit einer Kappe
versehen. Das Gelieren fand innerhalb von 1–4 Tagen nach dem Gießen statt.
Das mit einer Kappe verschlossene Sol gelierte. und alterte für Zeiten
im Bereich zwischen 1 Tag und 2 Wochen, in Abhängigkeit von der gewünschten
Porosität
bei Raumtemperatur. Nach dem Altern wurde das Sol-Gel bei entweder
Raumtemperatur oder 37°C
durch Entfernen der Kappe auf dem Gießbehälter getrocknet. Falls sich
Flüssigkeit
gebildet hatte, wurde sie von dem Feststoff abgegossen. Eine höhere Trocknungstemperatur
steigerte die Porosität
und die Geschwindigkeit des Schrumpfens. Nach dem Trocknen hatte
der resultierende Feststoff 60–70%
seines Originalgewichts auf Grund der Verdunstung von Wasser und
Alkohol (Methanol ist ein Nebenprodukt der Sol-Gel-Reaktionen) verloren.
-
Das resultierende feste Material
war ein poröses
dreidimensionales Netzwerk/Polymer aus Siliziumdioxid, das eingelagerte
Biomoleküle
in einer Weise der kontrollierten Freisetzung freisetzte. Die verschiedenen Verfahrensparameter
sind in Tabelle II gezeigt. Die Probenbezeichnungen weisen die Formel
SxxxCxxPxx (Gießdatum)
auf, wobei „Sxxx"
die berechneten % Siliziumdioxid, „Cxx" die berechneten % Calciumoxid
und „Pxx"
die berechneten % Phosphorpentoxid sind. Das Gießdatum ist dargestellt als „ die letzten
beiden Ziffern des Jahres.Monat.Tag". Der Gehalt an Trypsininhibitor
und die Form der Probe sind in der Basis-Formel TI = X – [Probenform]
angegeben, wobei „X"
die Menge an Trypsininhibitor in mg/Probe bedeutet. Der Einfluss
des pH-Wertes auf die Gelierzeit geht aus Tabelle II hervor.
-
-
Beispiel 6
-
Freisetzung von Trypsininhibitor
-
Die anfänglichen Versuche zur Freisetzungskinetik
wurden durchgeführt
durch Eintauchen der Sol-Gel/Proteinzusammensetzung (100 mg Sol-Gel/1
mg Protein pro Probe) in entionisiertem Wasser in Behältern, die
mit Siliziumdioxid behandelt waren, um die Proteinbindung zu reduzieren.
Der Proteingehalt in Wasser wurde zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen.
Das Wasser wurde nach jedem Zeitraum gegen frisches ausgetauscht.
Die gesammelte Flüssigkeit,
die mit der Sol-Gel/Proteinzusammensetzung
in Kontakt gekommen war, wurde hinsichtlich des Proteingehalts unter
Verwendung des Kolloidal-Gold/spektrophotometrischen Verfahrens
(Integrated Separation Systems, Natick, MA, Stoscheck et al., Anal.
Biochem., (1987) 160: 301–305)
mit einer Sensitivität
nach unten bis zu 0,5 μg/ml
analysiert. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle III gezeigt.
-
Die Zahlen in der Tabelle stellen
die Proteinfreisetzung in μg
des Trypsininhibitors nach dem Eintauchen in entionisiertem Wasser
(DI Wasser) dar. Die Ergebnisse für jeden Zeitpunkt sind zusammen
mit der gesamten Proteinfreisetzung angegeben.
-
-
Die Kinetiken der Proteinfreisetzung
der Proben und die in Tabelle II aufgeführten Ergebnisse sind in 7b gezeigt. Die Proteinfreisetzung wurde
für einen
Zeitraum von vier Wochen gemessen. „TI2" (nicht gefüllte Quadrate)
stellt TI = 2 aus der Tabelle dar. „TI3" (nicht gefüllte Kreise)
stellt TI = 3 aus der Tabelle dar. „TI5" (gefüllte Quadrate) stellt TI =
5 dar und „TI7,5"
(gefüllte
Kreise) stellt TI = 7,5 dar. „TI10"
(gefülltes
Quadrat in nicht gefülltem
Quadrat) stellt TI = 10 Probe S100 (94.4.18) dar. Alle Proben lagen
in Form von Körnchen mit
einem Durchmesser von weniger 2 mm vor.
