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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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1. Gebiet der Erfindung
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Diese
Erfindung betrifft neue chemische Verbindungen, die kovalente Konjugate
von Glycosaminoglycanen, insbesondere von Heparinen, umfassen, und
Verfahren zu deren Herstellung, deren pharmazeutische Zusammensetzungen
und die therapeutischen Verwendungen davon.
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2. Beschreibung der Hintergrundtechnik
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Heparin
ist ein sulfatiertes Polysaccharid, welches zu einem großen Teil
aus einer alternierenden Sequenz von Hexuronsäure und 2-Amino-2-desoxy-D-glucose
besteht. Heparin und eine verwandte Verbindung, das Dermatansulfat,
sind von großer
Bedeutung als Antikoagulantien für
die klinische Verwendung bei der Vorbeugung von Thrombose und verwandten
Erkrankungen. Sie sind Mitglieder der Familie der Glycosaminoglycane
(GAGs), welche lineare Ketten von sulfatierten, sich wiederholenden
Disaccharideinheiten, welche ein Hexosamin und eine Uronsäure enthalten,
sind. Die Antikoagulation unter Verwendung von GAGs (wie z. B. Heparin
und Dermatansulfat) verläuft über deren
Katalyse der Hemmung der Koagulationsenzyme (von denen Thrombin
das wesentliche ist) durch Serinproteaseinhibitoren (Serpine), wie
z. B. Antithrombin III (ATIII) und Heparin-Cofaktor II (HCII). Die Bindung der
Serpine durch die Katalysatoren ist wesentlich für deren Wirkung und tritt über spezifische
Sequenzen entlang der linearen Kohlenhydratkette des Glycosaminoglycans
(GAGs) auf. Heparin wirkt durch Bindung an ATIII über eine
Pentasaccharidsequenz, wodurch die Hemmung einer Vielzahl von Koagulationsenzymen
potenziert wird (im Falle von Thrombin muß Heparin auch an das Enzym binden).
Heparin kann auch die Hemmung von Thrombin potenzieren, indem es
an das Serpin HCII bindet. Dermatansulfat wirkt, indem es spezifisch
an HCII über
eine Hexasaccharidsequenz bindet, wodurch lediglich die Hemmung
von Thrombin potenziert wird. Da Glycosaminoglycane (insbesondere
Heparin) in vivo an andere Moleküle
binden können
oder von der Wirkungsstelle aufgrund einer Reihe von Mechanismen
verlorengehen können,
wäre es
vorteilhaft, GAG über
eine kovalente Bindung dauerhaft in Assoziation mit dem Serpin zu
halten.
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Kovalente
Komplexe zwischen ATIII und Heparin wurden schon zuvor hergestellt,
siehe z. B. Bjork et al., (1982) FEBS Letters 143(1):96–100, und
von Collen et al., US-Patent Nr. 4,623,718. Diese Konjugate erfordern
kovalente Modifikationen des Heparins, bevor es konjugiert wird.
Das Produkt von Bjork et al. (hergestellt durch Reduktion der Schiff-Base
zwischen dem Aldehyd eines 2,5-D-Anhydromannoseterminus von Heparin,
hergestellt durch partiale Depolymerisierung von Heparin zu Heparinfragmenten
mit salpetriger Säure, und
einer Lysyl-Aminogruppe von ATIII) wies keine nachweisbare Antithrombin-Aktivität auf. Das
Produkt von Collen et al. (hergestellt durch Konjugation von Carboxylgruppen
innerhalb der Kette des Heparinmoleküls und von Lysyl-Aminogruppen von
ATIII über
Aminohexyltolyl-Spacer-Arme) wies eine zufällige Verknüpfung der Uronsäuren des
Heparinrests mit den Carboxylgruppen auf, was die ATIII-Bindesequenz
beeinträchtigen könnte, und
tatsächlich
war die spezifische Anti-Xa-(eine Koagulationsprotease, die Prothrombin
zu Thrombin aktiviert) Aktivität
ungefähr
65% des nicht-kovalent verknüpften
nicht-modifizierten
Ausgangsheparins (J. Biol. Chem. 257:3401–3408 (1982)). Die spezifische
Antithrombinaktivität
wäre daher
ebenfalls 65% oder weniger, da sowohl Xa als auch Thrombin es erfordern,
daß Heparin
an ATIII bindet. Die Geschwindigkeitskonstante der bimolekularen
Reaktion des Produkts von Collen et al. für die Hemmung von Thrombin
sollte vergleichbar zu derjenigen des nicht-kovalenten Gemisches von mit ATIII gesättigtem
Heparin sein (J. Biol. Chem. 259:5670–5677 (1984)). Allerdings wurde
ein großer
molarer Überschuß von Heparin
oder von kovalentem Komplex gegenüber Thrombin (>10:1) verwendet, um
die Kinetik zu vereinfachen, was den Effekt jeder Subpopulation
von Molekülen
mit geringer Aktivität
maskieren würde.
Die spezifischen Antithrombinaktivitäten wurden nicht angegeben.
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Außerdem wurde
Heparin auch mit anderen Proteinen kovalent konjugiert (wie z. B.
mit dem Gewebeplasminogenaktivator und mit Erythropoietin) von Halluin
(US-Patent Nr. 5,308,617), unter Verwendung eines ähnlichen
Verfahrens zu dem von Bjork et al. Diese Konjugate litten unter
den gleichen Problemen, die mit dem Verlust an Heparinaktivität assoziiert
waren, wie bei den Bjork-Konjugaten.
Die Kopplung von Heparin zu Affinitätsträgern über eine Hydrazinverknüpfung wird
in der WO 95/05400 berichtet. Allerdings ist die Hydrazongruppe
im allgemeinen nicht bei Proteinen und anderen Makromolekülen zu finden,
und dessen Inkorporation führt
häufig
zu einer Abnahme der biologischen Aktivität. Das US-Patent Nr. 4,213,962
beschreibt Heparin und Antithrombin III, welche auf mit Cyanbromid
aktivierter Agarose co-immobilisiert sind. Die US-Patente mit den
Nummern 5,280,016 und 4,990,502 beschreiben die Oxidation von Heparin
mit Periodat und die Reduktion des auf diese Weise erzeugten Aldehyds.
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Es
wäre daher
wünschenswert,
kovalente Konjugate von Heparin und verwandten Glycosaminoglycanen
bereitzustellen, die die maximale biologische Aktivität (z. B.
Antikoagulationsaktivität)
behalten und verbesserte pharmakokinetische Eigenschaften aufweisen
sowie einfache Verfahren zu deren Herstellung. Die Erfindung erfüllt diese
und andere Bedürfnisse.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Diese
Erfindung stellt ein kovalentes Konjugat bereit, welches ein Glycosaminoglycan
umfaßt,
welches mit einem Protein über
eine kovalente Verknüpfung
verknüpft
ist, wobei das Protein wenigstens eine primäre Aminogruppe aufweist, wobei
das Protein über
dessen Aminogruppe mit einem terminalen Aldoserest des Glycosaminoglycans
unmittelbar kovalent verknüpft
ist.
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Die
kovalente Verknüpfung
umfaßt
ein α-Carbonylamin,
das durch anschließende
Amadori-Umlagerung
eines Imins (>C=N-),
welches zwischen der Aminogruppe der ersten Spezies und dem C1 der
terminalen Aldose ausgebildet wird, gebildet wird. Das Glycosaminoglycan
ist vorzugsweise Heparin. Die Amin-enthaltende Spezies ist ein Protein,
wie z. B. Antithrombin III oder Heparin-Cofaktor II.
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Die
Erfindung stellt weiterhin neuartige und milde Verfahren zur Herstellung
der obigen kovalenten Konjugate bereit, die zu Konjugaten mit verbesserten
pharmakokinetischen Eigenschaften und verbesserter biologischer
Aktivität
führen.
Die Verfahren umfassen das Inkubieren der Glycosaminoglycane mit
dem Amin-enthaltenden Protein unter Bedingungen, die eine Iminbildung
zwischen dem terminalen Aldoserest des Glycosaminoglycans und dem
Amin ermöglichen.
Das Imin läßt man unter
milden Bedingungen (Amadori-Umlagerung) sich in ein α-Carbonylamin
umlagern. Die Erfindung stellt weiterhin pharmazeutische Zusammensetzungen
bereit, die diese Konjugate umfassen, sowie therapeutische Verwendungen
davon.
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Die
Erfindung stellt auch Verfahren zur Verringerung der Thrombenbildungsneigung
eines Materials, wie z. B. eines synthetischen Polymers, bereit,
indem das Material mit den kovalenten Konjugaten der Erfindung beschichtet
wird, insbesondere mit dem Heparin-Antithrombin-III-Konjugat. Die nach
diesem Verfahren behandelten Materialien sind geeignet als medizinische
oder prothetische Vorrichtungen.
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KURZE BESCHREIBUNG DER
FIGUREN
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1 vergleicht
die Hemmung der Thrombinaktivität
von Antithrombin III, nicht-kovalenten Antithrombin-III-Heparin-Komplexen
und verschiedenen Konzentrationen der kovalenten Antithrombin-III-Heparin-(ADH)-Konjugate
der vorliegenden Erfindung.
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2 zeigt
die Hemmung der Fähigkeit
des Thrombins, humanes Fibrinogen zu koagulieren, durch die kovalenten
Antithrombin-III-Heparin-Konjugate (ATH1) der vorliegenden Erfindung.
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3 zeigt
die Wirkung von zugegebenem Heparin auf die Rate der Hemmung von
Thrombin durch die Antithrombin-III-Heparin-Konjugate der vorliegenden
Erfindung.
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4 zeigt
die Rate der Hemmung der Thrombinaktivität gegenüber dem Farbreagenz S-2238 durch die Antithrombin-III-Heparin-Konjugate
der vorliegenden Erfindung.
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5 zeigt
die Hemmung der Antithrombin-Wirkung der kovalenten ATH-Konjugate
der vorliegenden Erfindung durch FPR-Thrombin.
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6 zeigt
die Plasma-Clearance der kovalenten ATH-Konjugate der vorliegenden
Erfindung und von Heparin in Kaninchen nach intravenöser Injektion.
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7 zeigt
die Plasmakonzentrationen der kovalenten ATH-Konjugate der vorliegenden
Erfindung in Kaninchen nach subkutaner Injektion.
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8 zeigt
die Plasmakonzentrationen der kovalenten ATH-Konjugate der vorliegenden
Erfindung und von Heparin in Kaninchen nach subkutaner Injektion.
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9 zeigt
die AT-Bindung an 100nM SH oder ATH.
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10 zeigt
die Aktivität
von ATH und AT + SH bei der Hemmung von Thrombin.
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11 zeigt
die nicht-katalytischen [☐----☐] und katalytischen
[O----O] Aktivitäten
in ATH nach der Chromatographie über
Sephadex G200.
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12 zeigt
die Pharmakokinetik von ATH nach intravenöser Injektion, gemessen anhand
der Anti-Faktor-Xa-Aktivität.
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13 zeigt
die Pharmakokinetik von ATH nach intravenöser Injektion gemessen durch
ELISA von Plasma-AT.
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14 zeigt
die Pharmakokinetik von ATH nach subkutaner Injektion.
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15 zeigt
die Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten
von BAL nach intratrachealer Instillation von ATH.
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16 zeigt
den kumulativen Blutverlust nach Behandlung in einem Blutendes-Ohr-Modell
am Kaninchen.
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17 zeigt
den kumulativen Blutverlust nach Behandlung in einem Blutendes-Ohr-Modell
am Kaninchen (wobei die abweichenden Werte entfernt wurden).
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18 zeigt
die Plasma-Anti-Faktor-Xa-Aktivität in einem Blutendes-Ohr-Modell
am Kaninchen.
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19 zeigt
die Veränderung
des Gerinnselgewichts für
verschiedene Behandlungsgruppen in einem Venöse-Thrombose-Modell am Kaninchen.
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20 zeigt
die Plasma-Anti-Faktor-Xa-Aktivität in einem Venöse-Thrombose-Modell
am Kaninchen.
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21 zeigt
die Gerinnselgewichte, wenn ATH-aufpolymerisierte, Hirudin-aufpolymerisierte
und unbehandelte Polyurethan-Leitungen in einem Kaninchen-Perfusionsmodell
verwendet werden.
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22 zeigt
die Gerinnselgewichte, wenn ATH-aufpolymerisierte, AT-aufpolymerisierte
und unbehandelte Polyurethan-Leitungen in einem Kaninchen-Perfusions-Modell
verwendet werden.
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23 zeigt
die luminale Oberfläche
von mit ATH behandelten und von unbehandelten Leitungen, nachdem
diese für
3 Stunden in Kaninchen dem Blut ausgesetzt waren.
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24 zeigt
Protein-Fluroeszenz-Scans von AT, AT + SH und ATH.
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25 zeigt
die SH-Bindung an 100 nM AT oder ATH.
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26 zeigt
die AT-Bindung an 100nM SH oder ATH.
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BESCHREIBUNG DER BEVORZUGTEN
AUSFÜHRUNGSFORM
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Diese
Erfindung stellt neuartige kovalente Konjugate von Glycosaminoglycanen
bereit, die an deren terminalem Aldoserest mit Molekülen, die
primäres
Amin enthalten, markiert sind. Insbesondere stellt die Erfindung
neuartige kovalente Konjugate von Heparin (Merck Index, 1980) und
Fragementen davon mit therapeutisch signifikanten Serinproteaseinhibitoren,
wie z. B. Antithrombin III und Heparin-Cofaktor-II, bereit, sowie therapeutische
Verwendungen davon und Verfahren zu deren Herstellung. Die neuartigen
Heparinkonjugate dieser Erfindung werden unter milden Bedingungen
hergestellt, sie behalten eine maximale Antikoagulationsaktivität im Vergleich
zu intaktem Heparin und sie haben verbesserte pharmakokinetische
Eigenschaften.
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Bevor
die Erfindung etwas ausführlicher
beschrieben wird, werden die folgenden Definitionen angegeben, um
die Bedeutung und den Umfang der Begriffe, die verwendet werden,
um die Erfindung hierin zu beschreiben, beispielhaft zu erläutern und
zu definieren.
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Der
Begriff "Hexose" bezeichnet einen
Kohlenwasserstoff (C6H12O6) mit sechs Kohlenstoffatomen. Hexosen können Aldohexosen
sein, wie z. B. Glucose, Mannose, Galactose, Idose, Gulo se, Talose,
Allose und Altrose, deren offene Kettenform eine Aldehydgruppe enthält. Alternativ
können
die Hexosen Ketosen sein, wie z. B. Fruktose, Sorbose, Allulose
und Tagatose, deren offene Kettenform eine Ketongruppe enthält.
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Der
Begriff "Uronsäure" bezeichnet die Karbonsäure, die
durch Oxidation der primären
Hydroxylgruppe eines Kohlenwasserstoffs gebildet wird, und diese
werden typischerweise nach dem Kohlenwasserstoff, von dem sie abgeleitet
sind, benannt. Demnach gibt die Oxidation der Hydroxylgruppe am
C6 von Glucose Glucuronsäure,
die Oxidation der Hydroxylgruppe am C6 von Galactose ergibt Galacturonsäure und
die Oxidation der Hydroxylgruppe am C6 von Idose ergibt Iduronsäure.
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Der
Begriff "Hexosamine" bezeichnet ein Hexosederivat,
bei dem wenigstens eine Hydroxygruppe, typischerweise die C2-Hydroxygruppe,
durch ein Amin ersetzt worden ist. Das Amin kann wahlweise alkyliert, acyliert
(z. B. mit Muraminsäure),
typischerweise durch eine Acetylgruppe, sulfoniert (O- oder N-sulfatiert),
sulfonyliert, phosphoryliert, phosphonyliert und dergleichen sein.
Die repräsentativen
Beispiele von Hexosaminen umfassen Glucosamin, Galactosamin, Tagatosamin,
Fructosamin, deren modifizierte Analoga und dergleichen.
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Der
Begriff "Glycosaminoglycan" bezeichnet die linearen
Ketten von zu einem großen
Teil sich wiederholenden Disaccharideinheiten, die ein Hexosamin
und eine Uronsäure
enthalten. Die exakte Identität
des Hexosamins und der Uronsäure
kann breit variieren, und die repräsentativen Beispiele sind jeweils
in den Definitionen oben bereitgestellt. Die Disaccharide können wahlweise
modifiziert sein durch Alkylierung, Acylierung, Sulfonierung (O-
oder N-sulfatiert), Sulfonylierung, Phosphorylierung, Phosphonylierung
und dergleichen. Der Grad einer solchen Modifikation kann variieren
und kann an einer Hydroxygruppe oder an einer Aminogruppe erfolgen.
Am üblichsten
werden die Hydroxylgruppe am C6 und die Amingruppe am C2 sulfatiert.
Die Länge der
Kette kann variieren und das Glycosaminoglycan kann ein Molekulargewicht
von größer als
200.000 Dalton, typischerweise bis zu 100.000 Dalton und noch typischer
weniger als 50.000 Dalton, aufweisen. Die Glycosaminoglycane werden
typischerweise als Mucopolysaccharide gefunden. Die repräsentativen
Beispiele umfassen Heparin, Dermatansulfat, Heparansulfat, Chondroitin-6-Sulfat,
Chondroitin-4-Sulfat,
Keratansulfat, Chondroitin, Hyaluronsäure, Polymere, die N-Acetyl-Monosaccharide
enthalten (wie z. B. N-Acetylneuraminsäure, N-Acetylglucosamin, N-Acetylgalactosamin
und N-Acetylmuraminsäure) und
dergleichen und Gummi, wie z. B. Gummi arabicum, Gummi tragacanthum,
und dergleichen. Siehe Heinegard, D. und Sommarin Y. (1987) Methods
in Enzymology 144:319–373.
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Der
Begriff "unmittelbar
kovalent verknüpft" bezeichnet eine
kovalente Verknüpfung
zwischen zwei Spezies, die ohne die Verwendung eines intermediären Spacers
oder von Verknüpfungseinheiten
erreicht wird. Wenn demnach von einem ersten Molekül gesagt
wird, daß es
direkt kovalent mit einem terminalen Aldoserest eines Glycosaminoglycans über eine
Aminogruppe an dem ersten Molekül
verknüpft
ist, bedeutet dies, daß das
Stickstoffatom des ersten Moleküls
unmittelbar an ein Atom des terminalen Aldoserests gebunden ist.
Diese Bindung wird eine kovalente Bindung sein und kann eine Einzel-,
Doppel- oder Dreifachbindung sein. Der Fachmann wird daher verstehen,
daß Heparinkonjugate,
die mit einem anderen Molekül
durch die initiale Anheftung von Spacer-Gruppen, wie z. B. Polymethylen-Diamino-Linker,
an das Heparinmolekül
verknüpft
sind, von dieser Erfindung nicht umfaßt sind.
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Der
Begriff "Protein" umfaßt ohne
Beschränkung
hierauf Albumine, Globuline (z. B. Immunoglobuline), Histone, Lectine,
Protamine, Prolamine, Gluteline, Phospholipasen, antibiotische Proteine
und Scleroproteine sowie konjugierte Proteine, wie z. B. Phosphoproteine,
Chromoproteine, Lipoproteine, Glycoproteine, Nucleoproteine.