-
Wie aus 7a entnommen
werden kann, wurde Trypsininhibitor ständig aus allen Proben für einen Zeitraum
von wenigstens sieben (7) Wochen freigesetzt.
-
Beispiel 7
-
Bioaktivität von reinem
Siliziumdioxidglas
-
Ein Sol-Gel-abgeleitetes Glas mit
einer Zusammensetzung aus 100% Siliziumdioxid und Wasser/TMOS im
molaren Verhältnis
von 15 : 1 wurde synthetisiert, und seine Bioaktivität wurde
in vitro in SPS durch Messen von Veränderungen in der Calciumionenkonzentration
untersucht. Eine 5 g-Probe wurde hergestellt durch Mischen von 12,38
ml TMOS mit 8,87 ml DI Wasser und Behandeln mit Ultraschall für 5 Minuten in
einem eisgekühlten
Bad. Zu dieser Mischung wurden 8,87 ml einer 0,1 N Essigsäure hinzugefügt, und
die Mischung wurde mit Ultraschall für weitere 15 Minuten behandelt.
Anschließend
wurden 4,43 ml Natriumphosphat (0,01 M, pH 7) Puffer hinzugefügt, und
die Mischung wurde für
eine Minute mit Ultraschall behandelt. Das flüssige Sol wurde als 3 ml-Proben
gegossen. Der pH des Sols beim Gießen betrug 4,5. Die Gelierzeit
betrug ca. zwei Stunden. Das Altern der Proben wurde bei Raumtemperatur
für einen
Tag durchgeführt.
Die Proben wurden für
3 Tage bei 37°C
getrocknet und wogen ca. 500 mg.
-
Anschließend wurden Proben in Form
von Scheiben mit ca. 1 cm im Durchmesser und 4 mm in der Höhe (1,76
cm2 SA) in SPS (17,6 ml) eingetaucht, mit
einem Verhältnis
von Oberflächenbereich
der Probe zu Eintauchlösungsvolumen
von 0,1 cm–1.
Die Proben wurden für
zwei Wochen bei ständigem
Rühren
bei 37°C eingetaucht.
Die SPS-Konzentration von Calcium betrug im Durchschnitt 100 ppm.
Nach zwei Wochen des Eintauchens der Proben betrug die Calciumkonzentration
in dem verwendeten SPS im Durchschnitt 25 ppm. Dies bedeutet, dass
Calcium durch das Glas aus der Lösung
aufgenommen wurde, am wahrscheinlichsten durch Bildung einer Calciumphosphatschicht
auf seiner Oberfläche.
-
Beispiel 8
-
Bioaktivität von Glas
auf Siliziumdioxid-Basis, das andere Oxide enthält
-
Sol-Gel-Proben mit einer Zusammensetzung
aus 65 Gew.-% SiO2, 30 Gew.-% CaO und 5
Gew.-% P2O5 wurden
hergestellt durch Mischen von 1,61 ml TMOS, 5,04 ml 20% Calciummethoxyethoxidlösung in
Methoxyethanol und 0,12 ml Triethyphosphat und Rühren auf einem Magnetrührer für 5 Minuten
bei 4°C.
Zu dieser Mischung wurde 1 ml 0,1 N HCl hinzugefügt, um die Bedingungen zum
Einlagern von Proteinen nachzuahmen und für eine weitere Minute gerührt, bei
einem Wasser/TMOS-molaren
Verhältnis
von 5,13. Vier 1 ml-Proben wurden gegossen, und das Sol gelierte
in ca. 5 Minuten. Diese Proben wurden für 3 Tage gealtert und anschließend für 4 Tage
bei Raumtemperatur getrocknet. Die Proben wogen nach dem Trocknen
ca. 600 mg.