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Der
Begriff "Serpin" bezeichnet einen
Serinproteaseinhibitor, und als Beispiel hierfür dient eine Spezies wie z.
B. Antithrombin III und Heparin-Cofaktor-II.
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Der
Begriff "Amin" bezeichnet sowohl
primäre
Amine, RNH2, als auch sekundäre Amine
RNH(R').
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Der
Begriff "Amino" bezeichnet die Gruppe >NH oder -NH2.
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Der
Begriff "Imin" bezeichnet die Gruppe >C=N- und Salze davon.
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Die
Begriffe "Behandlung" oder "behandeln" eines Zustands und/oder
einer Erkrankung in einem Säugetier
werden hier so verwendet, daß sie
bedeuten:
- (i) Vorbeugung des Zustands oder
der Erkrankung, d.h. Vermeidung jedes klinischen Symptoms der Erkrankung,
- (ii) Hemmung des Zustands oder der Erkrankung, d.h. Aufhalten
der Entwicklung oder des Fortschreitens der klinischen Symptome,
und/oder
- (iii) Lindern des Zustands oder der Erkrankung, d.h. Bewirkung
des Rückgangs
der klinischen Symptome.
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Der
Begriff "im wesentlichen
rein" bedeutet in
seiner Verwendung hierin, daß eine
betrachtete Spezies die überwiegende
Spezies ist, die vorliegt (d.h. auf einer molaren Basis ist diese
häufiger
als jede andere individuelle Spezies in der Zusammensetzung), und
vorzugsweise ist eine im wesentlichen aufgereinigte Fraktion eine
Zusammensetzung, bei der die betrachtete Spezies wenigstens etwa
50% (auf einer molaren Basis) aller vorliegenden makromolekularen
Spezies umfaßt.
Im allgemeinen wird eine im wesentlichen reine Zusammensetzung mehr
als etwa 80 bis 90% aller makromolekularen Spezies, die in der Zusammensetzung
vorliegen, umfassen. Noch bevorzugter ist die betrachtete Spezies
bis im wesentlichen zur Homogenität aufgereinigt (kontaminierende
Spezies können
in der Zusammensetzung mit herkömmlichen
Detektionsverfahren nicht festgestellt werden), wobei die Zusammensetzung
im wesentlichen aus einer einzigen makromolekularen Spezies besteht.
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Die
Zustände
und Erkrankungen, die bei der vorliegenden Erfindung behandelt werden,
umfassen den Myokardinfarkt und einen breiten Bereich an thrombotischen
Zuständen.
Diese umfassen die Fibrinabscheidung, die zu finden ist bei dem
Atemnotsyndrom von Neugeborenen, dem Atemnotsyndrom von Erwachsenen, dem
Primärkarzinom
der Lunge, dem non-Hodgkins-Lymphom, der fibrosierenden Alveolitis
und bei Lungentransplantaten. Die vorliegende Erfindung kann außerdem entweder
erworbene AT-III-Mangelzustände,
wie z. B. das Atemnotsyndrom von Neugeborenen, die L-Asparaginase-induzierte
Defizienz, die Herz-Lungen-Umgehungs-induzierte Defizienz und die
Sepsis behandeln oder angeborene AT-III-Mangelzustände. Im
Falle der angeborenen AT- III-Defizienz
können
lebensbedrohliche thrombotische Komplikationen mit AT-III-Niveaus
von weniger als 0,25 Einheiten/ml bei Heterozygoten die ATIII plus
Heparin benötigen,
bei bis zu 1 oder 2 Kindern pro Jahr in den USA auftreten, wobei
aus der Literatur nicht klar hervorgeht, ob jemals ein homozygot
defizientes Kind den Zeitpunkt der Geburt überlebt hat.
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Die
weiteren Verwendungen der Erfindung umfassen die kovalente Beschichtung
von GAGs auf Amin-enthaltende Oberflächen, wie z. B. zentralvenöse Leitungen,
Herzkatheter, Herz-Lungen-Umgehungskreisläufe, Dialysekreisläufe oder
andere mit externem Blut in Kontakt tretende Instrumente, sowie
mechanische Ventile, Stents oder eine beliebige in-vivo-Prothese.
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Die
neuartigen Verbindungen dieser Erfindung werden hergestellt durch
einen einfachen einstufigen Prozeß, der die direkte kovalente
Verknüpfung
der Amingruppe einer Amin-enthaltenden Einheit (wie z. B. ohne Beschränkung hierauf
Amin-enthaltende Oligo-(Poly-)Saccharide, Amin-enthaltende Lipide, Proteine, Nukleinsäuren und
jedes beliebige Xenobiotikum) mit einem terminalen Aldoserest eines
Glycosaminoglycans bereitstellt. Vorzugsweise ist die Amin-enthaltende
Einheit ein Protein, das die gewünschte
biologische Aktivität
aufweist. Das milde, nicht destruktive Verfahren, das hier bereitgestellt
wird, erlaubt die maximale Aufrechterhaltung der biologischen Aktivität des Proteins
und ermöglicht
die direkte Verknüpfung
des Proteins ohne daß ein
Bedürfnis
nach intermediären
Spacer-Gruppen besteht, wie aus dem folgenden hervorgeht:
Das
Glycosaminoglycan, das konjugiert werden soll, wird mit der Amin-enthaltende
Spezies bei einem pH-Wert inkubiert, der für die Iminbildung zwischen
dem Amin und dem terminalen Aldose- oder Ketoserest des Glycosaminoglycans
geeignet ist. Die terminalen Aldose- und Ketosereste stehen im allgemeinen
im Gleichgewicht zwischen der zyklischen Hemiacetal- oder Hemiketalform
mit geschlossenem Ring und den korrespondierenden Aldehyd- oder
Ketonäquivalenten
mit offenem Ring. Im allgemeinen sind die Amine in der Lage, mit
der Form mit geöffnetem
Ring zu reagieren, um so ein Imin (Schiff-Base) zu erzeugen. Typischerweise
sind die Aldosen etwas reaktiver, da die korrespondierenden Aldehyde
in der Form mit offenem Ring gegenüber den Aminen etwas reaktiver
sind. Demnach stellt die kovalente Konjugatausbildung zwischen Aminen
und terminalen Aldoseresten von Glycosaminoglycanen ein bevorzugtes
Verfahren dar zur Anknüpfung
einer Spezies, die eine Aminogruppe enthält, an ein Glycosaminoglycan.
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Die
Reaktion wird typischerweise bei einem pH-Wert von etwa 4,5 bis
etwa 9, vorzugsweise bei etwa 5 bis etwa 8 und noch bevorzugter
bei etwa 7 bis etwa 8, durchgeführt.
Die Reaktion wird im allgemeinen in einem wäßrigen Medium durchgeführt. Allerdings
können
auch organische Medien, insbesondere polare hydrophile organische
Lösungsmittel,
wie z. B. Alkohole, Ether und Formamide und dergleichen in Anteilen
von bis zu etwa 40% eingesetzt werden, um die Löslichkeit der Reaktanten falls
erforderlich zu erhöhen.
Es können auch
nicht-nukleophile Puffer, wie z. B. Phosphat, Acetat, Bicarbonat
und dergleichen eingesetzt werden.
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Das
Imin wird über
einen ausreichenden Zeitraum inkubiert, typischerweise über etwa
1 Tag bis 1 Monat, noch typischer etwa 3 Tage bis 2 Wochen, um die
Amadori-Umlagerung des intermediären
Imins zu ermöglichen.
Die terminalen Aldosereste des Glycosaminoglycans, die nach den
durch diese Verbindung bereitgestellten Verfahren konjugiert sind,
besitzen häufig
C2- Hydroxylgruppen
an dem terminalen Aldoserest, d.h. eine 2-Hydroxycarbonyleinheit,
die durch Kondensation mit dem Amin der Spezies, die mit dem Glycosaminoglycan
konjugiert wird, in ein 2-Hydroxyimin
umgewandelt wird. Bei der Amadori-Umlagerung, die insbesondere bei
Kohlenwasserstoffen üblich
ist, kann sich das α-Hydroxyimin
(Imin am C1, Hydroxy am C2), welches sich durch die initiale Kondensation
ausbildet, unter Ausbildung eines α-Ketoamins durch Enolisierung
und Reprotonierung (Keto am C2, Amin am C1) umlagern. Das hieraus
hervorgehende α-Carbonylamin
ist thermodynamisch gegenüber
dem Präcursor α-Hydroxyimin
bevorzugt, wodurch ein stabiles Addukt mit minimaler Störung der
Glycosaminoglycankette bereitgestellt wird. Demnach stellt die Erfindung
bei dieser Ausführungsform ein
Glycosaminoglycan bereit, das an dem C1 des terminalen Aldoserests
des Glycosaminoglycans kovalent mit einer Amin-enthaltenden Spezies über eine
Aminverknüpfung
konjugiert ist. Falls gewünscht,
kann das resultierende Konjugat reduziert werden oder markiert werden
durch Reduktion der C2-Carbonylgruppe mit einem Markierungsreagens,
wie z. B. einer Radiomarkierung (z. B. NaB3H4), siehe M.W.C. Hatton, L.R. Berry et al.
(1980) Analytical Biochemistry 106:417–426, oder kann mit einer zweiten
Amin-enthaltenden Spezies, wie z. B. einer Fluoreszenzmarkierung,
konjugiert werden.