-
Die Sol-Gel-Proben wurden anschließend in
12 ml SPS eingetaucht, um die Bildung der Calciumphosphatoberflächeschicht
zu untersuchen. Die Proben wurden herausgenommen, nachdem sie für 5 Tage
in SPS unter konstantem Rühren
bei 37°C
eingetaucht waren. Die Proben wurden unter Verwendung von Raster-Elektronenmikroskopie
(SEM) (engl.: „scanning-electron
microscopy„)
betrachtet, und eine Oberflächenanalyse wurde
unter Verwendung von Energie-Streuungs-Röntgenstrahlanalyse (EDXA) (engl.: „energy
dispersive x-ray analysis„)
durchgeführt.
Die Oberfläche
der Proben enthielt Blasen mit 1–3 μm im Durchmesser (1), die, wenn sie mit EDXA
(2) untersucht wurden,
große
Anteile von Calcium und Phosphat enthielten. Dies zeigt die Bildung
von Calciumphosphatkernstellen als ein Vorläufer der Bildung einer Calciumphosphatschicht.
-
Beispiel 9
-
Synthese eines Sol-Gel/TGF-β-Composits
-
Rekombinanter humaner Wachstumsfaktor
beta (TGF-β1)
wurde in reines Sol-Gel-Glas
aus Siliziumdioxid eingelagert. Das Sol-Gel wurde synthetisiert
durch Mischen von 5 ml TMOS mit 5,4 ml Wasser und Methanol mit einem
Wasser/TMOS/Methanol-molaren Verhältnis von 9 : 1 : 1 und auf
einem Magnetrührer
für 5 Minuten
bei Raumtemperatur gerührt.
10 μl einer
1 N HCl wurden zu der Mischung hinzugefügt, und das Sol wurde für 30 Minuten
gerührt.
Anschließend
wurden 0,9 ml des Sols in einen Polystyrolbehälter gegossen und 0,1 ml einer
TGF-β-Lösung mit
1% Rinderserumalbumin (BSA) (engl.: „bovine serum albumin„), um
unspezifische Bindung des Wachstumsfaktors an den Gießbehälter zu
verhindern, wurden hinzugefügt.
Unterschiedliche Mengen an TGF-β wurden
zu jeder gegossenen Probe im Bereich von 0,5 μg bis 2 μg an TGF-β für jede Lösung, der 1 BSA hinzugefügt worden
war, hinzugefügt.
Die Proben wurden für
3 Tage bei 37°C
gealtert und bei 37°C
getrocknet, bis sie ca. 50% ihres Gewichts, „wie gegossen", verloren hatten.
-
Beispiel 10
-
TGF-β-Freisetzung
-
Sol-Gel-abgeleitetes Glas auf Siliziumdioxid-Basis
wurde synthetisiert durch Mischen und Rühren von TMOS, DI Wasser und
1 N HCl in einem molaren Verhältnis
von 1 : 10 : 0,001. Anschließend
wurden 0,9 ml des Sols in Polystyrengefäße mit 15 mm Durchmesser gegossen,
und 0,1 ml einer Lösung
enthaltend entweder 0,5 oder 1 μg
TGF-β1 wurden
zu den Solproben hinzugefügt.
TGF-β1 (Celtrix
Lab., Inc.) wurde entsprechend den mitgelieferten Anweisungen hergestellt.
In Kürze,
es wurden Allquote aus einer 2,347 μl/ml-TGF-β1-Stocklösung in 10 mM HCl resuspendiert,
gefolgt von Lyophilisieren in 1% Rinderserumalbumin (BSA) (Sigma
Chemical Co.). Die erhaltenen TGF-β1-Lösungen wurden in 1,5 ml-Mikrozentrifugengefäßen (USA
Scientific) bei –70°C bis zur
Verwendung gelagert. Der pH der Sole zum Zeitpunkt des Gießens wurde gemessen
und betrug 1,7. Die Gefäße wurden
verschlossen, und die Sole gelierten (15 Stunden) und alterten (24
Stunden) in einem Inkubator bei 37°C. Anschließend wurden die Gele bis entweder
50 oder 70% Gewichtsverlust getrocknet, was zu durchsichtigen Glasscheiben
mit ca. 10 mm im Durchmesser führte.
Ein Teil der Proben in jeder Gruppe wurden zerdrückt, um Körnchen in einer Größe im Bereich
von ca. 500 bis ca. 1.000 μm zu
erhalten. Insgesamt vier Ansätze
von Siliziumdioxidglas/TGF-β1-Zusammensetzungen
wurden wie folgt hergestellt: 1 μg-Dosis:
Scheiben und Körnchen
wurden bis 50% Gewichtsverlust getrocknet und Körnchen, die bis 70% Gewichtsverlust
getrocknet wurden; 0,5 μg-Dosis:
Körnchen,
die bis 50% Gewichtsverlust getrocknet wurden. Zusätzlich wurden
sechs Siliziumdioxidglasscheiben, enthaltend 0,5 μg TGF-β1 und zwei
Kontrollen (ohne TGF-β1) hergestellt
und bis 57% Gewichtsverlust getrocknet. Die Scheiben besaßen gleichmäßige Ausmaße mit einem
durchschnittlichen Durchmesser von 10,17 mm und einer durchschnittlichen
Höhe von 4,93
mm.
-
Die Freisetzung von TGF-β1 aus den
Sol-Gel-abgeleiteten Siliziumdioxidglaskörnchen und -scheiben wurde
durch Eintauchen in 1 ml einer sterilen phosphatgepufferten Salzlösung (PBS)
(engl.: „phosphate
buffered saline„),
enthaltend 1% BSA, gemessen. Vor dem Eintauchen wurden alle Proben
durch UV-Bestrahlung sterilisiert. Das BSA verhindert die unspezifische
Bindung von TGF-β1
an den Eintauchbehälter.
Die Konzentrationen wurden bestimmt unter Verwendung des enzymgekoppelten
Immunabsorptionsassays (ELISA) (engl.: „enzyme linked immunoabsorbent
assay).
-
Die Menge an aktivem TGF-β1, das aus
den Sol-Gel-Materialien freigesetzt wurde, wurde bewertet unter
Verwendung des Mv1Lu-Nerz-Lungenepithel-Zellinhibitionsassays (engl.: „Mv1Lu
mink lung epithelial cell inhibition assay„). Dieser Assay bestimmt
die TGF-β1-Aktivität basierend
auf seiner Inhibition der Mv1Lu-Zellproliferation durch Messung
der [3H]-Thymidin-Einlagerung. Jennings
et al., „Comparison
of the biological activities of TGF beta 1 and TGF beta2: Differential
activity in endothelial cells", J. Cell Physiol. 137: 167–172 (1988).
Konfluente Mv1Lu-Zellen (ATCC) wurden aus Gewebekulturflaschen unter
Verwendung von Zelltrennungslösung
(engl.: „Cell
Dissociation Solution„)
(Speciality Media) gelöst
und in Corning-24-Well-Polystyrol-Gewebekulturschalen
ausgebracht. Die Zellen wurden in einer Dichte von 4,0 × 104 Zellen/Well in 1 ml von Dulbecco's Modified
Eagle's Medium (DMEM), das mit 1% fötalem Kälberserum (engl.: „fetal
bovine serum„)
(FBS) (Hyclone) und 50 μg
von je Penicillin und Streptomycin (Sigma Cell Culture) angereichert
worden war, ausgebracht. Die Schalen wurden bei 37°C und 5%
CO2 für
24 Stunden inkubiert, um das Anwachsen der Zellen auf dem Boden
der Wells zu erlauben.
-
Nach der Inkubation wurden die Wells
belüftet
und mit Medien, enthaltend TGF-β1
mit bekannten pikomolaren (pM) Konzentrationen, behandelt, wobei
lyophilisiertes 1% BSA in 10 mM HCl als die Kontrolle diente. Die
Konzentrationen reichten von 0,1 pM bis 10,0 pM und wurden dreifach
hinzugefügt.
Allquote von Probeösungen,
d. h. enthaltend TGF-β1,
das aus Siliziumdioxidglas nach dem Eintauchen freigesetzt wurde,
wurden im selben Konzentrationsbereich verdünnt und den Zellen ebenfalls
hinzugefügt.