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Eine
Reihe von verschiedenen Proteinen (Antikörper, Enzyme, Rezeptoren, Wachstumsfaktoren
und dergleichen) kann mit den Glycosaminoglycanen nach den hierin
offenbarten Verfahren konjugiert werden. Demnach stellt die Erfindung
kovalente Konjugate von Glycosaminoglycanen mit einer Reihe von
Proteinen bereit. Wenn Proteine mit Glycosaminoglycanen konjugiert
werden, wird im allgemeinen die Verknüpfung zwischen den ε-Aminogruppen
der Lysinreste erfolgen. Alternativ kann die Verknüpfung auch über die
N-terminale Aminogruppe unter Anwendung eines pH-Wertes, bei dem
die ε-Aminogruppen
protoniert sind, erreicht werden. Zusätzlich sind dem Fachmann viele
Verfahren bekannt, um eine Amin-Funktionalität in ein Makromolekül einzuführen, siehe
z. B. "Chemistry
of Protein Conjugation and Crosslinking" von S. Wong (CRC Press, 1991) und "The Organic Chemistry
of Biological Compounds" von
Robert Barker (Prentice-Hall, 1971).
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Insbesondere
kann die vorliegende Erfindung auf eine Reihe von anderen therapeutisch
nützlichen Proteinen
angewendet werden, bei denen eine längere Halbwertzeit und die
Blutgerinnung als wesentliche Faktoren zu berücksichtigen sind. Diese umfassen
Blutenzyme, Antikörper,
Hormone und dergleichen sowie verwandte Plasminogenaktivatoren,
wie z. B. Streptokinase und Derivate davon. Insbesondere stellt
die Erfindung Konjugate von Heparin oder Dermatansulfat mit Antithrombin,
Heparin-Cofaktor II oder Analoga von Heparin-Cofaktor II bereit,
wie beschrieben in dem US-Patent Nr. 5,118,793.
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Die
Verfahren der vorliegenden Erfindung stellen Glycosaminoglycankonjugate
mit maximaler Aufrechterhaltung der biologischen Aktivität bereit.
Insbesondere werden Konjugate von Heparin oder Dermatansulfat mit
entweder ATIII oder HCII bereitgestellt, die >60%, typischerweise >90%, noch typischer >95% und besonders typisch ≥ 98%, der
Antithrombinaktivität
von intaktem nicht-konjugiertem
Heparin aufweisen. Diese Konjugate haben eine Geschwindigkeitskonstante
der bimolekularen Reaktion für
die Thrombinhemmung, die 5- bis 100-fach größer, im allgemeinen 8- bis
20- fach größer und
typischerweise nahezu 10-fach größer als
die der kovalenten Konjugate ist, die von Collen berichtet wurden.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung stellt intakte Heparinmoleküle bereit,
die mit Antithrombin III oder Heparin-Cofaktor II konjugiert sind.
Demnach wird der Verlust an biologischer Aktivität, der mit der Fragmentierung
oder einer anderen Modifikation von Heparin vor dessen Konjugation
einhergeht, vermieden. Es ist für
den Fachmann klar, daß die
Heparinkonjugate dieser Erfindung ihre Antikoagulationsaktivität behalten,
da sie aus intaktem Heparin hergestellt werden.
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Wie
oben beschrieben, zieht die vorliegende Erfindung einen Vorteil
aus der Tatsache, daß ursprüngliches
(aus der Darmschleimhaut isoliertes) Heparin, genauso wie Dermatansulfat,
bereits Moleküle
mit Aldosetermini enthält,
die in einem Gleichgewicht zwischen Hemiacetal- und Aldehydformen
vorliegen, eine Tatsache, die offenbar auf dem Gebiet nicht erkannt
und nicht entdeckt worden war. Daher haben wir Heparin oder Dermatansulfat
mit Antithrombinserpinen durch Reduktion der einzigen Schiff-Base,
die spontan zwischen dem Aldoseterminus Aldehyd am Heparin oder
Dermatansulfat und einer Lysyl-Aminogruppe an dem Serpin ausgebildet
wird, konjugiert. Das Heparin oder Dermatansulfat wird vor dessen
Konjugation nicht modifiziert (keine Verringerung von dessen Aktivitäten) und
wird an einer spezifischen Stelle an einem Ende des Moleküls verknüpft, ohne
eine entblockte Aktivierungsgruppe oder Quervernetzung des Serpins.
Heparin wurde kovalent mit ATIII oder HCII verknüpft, und Dermatansulfat wurde
kovalent mit HCII verknüpft.
Die Konjugation von anderen GAGs (wie z. B. Heparansulfat) mit Serpinen
oder anderen Proteinen (wie z. B. Albumin) ist nach diesem Verfahren
möglich.
Zum Beispiel wurde Dermatansulfat mit Albumin unter Anwendung der
hierein offenbarten Verfahren konjugiert.
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Gemäß einem
anderen Aspekt dieser Erfindung haben wir auch kovalente Komplexe
hergestellt, indem wir einfach Heparin und ATIII in Puffer gemischt
haben und es zugelassen haben, daß sich ein Keto-Amin spontan
durch eine Amadori-Umlagerung zwischen dem Heparin-Aldose-Terminus und einer
ATIII-Lysyl-Aminogruppe ausbildet. Demnach stellt diese Erfindung
Verfahren zur Anwendung der Amadori-Umlagerung zum Herstellen von
Konjugaten von Glycosaminoglycanen mit Proteinen bereit. Dieses
ist ein besonders mildes und einfaches Verfahren der Konjugation,
welches bisher auf dem Gebiet der Konjugation solcher Moleküle nicht
bekannt war, und welches die Modifikation des Glycosaminoglycans
minimiert, wodurch die Aufrechterhaltung von dessen biologischer
Aktivität
maximiert wird.
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Ein
anderer Aspekt dieser Erfindung stellt kovalente Konjugate von Glycosaminoglycanen,
insbesondere von Heparin, bereit, die am Ende mit einem Amin-enthaltenden
Protein an dem terminalen Aldose-Rest des Glycosaminoglycans markiert
sind. Zum Beispiel werden Heparin und ATIII unmittelbar miteinander
verknüpft,
so daß die
aktive Pentasaccharidsequenz für
ATIII auf dem Heparin in unmittelbarer Nähe für die Bindung vorliegt. Dies
ist einer der grundlegenden Gründe
für die
Herstellung eines kovalenten Heparin-ATIII-Komplexes, da Heparin
die Hemmung durch ATIII nur dann beschleunigt, wenn ATIII die aktive
Sequenz binden kann. Es ist bemerkenswert, daß ATH die einzigartige Eigenschaft
aufweist, daß das
H in dem Konjugat das endogene AT stöchiometrisch aktiviert, während es
exogenes AT katalytisch aktiviert. Typischerweise wird ein Amin-enthaltendes Protein
an jedes Glycosaminoglycan angeheftet. Es ist allerdings klar, daß das Verhältnis von
Amin-enthaltender
Spezies zu Glycosaminoglycan auf unter 1 verringert werden kann,
indem man die molaren Verhältnisse
der Reaktanten oder die Reaktionszeit entsprechend einstellt. Glycosaminoglycane
sind in einer Reihe von Formen und mit einer Reihe von Molekulargewichten
erhältlich.
Zum Beispiel ist Heparin ein Mukopolysaccharid, das aus Schweinedarm
oder Rinderlunge isoliert wird, und es ist im Hinblick auf die Molekülgröße und die
chemische Struktur heterogen. Es besteht primär aus (1-4)verknüpftem 2-Amino-2-desoxy-α-D-glucopyranosyl
und α-L-Idopyranosyluronsäureresten
mit einem relativ kleinen Anteil an β-D-Glucopyranosyluronsäureresten.
Es enthält
Material mit einem Molekulargewicht im Bereich von etwa 6.000 bis
etwa 30.000. Die Hydroxyl- und Aminogruppen werden durch Sulfatierung
und Acetylierung in verschiedenen Graden derivatisiert.
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Die
Heparinmoleküle
können
auch auf der Grundlage ihres Pentasaccharidgehaltes klassifiziert
werden. Etwa ein Drittel des Heparins enthält Ketten mit einer Kopie des
einzigartigen Pentasaccharids (siehe Choay, Seminars in Thrombosis
and Hemostasis 11:81–85
(1985), was durch Querverweis darauf hierin eingeschlossen ist)
mit hoher Affinität
für AT,
wohingegen ein viel kleinerer Anteil (geschätzt etwa 1% des Gesamtheparins)
aus Ketten besteht, die mehr als eine Kopie des Hoch-Affinitäts-Pentasaccharids
enthalten (siehe Rosenberg et al., Biochem. Biophys. Res. Comm.
86:1319–1324
(1979), was durch Querverweis hierin eingeschlossen ist). Der Rest
(etwa 66%) des Heparins enthält
nicht das Pentasaccharid. Demnach besteht das sogenannte "Standardheparin" aus einem Gemisch
der drei Spezies, Heparin mit "hoher
Affinität" ist angereichert
im Hinblick auf Spezies, die wenigstens eine Kopie des Pentasaccharids
enthalten, und Heparin mit "sehr hoher
Affinität" bezeichnet die ungefähr 1% der
Moleküle,
die mehr als eine Kopie des Pentasaccharids enthalten. Diese drei
Spezies können
voneinander getrennt werden, indem man chromatographische Routineverfahren
anwendet, wie z. B. die Chromatographie über eine Antithrombin-Affinitätssäule (z.
B. Sepharose-AT; siehe z. B. Lam et al., Biochem. Biophys. Res.
Comm. 69:570–577
(1976) und Horner Biochem. J. 262:953–958 (1989).
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Ein
Vorteil der Bildung eines Konjugats zwischen Heparin und einer Spezies,
die wenigstens eine primäre
Aminogruppe enthält
(z. B. ATIII) unter Verwendung des langsamen Glykierungsverfahrens,
das hier offenbart wird, ist die apparente Selektion im Hinblick
auf Heparinketten, die zwei Pentasaccharide aufweisen. Demnach scheint
z. B. ATH, das nach dem Verfahren der Erfindung hergestellt wurde,
im Hinblick auf Heparinspezies, die zwei Pentasaccharide enthalten,
angereichert zu sein. Wenn Standardheparin (enthaltend ungefähr 1% Heparin
mit zwei Pentasacchariden) als ein Ausgangsmaterial verwendet wird,
umfassen üblicherweise
mehr als 10% des resultierenden ATH Heparin mit zwei Pentasacchariden,
etwas häufiger
enthalten mehr als etwa 20%, noch häufiger mehr als 35% und noch
häufiger
etwa 50% des ATH Heparin mit zwei Pentasacchariden.
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Ohne
durch einen bestimmten Mechanismus gebunden sein zu wollen, könnte eine
Erklärung
für die apparente
Auswahl von Heparin mit sehr hoher Affinität darin bestehen, daß das Inkubationsgemisch
einen 200-fachen molaren Überschuß an Heparin
enthält.
Während
des Inkubationsprozesses binden nur Heparinketten, die Pentasaccharide
mit hoher Affinität
in der Nähe
einer terminalen Aldose enthalten, an das AT über einen ausreichend langen
Zeitraum, um das Auftreten einer kovalenten Anheftung zu ermöglichen.
Demnach gibt es eine selektive Wechselwirkung zwischen AT und den
Heparinketten mit sehr hoher Affinität.
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Diese
Anreicherung kann für
mehrere nützliche
Eigenschaften von AT verantwortlich sein. Das ATH der Erfindung
aktiviert das AT, mit welchem es konjugiert ist, in einer stöchiometrischen
Weise, aktiviert exogenes AT jedoch in einer katalytischen Weise.
Demnach wirkt das Heparin in dem ATH-Komplex katalytisch, sowohl
wenn ATH als systemisches Antikoagulans verabreicht wird als auch
wenn ATH verwendet wird, um Oberflächen zu beschichten, um diese
nicht-thrombogen zu machen. Das Verfahren der Erfindung erzeugt
einen ATH-Komplex mit sehr hoher spezifischer Anti-Faktor-IIa-Aktivität. Zusätzlich kann
die zweite Pentasaccharidkette in dem ATH-Komplex mit exogenen AT-Molekülen reagieren,
wodurch es möglich
wird, daß das konjugierte
Heparin eine katalytische Aktivität aufweist. Darüber hinaus
kann das Heparin in dem ATH-Komplex in einer solchen Weise angeordnet
sein, daß das
Pentasaccharid verfügbar
ist, um zirkulierende AT-Moleküle
zu binden und zu aktivieren, wenn der ATH-Komplex an die prothetische
Oberfläche
gebunden ist.
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Es
wird davon ausgegangen, daß das
interessierende Heparinkonjugat (z. B. ATH) auch hergestellt werden
kann durch Inkubieren eines Spezies, die wenigstens eine primäre Aminogruppe
enthält
(z. B. ATIII) mit aufgereinigtem Heparin mit hoher Affinität (d.h.
2 Pentasaccharid-Gruppen enthaltend) oder mit einer Fraktion, die
im Hinblick auf Heparin mit sehr hoher Affinität angereichert ist.
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Obwohl
diese Erfindung primär
im Hinblick auf Heparin beschrieben wurde, ist es offensichtlich,
daß alle
Glycosaminoglycane, ungeachtet deren Molekulargewicht und Derivatisierung,
nach den hierin offenbarten Verfahren konjugiert werden können, vorausgesetzt,
daß sie
einen terminalen Aldoserest enthalten. Die Konjugate von all diesen
Glycosaminoglycanen und deren Herstellung nach den hier offenbarten
Verfahren liegen im Schutzumfang dieser Erfindung. Zum Beispiel
sind Konjugate von Heparinen, die mit Phosphaten, Sulfonaten und
dergleichen derivatisiert sind, sowie Glycosaminoglycane mit Molekulargewichten
von weniger als 6.000 oder mehr als 30.000 im Schutzumfang dieser
Erfindung.
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In
der klinischen Praxis können
die neuartigen Heparinkonjugate der vorliegenden Erfindung im allgemeinen
in der gleichen Weise und in der gleichen Form der pharmazeutischen
Zubereitung verwendet werden, wie im Handel erhältliches Heparin für die klinische
Verwendung. Demnach können
die neuartigen Heparinkonjugate, die durch die vorliegende Erfindung
bereitgestellt werden, in wäßrigen Lösungen für die Injektion (intravenös, subkutan
und dergleichen) eingeschlossen sein oder in wäßrigen Lösungen für die intravenöse Infusion
oder in Salbenzubereitungen für
die Verabreichung über
die Haut und die Schleimhautmembranen. Der Fachmann wird erkennen,
daß alle
Therapieformen, sowohl die prophylaktischen als auch die kurativen, die
entweder gegenwärtig
bekannt sind oder in der Zukunft verfügbar werden, bei denen die
Heparintherapie indiziert ist, mit den neuartigen Heparinkonjugaten,
die durch die Erfindung bereitgestellt werden, praktiziert werden
können.
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Die
Heparinkonjugate dieser Erfindung finden insbesondere Verwendung
bei der Behandlung des Atemnotsyndroms (RDS) von Neugeborenen und
Erwachsenen. Im Gegensatz zu der Verwendung von nicht-kovalenten
Heparin-ATIII-Komplexen beugt die Verwendung der kovalenten Heparinkonjugate
der vorliegenden Erfindung dem Verlust von Heparin in dem Lungenraum
durch Dissoziation von ATIII vor. In diesem Fall könnte eine
Lösung
von Kovalentkomplex in einem physiologischen Puffer als ein atomisiertes
Spray den Atemweg hinunter in die Lunge über einen Katheter oder einen
Puffer verabreicht werden. Aufgrund seiner großen Größe wird ATH in den Alveolen
für einen
längeren
Zeitraum verbleiben. ATH ist auch geeignet für die Behandlung von selbständig auftretender
Lungenfibrose (mehr als 2 Tage).
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Die
Langzeitanwendung im Kreislauf könnte
durchgeführt
werden durch entweder intravenöse
oder subkutane, vorzugsweise intravenöse, Injektion des Komplexes
in einem physiologischen Puffer. Die kovalenten Konjugate dieser
Erfindung können
auch verwendet werden bei der Behandlung von erworbenen ATIII-Mangelzuständen, die
gekennzeichnet sind durch thrombotische Komplikationen, wie z. B.
Herz-Lungen-Umgehungs-Kreislauf, extrakorporale Anreicherung mit
molekularem Sauerstoff, etc., da eine längere Halbwertszeit des Kovalentkomplexes
weniger Behandlungen und weniger Beobachtung bedeuten würde. Zusätzlich stellt
diese Erfindung Konjugate für
die prophylaktische Behandlung von erwachsenen Patienten mit dem
Risiko einer Thrombose in den tiefen Venen bereit.
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Das
ATH-Konjugat dieser Erfindung hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber nicht-komplexiertem AT und
SH. Da AT mit SH kovalent verknüpft
ist, wird es weniger unspezifisches Binden von ATH an Plasmaproteinen
als bei SH geben, was zu einer geringeren interindividuellen Variation
des Wirkungsbereichs von ATH führt,
als dies bei SH der Fall ist. Die längere Halbwertszeit von ATH
nach intravenöser
Injektion im Menschen bedeutet, daß ein dauerhafter Antikoagulationseffekt
erhalten wird, indem man ATH weniger häufig verabreicht, als es erforderlich
ist bei nicht-komplexiertem
AT und SH. ATH ist ein viel effektiverer Inaktivator von Thrombin
und Faktor-Xa als AT, und es wird erwartet, daß es wirksam ist, wenn es in
viel geringeren Konzentrationen als AT bei Patienten mit einer AT-Defizienz
verwendet wird. Außerdem
hat ATH Zugang zu an Fibrin gebundenem Thrombin und kann dieses
hemmen. Letztlich wurde für
ATH gezeigt, daß,
wenn es mit prothetischen Oberflächen
(z. B. endovaskulären
Transplantaten) verknüpft
(z. B. kovalent verknüpft)
ist, eine viel größere antithrombotische
Aktivität
in vivo aufweist, als kovalent verknüpftes AT oder kovalent verknüpftes Hirudin.
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Bei
frühgeborenen
Kindern gibt es eine hohe Inzidenz des Atemnotsyndroms (RDS), eine
schwere Lungenkrankheit, die die Behandlung mit assistierter Atmung
erfordert. Die assistierte Atmung über einen langen Zeitraum führt zu dem
Ausbruch von bronchopulmonaler Dysplasie als eine Folge der Lungenverletzung, die
es den Koagulationsproteinen aus dem Plasma ermöglicht, sich in den Alveolarraum
zu bewegen. Dies führt
zu der Erzeugung von Thrombin und nachfolgend von Fibrin. Die verbreitete
Gegenwart von Fibrin in dem Lungengewebe und im Luftraum ist durchgängig bei
Kindern, die an RDS sterben, zu beobachten. Das Fibringel im Luftraum
beeinträchtigt
den Fluidtransport aus dem Luftraum der Lunge, was zu einem dauerhaften
und schlimmer werdenden Lungenödem
führt.
Diese Erfindung stellt Konjugate bereit, die für neuartige Therapien zur Behandlung
solcher Fibrin-vermittelten Krankheiten im Lungengewebe nützlich sind, indem
der intra-alveolaren Fibrinbildung vorgebeugt wird, indem eine "anti-thrombotische
Umgebung" aufrecht
erhalten wird und/oder die Fibrinolyse im Lungengewebe verstärkt wird,
wodurch die Fibrinlast im Luftraum der Lunge verringert wird.