Die Schalen wurden für weitere
24 Stunden inkubiert.
-
Nach der Behandlung mit TGF-β1-Standard-
und Probenlösung,
wurden die Wells belüftet
und die Zellen für
2 Stunden mit 1 μCi/ml
[3H]-Thymidin (NEN Research Products) in
1 ml des Zellkulturmediums markiert. Am Ende der Inkubationszeit
wurden die relativen Mengen der in die zelluläre DNA eingelagerten Radioaktivität bestimmt.
Jedes Well wurde mit 1 ml PBS, pH 7,4 gewaschen, anschließend für 10 Minuten
mit Trichloressigsäure
(TCA) behandelt, um alles nicht eingebaute [3H]-Thymidin zu präzipitieren.
Anschließend
an die TCA-Präzipitation
wurden die Zellen zweimal mit PBS gewaschen und mit 2% Natriumdodecylsulfat
durch Schütteln
bei Raumtemperatur für
zwei Stunden gelöst.
Der Einbau der radioaktiven Isotope in jede Probe wurde durch Flüssig-Szintillations-Messung
eines 200 μl
Aliquots in 5 ml ICN-Ecolume-Szintillations-Flüssigkeit unter Verwendung eines
Beckman-LS1800-Flüssig-Szintillations-Zählers bestimmt.
Es wurde eine zweifache Messung für jede Probe durchgeführt.
-
Der Einfluss von verschiedenen Parametern
wie Konzentration des eingelagerten TGF-β1, der Trocknungsgrad und das
Verhältnis
von Oberflächenbereich
zu Volumen, auf die gesamt Freisetzung von biologisch aktivem TGF-β1 gegenüber der
Zeit ist in den 8, 9 und 10 dargestellt. Es wurde eine anhaltende
Freisetzung von biologisch aktivem TGF-β1 über einen Zeitraum von 7 Tagen
mit einer maximalen Freisetzung, die nach 3 Tagen auftrat, für die verschiedenen
Gruppen Proben beobachtet. Die Menge des freigesetzten TGF-β1 hing von
den Verfahrensparametern ab. Insbesondere stieg die freigesetzte
Menge mit der eingelagerten Konzentration an, und sie fiel mit dem
Grad des Trocknens ab. Die Freisetzung hing ebenfalls von der Materialform ab,
d. h. dem SA/V-Verhältnis.
Mit einem Anstieg des eingelagerten Gehalts von 0,5 auf 1 μg stieg die
aus den Körnchen
freigesetzte Menge von 3,4 auf 10,5 ng nach 7 Tagen Eintauchzeit
(8) an. Die gesamt Freisetzung
stieg ebenfalls signifikant mit der Verringerung im Trocknungsgrad
von 70 auf 50% (9).
Außerdem war
die Freisetzung aus kleinen Körnchen
dreimal größer als
die Freisetzung aus Scheiben auf Grund eines signifikanten Anstiegs
im SA/V- Verhältnis von
1,1 auf 10 mm–1 (10). Daher wurde unter den
Versuchsgruppen die größte freigesetzte
Menge von 10,5 ng, was 1% der eingelagerten Menge entspricht, im
Falle der Proben beobachtet, die mit 1,0 μg TGF-β1 beladen, auf 50% Gewichtsverlust
getrocknet und zu Körnchen
mit einer Größe im Bereich
von 500– 1.000 μm zerdrückt waren.
Die Messungen, die dreifach durchgeführt wurden, bestätigten eine
anhaltende Freisetzung von biologisch aktivem TGF-β1 über 7 Tage
des Eintauchens (11).
-
Die Sol-Gel-Technologie, die verwendet
wurde, um Glas/TGF-β1-Composits
zu synthetisieren, veränderte
nicht die biologische Funktionalität von TGF-β1. Die Träger zeigten eine andauernde
Freisetzung von therapeutischen Mengen an osteoinduktivem Wachstumsfaktor
in dieser biologisch aktiven Form.