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Die
Heparinkonjugate werden unmittelbar zu dem Luftraum der Lunge über den
Atemweg prophylaktisch (bevor das Baby seinen ersten Atemzug nimmt)
verabreicht. Dies stellt sicher, daß das antithrombotische Mittel
unmittelbar an der Stelle der potentiellen Fibrinabscheidung verfügbar ist,
und daß das
Blutungsrisiko, das mit systemischen antithrombotischen Therapien
einhergeht, vermieden wird. Zusätzlich
wird das antithrombotische Mittel in der Lunge bereits vor dem Beginn
der Atmungsunterstützung,
die verbunden ist mit der initialen Verletzung, vorliegen, d.h.
anders als bei der systemischen Antithrombin-Verabreichung, bei
der der Übergang
des verabreichten Arzneistoffs in den Luftraum der Lunge nicht auftritt
bis nach der Verletzung der Lunge. Da Heparin kovalent mit ATIII
verknüpft
ist, wird es in dem Luftraum der Lunge verbleiben. Es kann auch
eine unterstützende
Therapie zu den oberflächenaktiven
Mitteln, die gegenwärtig
verabreicht werden, um RDS und BPD vorzubeugen, darstellen. Mit "oberflächenaktives
Mittel der Lunge" ist
die seifenähnliche
Substanz gemeint, die normalerweise im Luftraum der Lunge vorliegt,
und deren Hauptaufgabe es ist, das Kollabieren des Luftraums zu
verhindern. Die Konjugate können
auch wiederholt über
einen endotrachealen Tubus oder als ein inhaliertes Aerosol verabreicht
werden. Die unterstützende
Therapie kann auch praktiziert werden mit Asthmamedikationen über einen
Inhalator (z. B. antiinflammatorische Steroide, wie z. B. Beclomethasondipropionat)
oder mit anderen Antiasthmatika, wie z. B. Cromolynnatrium (Dinatriumsalz
von 1,3-Bis-(2-carboxychromon-5-yloxy)-2-hydroxypropan, INTAL®)
und mit bronchienerweiternden Mitteln, wie z. B. Albuterolsulfat.
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Eine
Reihe von anderen Erkrankungen, die mit erhöhter Thrombinaktivität und/oder
Fibrinabscheidung einhergeht, können
durch Verabreichung der Konjugate dieser Erfindung behandelt werden.
Die inflammatorischen Prozesse, die mit dem Atemnotsyndrom von Erwachsenen
verbunden sind, sind im wesentlichen ähnlich zu denen des RDS von
Neugeborenen und können
durch die beschriebene antithrombotische Therapie behandelt werden.
Auch für
die spontane Lungenfibrose ist gezeigt worden, daß sie zu
einer Aktivierung der Koagulations-/Fibrinolysekaskaden in dem Luftraum
der Lunge führt.
Die fibrotische Erkrankung der Lunge ist häufig eine Nebenwirkung, die
mit der Chemotherapie von Krebs einhergeht, und die antithrombotische
Applikation der kovalenten Heparinkonjugate dieser Erfindung gegen
RDS kann vor der Chemotherapie gegen Krebs prophylaktisch verabreicht
werden, um der Lungenfibrose vorzubeugen. Die Verabreichung wird
nach der Chemotherapie wiederholt, um sicherzustellen, daß keine
Fibrinbildung erfolgt. Eine Abnahme der Antithrombin-III-Aktivität und eine
Erhöhung
der Thrombinaktivität
bei Sepsis ist ebenfalls gut dokumentiert. Sepsis ist der häufigste
Risikofaktor für
die Entwicklung von adultem RDS. Daher können die Heparinkonjugate dieser Erfindung
verwendet werden, um die Mortalität, die mit septischem Schock
verbunden ist, zu reduzieren.
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Die
Konjugate dieser Erfindung werden in einer therapeutisch wirksamen
Dosis verabreicht, d.h. in einer Menge, welche, wenn sie an ein
Säugetier,
das einen Bedarf danach hat, verabreicht wird, ausreichend ist, um
eine Behandlung zu bewirken, wie es oben beschrieben wurde (z. B.,
um Thrombose in dem Säugetier
zu verringern oder in anderer Weise zu behandeln oder um in einem
Gerinnsel gebundenes Thrombin zu inaktivieren oder um die Thrombenaggregation
zu hemmen). Die Verabreichung der wirksamen Verbindungen und Salze,
die hierin beschrieben wird, kann durch jede annehmbare Verabreichungsweise
für Mittel,
die vergleichbaren Zwecken dienen, erfolgen.
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Die
Menge des Arzneistoffs in einer Formulierung kann innerhalb des
gesamten, vom Fachmann eingesetzten Bereichs variieren, z. B. von
etwa 0,01 Gew.-% (%w) bis etwa 99,99 Gew.-% des Arzneistoffs bezogen
auf die Gesamtformulierung und mit etwa 0,01 Gew.-% bis 99,99 Gew.-%
Trägerstoff.
Vorzugsweise ist der Arzneistoff mit einem Gehalt an etwa 10 Gew.-%
bis etwa 70 Gew.-% vorhanden.
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Im
allgemeinen ist eine annehmbare tägliche Dosis von etwa 0,001
bis 50 mg pro kg Körpergewicht des
Empfängers
pro Tag, vorzugsweise etwa 0,05 bis 25 mg pro kg Körpergewicht
pro Tag und besonders bevorzugt etwa 0,01 bis 10 mg pro kg Körpergewicht
pro Tag. Demnach wäre
der Dosierungsbereich für
die Verabreichung an eine Person mit 70 kg von etwa 0,07 mg bis
3,5 g pro Tag, vorzugsweise von etwa 3,5 mg bis 1,7 g pro Tag und
besonders bevorzugt von etwa 0,7 mg bis 0,7 g pro Tag in Abhängigkeit
von den zu behandelnden Individuen und dem zu behandelnden Erkrankungszustand.
Eine solche Optimierung der Verwendung liegt eindeutig im Zuständigkeitsbereich
des Fachmanns. Im Falle von ATH erlaubt die lange Halbwertszeit, daß die Verbindung
weniger häufig
als SH verabreicht wird (z. B. einmal oder zweimal wöchentlich).
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Die
Verabreichung kann über
jeden annehmbaren systemischen oder örtlichen Weg erfolgen, z. B. über parenterale,
intravenöse,
nasale, bronchial-inhalatorische (d.h. Aerosolformulierung), transdermale
oder topische Wege, in der Form einer festen, halbfesten oder flüssigen Dosierungsform,
wie z. B. Tabletten, Suppositorien, Pillen, Kapseln, Pulver, Lösungen,
Suspensionen, Aerosole, Emulsionen oder dergleichen, vorzugsweise
in einer Einheitsdosierungsform, die für die einfache Verabreichung
von exakten Dosierungen geeignet ist. Die Verabreichung über eine
intravenöse
oder subkutane Infusion ist üblicherweise
bevorzugt. Am üblichsten
wird eine wäßrige Formulierung
verwendet werden. Das Konjugat ist in ein nicht-toxisches, inertes, pharmazeutisch
annehmbares Trägermedium
formuliert, vorzugsweise bei einem pH-Wert von etwa 3–8, besonders
bevorzugt bei einem pH-Wert von etwa 6–8. Im allgemeinen wird die
wäßrige Formulierung
mit dem Kultur- oder Perfusionsmedium vereinbar sein. Die Zusammensetzungen
werden einen herkömmlichen
pharmazeutischen Träger
oder Hilfsstoff umfassen und ein Konjugat des Glycosaminoglycans
und können
zusätzlich
andere medizinische Mittel, pharmazeutische Mittel, Träger, Hilfsstoffe
etc. umfassen. Die Träger
können ausgewählt sein
unter verschiedenen Ölen,
einschließlich
denjenigen, die aus Petroleum, Tieren, Pflanzen oder die synthetisch
gewonnen werden, z. B. Erdnußöl, Sojabohnenöl, Mineralöl, Sesamöl und dergleichen. Wasser,
Salzlösung,
wäßrige Dextrose
oder Mannitol und Glykole sind bevorzugte flüssige Träger, insbesondere für injizierbare
Lösungen.
Die geeigneten pharmazeutischen Träger umfassen Stärke, Cellulose,
Talkum, Glucose, Laktose, Sucrose, Gelatine, Malz, Reis, Mehl, Kreide,
Kieselgel, Magnesiumstearat, Natriumstearat, Glycerolmonostearat,
Natriumchlorid, getrocknete Magermilch, Glycerol, Propylenglykol,
Wasser, Ethanol und dergleichen. Andere geeignete pharmazeutische
Träger
und deren Formulierungen sind beschrieben in Remington's Pharmaceutical
Sciences von E.W. Martin (1985).
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Falls
gewünscht,
kann die pharmazeutische Zusammensetzung, die zu verabreichen ist,
auch kleine Anteile von nicht-toxischen Hilfssubstanzen, wie z.
B. Benetzungs- oder Emulgatormittel, pH-puffernde Mittel und dergleichen,
wie z. B. Natriumacetat, Sorbitanmonolaureat, Triethanolaminoleat,
etc. enthalten.