-
Beispiel 11
-
Synthese und
Charakterisierung von Ca- und P-enthaltenden Gläsern
-
Ein Sol-Gel-abgeleitetes Glas auf
Siliziumdioxid-Basis, enthaltend Ca und P, wurde synthetisiert durch Mischen
der drei Alkoxide TMOS, CME und TEP unter einer Argonatmosphäre und Rühren der
Mischung für 5
Minuten unter Verwendung eines Magnetrührers. Es wurde ein Glas mit
der Endzusammensetzung von ca. 70% SiO2,
25% CaO und 5% P2O5 (Prozent
Trockengewicht) durch Mischen von 3,47 ml TMOS, 8,4 ml CME und 0,24
ml TEP hergestellt. Anschließend
wurden 1,1 ml des Sols pro Polystyrolgefäß mit 15 mm Durchmesser gegossen,
und 0,38 ml einer 0,1 N Essigsäure
wurden zu jedem der Sole hinzugefügt, um die Bedingungen zur
Einlagerung von Proteinen nachzuahmen. Die Gele wurden verschlossen,
für drei
Tage bei Raumtemperatur gealtert und bei 37°C auf 50% Gewichtsverlust getrocknet.
-
Die Mikrostruktur des hergestellten
Ca-P-enthaltenden Glases auf Siliziumdioxid-Basis wurde unter Verwendung der Oberflächenbereichsanalyse
(Autosorb-1, Quantachrome) charakterisiert. Vor der Analyse wurden
die Proben bei 30°C
entgast. Die Porenstruktur des Materials kann gekennzeichnet werden
durch die Form der Absorptionsisotherme, d. h. der Ausdruck zeigt Änderungen
im Volumen des absorbierten Gases (N2) gegenüber dem
relativen Druck P/P0. Die Isotherme für das Ca-P-enthaltende
Glas auf Siliziumdioxid-Basis ist in 12 gezeigt.
Die Form der Isotherme ist charakteristisch für ein mesoporöses Material,
wie es in dem Manual on Using a Surface Analyzer Autosorb-1, Quantachrome
Corp., S. II-4-46, 1992, definiert ist. Mesoporöse Materialien werden hier
definiert als Materialien mit einer Zwischenporengröße oder
Poren in einem Größenbereich
von größer als
20 Å und
weniger als 500 Å.
SSA, PV und die durchschnittliche Porengröße wurden jeweils bei 331 m2/g, 0,97 cc/g und 58,4 Å bestimmt.
-
Die Fähigkeit des synthetisierten
Ca-P-enthaltenden Glases, eine Oberflächen-HA-Schicht zu bilden, wurde nach dem Eintauchen
in SPS für
eine Woche untersucht. Die Proben wurden vor und nach dem Eintauchen
unter Verwendung von FTIR untersucht. Die FTIR-Spektren der Proben
vor und nach einer Woche des Eintauchens sind in 13 gezeigt. Die Absorptionsbanden in
dem Spektrum vor dem Eintauchen (unteres Spektrum) sind charakteristisch
für Siliziumdioxidgel.
Nach dem Eintauchen trat eine Dublette von Banden bei 603 und 580
cm–1 (oberes
Spektrum) auf. Diese Banden zeigen die Bildung von HA auf der Glasoberfläche, wodurch
sich bioaktives Verhalten zeigt.
-
Beispiel 12
-
Synthese eines
Ca- und P-enthaltenden Sol-Gel-TI-Composits
-
Sol-Gel-abgeleitetes Glas, enthaltend
Si, Ca und P, wurde synthetisiert durch Mischen von TMOS (3,47 ml),
CME (8,40 ml) und TEP (0,24 ml), um eine Zusammensetzung mit 70%
SiO2, 25% CaO und 5% P2O5 zu bilden, unter einer Argonatmosphäre und Mischen
für 15
Minuten. Für
jede Probe wurden 0,75 ml der Alkoxidmischung in einen Polystyrolbehälter gegossen
und anschließend
durch Vortexen mit 0,25 ml einer 0,1 N Essigsäure/Proteinlösung (TI-Konzentration
= 2, 3, 4, 5 mg) gemischt. Das Wasser/TMOS-Verhältnis betrug 10 : 1, und das
Gelieren aller Proben trat unter 1 Minute ein. Das Altern fand über 3 Tage
in verschlossenen Behältern
bei Raumtemperatur statt. Die Proben wurden auf 50% ihres Gewichts
beim Gießen
bei 37°C
durch Entfernen der Kappe ihrer Behälter getrocknet. Nach dem Trocknen
wurden die Proben zerdrückt,
um Körnchen
in einem Größenbereich
von ca. 100–1.000 μm im Durchmesser
zu erhalten.