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Die
Verbindungen dieser Erfindung werden im allgemeinen als eine pharmazeutische
Zusammensetzung verabreicht, die einen pharmazeutischen Hilfsstoff
in Verbindung mit einem Konjugat des Glycosaminoglycans umfaßt. Der
Anteil des Konjugats in einer Formulierung kann innerhalb des gesamten
vom Fachmann angewendeten Bereichs variieren, z. B. von etwa 0,1
Gew.-% (%w) bis etwa 99,99 Gew.-% des Arzneistoffs bezogen auf die
Gesamtformulierung und etwa 0,01 Gew.-% bis 99,99 Gew.-% Hilfsstoffe. Vorzugsweise
wird die Formulierung zu etwa 3,5 bis 60 Gew.-% aus der pharmazeutisch
aktiven Verbindung bestehen, wobei der Rest ein geeigneter pharmazeutischer
Hilfsstoff ist.
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Die
Verbindungen der Erfindung, insbesondere ATH, können verwendet werden, um die
Thrombenbildungsneigung von innerlichen und extrakorporalen Vorrichtungen,
die mit Blut in Kontakt treten, zu verringern, und finden insbesondere
Anwendung zur Beschichtung von thrombenbildenden prothetischen Oberflächen und
medizinischen Vorrichtungen. Der Begriff "prothetische Vorrichtungen" und "medizinische Vorrichtungen" bezeichnet hier
jedes beliebige natürliche
oder synthetische Material, das in einen Patienten implantiert ist oder
in anderer Weise mit Blut in Kontakt tritt und für welches es wünschenswert
ist, daß die
Blutgerinnung reduziert wird. Demnach umfassen diese Begriffe endovaskuläre Schläuche, arterielle
und zentralvenöse
Leitungen, Herzkatheter, Herz-Lungen-Umgehungskreisläufe, Dialysekreisläufe oder
andere externe, mit Blut in Kontakt tretende Instrumente, wie z.
B. Schrittmacherableitungen, arterielle und venöse Katheter für die Punktion
von großen
Gefäßen, Thrombektomiekatheter,
Suturen, Blutfilter, intravenöse
Leitungen, mechanische Ventile, Stents, künstliche Nieren, Lungen, Herzen
und Lebern oder jede beliebige andere in-vivo-Prothese, insbesondere
diejenigen die aus einem natürlichen
oder synthetischen Polymer oder natürlichen oder synthetischen
Polymeren hergestellt sind.
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Die
Materialien, die in prothetischen Vorrichtungen verwendet werden,
umfassen Ioplex-Materialien und
anderen Hydrogele, wie z. B. diejenigen, die basieren auf 2-Hydroxyethylmethacrylat
oder Acrylamid und Polyetherpolyurethanharnstoffe (PEUU), einschließlich Biomer
(Ethicon Corp.) und Avcothan (Avco-Everrett Laboratories). Die Materialien,
die am häufigsten
für röhrenförmige Anwendungen
verwendet werden, sind Polyethylen, Polypropylen, Polytetrafluorethylen
(Gore-Tex), Poly(vinylchlorid), Polydimethylsiloxan, ein Ethylen-Acrylsäure-Copolymer,
verknüpftes
oder gewobenes Dacron, Polyester-Polyurethan, Polyurethan, Polycarbonat-Polyurethan
(CorethaneTM), Polyamid (Nylon) und Polystyren.
Zusätzliche
Verbindungen, die in prothetischen und biomedizinischen Vorrichtungen
verwendet werden, und die mit Blut in Kontakt kommen, sind beschrieben
in Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology, 3. Auflage
1982 (Band 19, Seiten 275–313, und
Band 18, Seiten 219–2220)
und van der Giessen et al., Circulation, 94:1690–1997 (1996).
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Im
allgemeinen wird die Zusammensetzung der Erfindung, z. B. ATH, mit
dem Polymer der Vorrichtung kovalent verknüpft sein. Die Verfahren zur
kovalenten Verknüpfung
sind gut bekannt und werden je nach Natur des Polymermaterials variieren.
Im allgemeinen siehe Hermanson, Mallia und Smith, Immobilized Affinity
Ligand Techniques, Academic Press (1992). Es wird davon ausgegangen,
daß andere
Polymere und Materialien, möglicherweise
auch solche umfassend, die bisher nicht entdeckt sind, für die Verknüpfung mit
ATH oder anderen Konjugaten der Erfindung geeignet sind.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
wird ein Polyurethan-Polycarbonatmaterial mit ATH beschichtet. Die
Beschichtung wird in drei Stufen durchgeführt. Zunächst wird das Polymer aktiviert.
Die Aktivierung kann erreicht werden durch Behandlung mit einem
Oxidationsmittel (z. B. Natriumhypochlorit, NaOCl) oder einem Reduktionsmittel
(z. B. Lithiumaluminiumhydrid). Als zweites wird ein Monomer (Allylglycidylether)
auf die Oberfläche
aufpolymerisiert durch Umsetzung der aktivierten Leitung mit einem
Initiator (Na2S2O4) und einem Monomer (z. B. Allylglycidylether,
Acrolein oder ein anderes Monomer mit einer funktionellen Gruppe,
die mit einem Alken verbunden ist), das mit den Verbindungen der
Erfindung, z. B. ATH, weiter reagieren kann. Als Drittes wird die
zu verknüpfende
Verbindung (z. B. ATH oder ein anderes Antikoagulationsmittel, welches Gruppen
aufweist, wie z. B. eine Aminogruppe, die mit der funktionellen
Gruppe des Monomers reagieren kann) mit dem Monomer verknüpft. Ein
Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, daß es keine Manipulation von ATH
einschließt
und daß es
dessen Antikoagulationsaktivität
nicht verändert.
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Die
Konjugate der Erfindung sind auch als Molekulargewichtsstandards
für die
Analyse von unbekannten Proben geeignet.
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Die
folgenden Beispiele werden angegeben, um es dem Fachmann zu ermöglichen,
die Erfindung noch besser zu verstehen und diese auszuführen.
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Materialien
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Im
folgenden Methodenteil bezeichnet "Standardheparin" Heparin aus kommerziellen Quellen,
es sei denn, es ist etwas anderes angegeben. Heparin mit hoher Affinität ist eine
Heparinfraktion, in der alle Moleküle an ATIII binden.
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Das
Heparin stammte aus der Darmschleimhaut vom Schwein (Sigma Chem
Co. USA). Das Dermatansulfat stammte aus der Darmschleimhaut vom
Schwein (Mediolanum farmaceutici S.p.A., Italien). Das ATIII stammte
aus humanem Plasma (Bayer Inc.). Das HCII stammte aus humanem Plasma
(Affinity Biologicals).
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BEISPIEL I
-
Herstellung von kovalenten
Konjugaten zwischen GAGs und Serpinen
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Die
Reaktionen zur Ausbildung von kovalenten Komplexen zwischen dem
Glycosaminoglycan (GAG) und dem Serpin, z. B. ATIII oder HCII, umfaßten die
Inkubation von GAG (5 mg–70
mg) mit dem Serpin (0,5 mg–3
mg) in 1 ml steril filtriertem Puffer (0,3 M Phosphat, 1 M NaCl,
pH 8,0 oder 0,02 M Phosphat, 0,15 M NaCl, pH 7,3), enthaltend 0,05
M Natriumcyanborhydrid bei 35°C
bis 45°C,
vorzugsweise 40°C,
in einem versiegelten Kunststoffröhrchen (Polycarbonat, Polypropylen,
etc.). Das Weglassen des Natriumcyanborhydrids erlaubte die Ausbildung
von kovalenten Komplexen über
die Amadori-Umlagerung, welche radioaktiv markiert werden konnten,
durch späteren
Zusatz von mit Tritium markiertem Natriumborhydrid. Die Inkubationszeiten lagen
in dem Bereich von 3 Tagen bis 2 Wochen. Die Aufreinigung des kovalenten
Produkts wurde erreicht durch eine Reihe von Verfahren. Die Aufreinigungsverfahren
sind beschrieben in dem US-Patent Nr. 5,308,6 7, US-Patent Nr. 4,623,718
und FEBS Letters 143(1):96–100,
1982, die alle durch Querverweis eingeschlossen sind. Die Gelfiltrierung über Sephadex
G-200 unter Verwendung von 2 M NaCl ergab eine Fraktion mit hoher
molarer Masse, die einen kovalenten Komplex enthielt, der im wesentlichen
frei von freiem Serpin war. Diese Fraktion wurde weiter aufgereinigt
durch Elektrophorese auf einem 7,5% Polyacrylamidgel bei pH 8,8
unter Anwendung von nicht-denaturierenden Bedingungen (kein Natriumdodecylsulfat),
durch Herausschneiden des Abschnitts des Gels, welcher lediglich
Komplex enthielt und durch Elution des Produkts aus dem herausgeschnittenen
Abschnitt des Gels durch Inkubation in einem Puffer (3,0 g/l Tris(hydroxymethyl)aminomethan, 14,4
g/l Glycin, pH-Wert 8,8) bei 23°C.
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Alternativ
wurde das Antithrombin-Heparin-Konjugat (ATH) auch in einer Stufe
aus dem Reaktionsgemisch aufgereinigt durch hydrophobe Chromatographie
auf Butyl-Agarose (Sigma Chemical Company, Milwaukee, WI). In 2,5
M Ammoniumsulfat wurden ATH und ATIII an Butyl-Agarosekügelchen gebunden, während Heparin
dies nicht tat. Die Einstellung der Ammoniumsulfatkonzentration
auf von 2,5 M bis 1,8 M ermöglichte, daß reines
ATH von den Kügelchen
eluiert wurde, während
ATIII gebunden blieb.