-
Beispiel 13
-
Freisetzung
von Trypsininhibitor
-
Versuche zur Proteinfreisetzung wurden
durchgeführt
durch Eintauchen von 500 mg der Körnchen in 1 ml 50 mM tris-gepufferter
Lösung
(pH 7,3 bei 37°C).
Die Lösungen
wurden nach jedem Zeitpunkt, die zwischen 1 Stunde bis 7 Wochen
schwankten, vollständig
ausgetauscht. Die Proben wurden eingetaucht in 1 ml reiner Trislösung bei
37°C unter
konstantem Schütteln.
Für jeden
gemessenen Zeitpunkt (1 Stunde, 2 Stunden, 4 Stunden, 24 Stunden,
48 Stunden, 72 Stunden, 96 Stunden, 1 Woche, 2 Wochen, 3 Wochen
und 4 Wochen) wurde die Lösung
gegen frische Trislösung
ausgetauscht, und die Proteinkonzentration wurde gemessen unter Verwendung
des Kolloidal-Gold-Assays.
-
Die Proteinkonzentrationen in den
Lösungen
wurden gemessen unter Verwendung eines Gold-Kolloidal-Assays (Integrated
Separation Systems, Natick, MA). Die gesamte Proteinfreisetzung
aus dem Ca-P-enthaltenden Glas ist in 14 dargestellt.
-
Ein Vergleich mit 7 zeigt,
dass eine anhaltende Freisetzung über lange Eintauchzeiträume für beide
Typen von Glaszusammensetzungen beobachtet wurde. In beiden Fällen wurde
eine etwas schnelle Freisetzung beobachtet bei Eintauchzeiten zwischen
4 und 7 Tagen, danach wurde eine gleichförmigere Freisetzung beobachtet.
Die freigesetzte Menge hängt
von der eingelagerten TI-Konzentration ab, d. h. mit einem größeren TI-Gehalt
in der Glasmatrix war die freigesetzte Menge größer. Eine 10%-ige Freisetzung
aus der Glasmatrix aus Siliziumdioxid wurde nach 6 Wochen Eintauchen
gemessen, während
eine 5%-ige Freisetzung aus dem Ca-P-enthaltenden Glas nach 4 Wochen
des Eintauchens erhalten wurde. Das Hinzufügen von Ca und P zu einem Sol-Gel-abgeleiteten
Siliziumdioxidglas beeinflusste nicht signifikant das Profil der
TI-Freisetzung und die freigesetzte Menge.
-
Beispiel 14
-
Bioaktivitätsuntersuchungen
einschließlich
Sol-Gelen mit Trypsininhibitor
-
Die Proben wurden in gleicher Weise
wie oben in Beispiel 12 beschrieben synthetisiert mit der Ausnahme,
dass die Verhältnisse
der Alkoxide geändert
wurden, um drei verschiedene Zusammensetzungen zu erhalten:
-
- (1) 70% SiO2, 25% CaO und 5% P2O5
- (2) 87% SiO2, 10% CaO und 3% P2O5
- (3) 94% SiO2, 5% CaO und 1% P2O5
-
Zusammensetzung (1) wurde synthetisiert
sowohl mit als auch ohne 4 mg TI, die anderen beiden Zusammensetzungen
wurden ohne TI synthetisiert. Die Proben wurden als 25 mg Körnchen in
25 ml einer SPS-Lösung
(eine tris-gepufferte Lösung
mit Elektrolytkonzentrationen ähnlich
dem Plasma) bei 37°C
unter konstantem Schütteln
eingetaucht. Am Ende der Eintauchzeit (entweder 1, 3 oder 7 Tage)
wurde die SPS-Lösung herauspipettiert
und anschließend
hinsichtlich Ca und PO4 unter Verwendung
von Atomabsorptionsspektrometrie und Kolorimetrie analysiert. Die
Körnchen
nach dem Eintauchen wurden analysiert nach dem Eintauchen unter
Verwendung von FTIR hinsichtlich der Anwesenheit von P-O-Biegepeaks
(engl.: „bend
peaks„)
bei ca. 600 cm–1.
-
Die FTIR-Spektren der Glaszusammensetzung
(1) vor und nach dem Eintauchen in SPS für eine Woche sind in 15 dargestellt. Das Spektrum
der Probe vor dem Eintauchen (unteres Spektrum) zeigt Absorptionsbanden
von Siliziumdioxid und Proteinen jeweils in den unteren (1.200 cm–1)
und den höheren
(über 1.200 cm–1)
Energiebereichen. Eine Dublette von Banden, angeordnet bei 562 und
603 cm–1,
trat in dem Spektrum nach Eintauchen (oberes Spektrum) auf. Die
Dublette, charakteristisch für
die P-O-Biegeschwinnungsmode, zeigt die Bildung einer Hydroxyapatit(HA)-Schicht
auf der Oberfläche
des Sol-Gel-abgeleiteten Glases. Die Bildung der HA-Schicht wurde
ebenfalls auf dem Glas der Zusammensetzung (1) ohne TI nachgewiesen.
Die Zusammensetzungen (2) und (3) zeigten ebenfalls die Bildung
einer HA-Schicht.
-
Beispiel 15
-
Synthese unter
Verwendung von Calciumsalz
-
Ein bioaktives Sol-Gel-abgeleitetes
Glas mit einer Endzusammensetzung von ca 70 Gew.-% SiO2,
20 Gew.-% CaO und 5 Gew.-% P2O5 wurde
wie folgt synthetisiert: 9,3 ml TMOS wurden mit 5,8 entionisiertem Wasser
(DI) gemischt und in einem Eis-Ultraschall-Bad
für 10
Minuten gerührt.
Anschließend
wurden 15 μl
einer 1 N HCl hinzugefügt,
und das Rühren
dauerte an bis die Mischung klar wurde. Der pH wurde bei 3,0 gemessen.
Die Mischung wurde anschließend
zum Rühren
auf einen Magnetrührer überführt. Während die
Mischung ständig
gerührt
wurde, wurden 3,08 g CaCl2 gelöst in 5
ml DI Wasser und 2 ml TEP tropfenweise zu der Mischung hinzugefügt. Das
Gesamt-N2O/TMOS-Verhältnis betrug ca. 10; das Säure/H2O-Volumenverhältnis betrug
ca. 0,0015. Das Sol wurde in Polystyrolgefäße mit 17 mm Durchmesser jeweils
1 ml pro Gefäß gegossen,
verschlossen und bei Raumtemperatur geliert. Die Gelierzeit betrug
ca. eine Stunde. Die Gele wurden für zehn Tage gealtert und bis
zu einem Gewichtsverlust von ca. 70% des Gewichts beim Gießen getrocknet, beides
fand bei Raumtemperatur statt. Die resultierenden Glasscheiben waren
8 mm im Durchmesser, 4 mm hoch, und sie waren durchsichtig, was
eine homogene Verteilung der Legierungsoxide zeigte. Es wurden keine Brüche in den
erhaltenen Monolithen beobachtet.
-
Beispiel 16
-
Synthese eines
Ca- und P-enthaltenden Sol-Gel/biologisch aktives Molekül-Composit unter Verwendung
von Calciumsalz
-
Ein bioaktives Sol-Gel-abgeleitetes
Glas wurde wie in Beispiel 15 hergestellt mit Hinzufügen von
biologisch aktiven Molekülen
entweder vor oder nachdem das Sol gegossen wurde. Die biologisch
aktiven Moleküle
werden beispielsweise hinzugefügt
wie in den Beispielen 5, 10 oder 11 oben beschrieben.
-
Die zuvor beschriebenen Beispiele
sollen die Erfindung beschreiben und sie nicht in irgendeiner Weise beschränken. Der
Fachmann wird erkennen, dass Veränderungen
im Schutzbereich der Erfindung, so wie er in den angefügten Ansprüchen dargelegt
ist, gemacht werden können.