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An
Butyl-Agarose gebundenes ATH und ATIII konnten auch gemeinsam eluiert
werden, indem die Ammoniumsulfatkonzentration auf weniger als 1,5
M eingestellt wurde, gefolgt von der Trennung von ATH von ATIII
auf DEAE-Sepharose-Fast-Flow-Kügelchen
(Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden). Von Butyl-Agarose eluiertes
ATH und ATIII wurden gegen 0,01 M Tris-HCl-Puffer mit einem pH-Wert
von 8,0 dialysiert, bevor sie an die DEAE-Kügelchen gebunden wurden, und
das gebundene ATIII wurde mit 0,2 M NaCl in Puffer eluiert, während ATH
durch NaCl-Konzentrationen von 0,4 M bis 2,0 M eluiert wurde. Auf
diese Weise konnten verschiedene Molekulargewichte und Chargen in
Abhängigkeit
von der verwendeten NaCl-Konzentration isoliert werden. Die Konzentration
von aufgereinigtem ATH wurde bei 4°C durch Dialyse in Schläuchen durchgeführt mit
einem cutoff von 12.000–14.000
molare Masse unter Stickstoffdruck (1 Atmosphäre).
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ATH,
welches erzeugt wurde in 0,02 M Phosphat, 0,015 M NaCl, 0,05 M Natriumcyanborhydrid,
pH 7,3, und das aufgereinigt wurde unter Verwendung der Elution
des Komplexes aus einem herausgeschnittenen Abschnitt eines Gels
im Anschluß an
eine nicht-denaturierende Elektrophorese, ergab ein Material, bei
dem das molare Verhältnis
von ATIII:H in dem Komplex 1:1,1 betrug und >99% waren aktiv.
-
BEISPIEL II
-
Charakterisierung von
GAG-Serpin-Konjugaten
-
1. Biologische Aktivität
-
Die
Anti-Xa-Aktivität,
die von Collen et al. und von Bjork et al. für deren jeweilige ATH-Zubereitungen gemessen
wurde, wurde ermittelt durch (Prä)Inkubation
von ATH mit Xa gefolgt von der Bestimmung der verbleibenden Aktivität auf Xa
mit S-2222 (N-Benzoyl-isoleucyl-glutamylglycyl-arginyl-paranitroanilid
(von Chromogenix, Schweden)). Der Prozentsatz der ATH-Moleküle mit Aktivität (bestimmt
anhand der Menge des gehemmten Xa) wird in Tabelle I berichtet.
Die Anti-IIa-Aktivität wurde
gemessen für
unser ATH durch Titrierung mit verschiedenen Mengen an IIa (Thrombin).
Die Menge an IIa, die durch eine gegebene Massenkonzentration von
ATH (Masse bestimmt durch Analyse unter Verwendung von nicht-modifiziertem
Ausgangsheparin) gehemmt wird, wird bestimmt durch die Messung der
verbleibenden Aktivität
gegen S-2238 (D-Phenylalanyl-pipecolylarginyl-paranitroanilid (von
Chromogenix, Schweden)).
-
Hemmung der Thiombinaktivität
-
Die
Hemmung der Reaktion von Rinderthrombin mit dem Farbsubstrat S-2238
wurde untersucht. Alle Arbeitsschritte wurden bei 23°C durchgeführt. Thrombin
wurde unter Rühren
zugegeben zu einer Lösung,
die das zu untersuchende Material und S-2238 enthält, gelöst in Puffer
mit 0,036 M Natriumacetat, 0,036 M Natriumbarbital, 0,145 M NaCl,
pH-Wert 7,4, in einem Eppendorf-Röhrchen (die finale Thrombinkonzentration
betrug 0,045 IU/ml, und die finale S-2238-Konzentration betrug 28,3 μg/ml). Die
resultierende Lösung
wurde in eine Quarzküvette übertragen
und die Absorption wurde bei 405 nm aufgenommen über die Zeit (die Nullzeit lag
bei 30 Sekunden nach der Zugabe des Thrombins) ausgelesen. Die Reaktionskonzentration
des ATIII in entweder den ATH-, ATIII- oder ATIII + H(Heparin)-Reaktionen
betrug 8,8 nM. Die [ATIII] in den 0,3 × ATH- und 3 × AT + H-Reaktionen betrug
jeweils 2,7 nm und 27 nm. Bei den Reaktionen, bei denen Heparin
verwendet wurde, lag es in äquimolarer
Konzentration zu dem ATIII in dem Experiment vor. Die Ergebnisse
sind in 1 dargestellt und zeigen, daß die ATH-Konjugate
der vorliegenden Erfindung wirksamer sind als freies ATIII und Heparin.
-
Das
Thrombin stammte von Parke-Davis. Das S-2238 stammte von Chromogenix
(Schweden). Es wurde Standardheparin (Leo Laboratories) verwendet.
-
Reaktion mit Fibrinogen
und Thrombin
-
Die
Fähigkeit
von Rinderthrombin, humanes Fibrinogen zu gerinnen, wurde durch
verschiedene ATIII-enthaltende Gemische wie folgt gehemmt. Eine
ATIII-enthaltende Probe wurde mit Fibrinogen in 0,15 M NaCl in einem
Kunststoffröhrchen
bei 37°C
vermischt. Nach 1 Minute wurde Thrombin zugegeben (die finale Fibrinogenkonzentration
betrug 0,2 mg/ml, und die finale Thrombinkonzentration betrug 1
IU/ml), und es wurde eine Uhr gestartet. Die Zeit wurde aufgezeichnet
für das
erste Auftreten eines Gerinnsels an dem Ende einer Drahtschlaufe
aus Nichrome, welche für
das Umrühren
verwendet wurde. Die Ergebnisse sind in 2 dargestellt
und zeigen, daß die
ATH- Konjugate wirksamer
bei der Vorbeugung der Gerinnselbildung sind. Die folgenden Abkürzungen
werden verwendet.
- ATH1
- = Zubereitung #1 von
ATIII-Heparin-Konjugat (wie in Beispiel 1 beschrieben
- STD Hep
- = Standardheparin
(LEO Laboratories)
- HEP FRAC
- = Fraktion mit geringem
Molekulargewicht (≈ 7.000
MW, hergestellt durch Gelfiltration) von Standardheparin
- CY222
- = Heparinfragment
mit geringem Molekulargewicht, hergestellt durch salpetrige Säure (Durchschnitt ≈ 2.500 MW,
hergestellt von Choay Laboratories)
-
Das
Thrombin stammte von Parke-Davis, das Fibrinogen stammte von Connaught
Laboratories. Das ATIII wurde aus humanem Plasma aufgereinigt. In
den ATIII + Heparin-Gemischen waren der Protein- und der GAG-Gehalt
auf Massenbasis äquivalent
(nur 1 von 3 Standardheparinmolekülen bindet ATIII).
-
Wirkung von zugegebenem
Heparin auf die Hemmrate der Thrombinaktivität durch kovalente ATIII-Hegarin-Konjugate
(ATH)
-
Die
Fähigkeit
von Standardheparin, die Hemmung des humanen Thrombins durch ATH
zu beeinflussen, wurde untersucht. Der verwendete Puffer war 0,1
M Tris-HCl, 0,15 M NaCl, 1,5 μM
Rinderalbumin, pH 7,6. ATH und verschiedene Mengen an Heparin in
Puffer wurden in ein Plastikröhrchen
mit einem Durchmesser von 8 mm, mit einem flachen Boden, bestehend
aus Polycarbonat, ausgestattet mit einem Rührstab, der mit 500–1000 UpM
rotiert, eingebracht, und all dies in einem Wasserbad mit 37°C. Humanes
Thrombin wurde unmittelbar in dem Moment zugegeben, als eine Uhr
gestartet wurde. Nach einer Zeit in dem Bereich von 0,5 bis 5 Sekunden
wurde die Thrombinhemmung gestoppt durch Zugabe einer Lösung mit
einem Überschuß an Polybren
und S-2238. Die verbleibende Thrombinaktivität für S-2238 (A405/Min.)
wurde in einer Quarzküvette
bei 37°C
gemessen. Die Ergebnisse sind in 3 dargestellt.
Eine einfach logarithmische grafische Darstellung der verbleibenden
Thrombinaktivität
(Log (A405 × 104/Min.))
gegen die Zeit (Sek.) wurde für
jede verwendete Heparinkonzentration erstellt. Die apparente Geschwindigkeitskonstante
(kapp (S–1))
wurde berechnet als In 2, geteilt durch die Zeit, bei der ½ der Ausgangsthrombinaktivität gehemmt
wurden. Die kapp für jede Heparinkonzentration
wird grafisch dargestellt.
-
Das
Rinderalbumin stammte von Sigma Chemical Company, das humane Thrombin
stammte von Enzyme Research Laboratories (USA), das S-2238 stammte
von Chromogenix (Schweden), und das Heparin stammte von Leo Laboratories,
Kanada. Alle Konzentrationen, die in 3 angegeben
sind, sind Reaktionskonzentrationen unmittelbar vor der Zugabe von
Polybren-S-2388.
-
Bestimmung der Raten der
Thrombinhemmung durch ATH
-
Die
Versuchsanordnung und die Berechnung der semi-logarithmischen grafischen
Auswertung war die gleiche wie für
den oben für 3 beschriebenen
Versuch, außer
daß kein
exogenes Heparin zugegeben wurde und daß die Konzentration von ATH
wie angegeben variiert wurde. Die Ergebnisse sind in 4 dargestellt.
-
Hemmung der Thrombin-
und der ATH-Reaktion durch FPR-Thrombin
-
FPR-Thrombin
ist Thrombin, welches durch Phenylalanyl-prolyl-arginylpeptid, welches
kovalent mit dessen aktivem Serin verbunden ist, gehemmt ist. FPR-Thrombin
kann die Reaktion von Thrombin mit ATH kompetitiv hemmen durch Bindung
an die Heparinkette, obwohl es nicht mit dem ATIII-Anteil reagieren
kann. Die Versuchsanordnung und die Berechnung von kapp waren
gleich zu dem Versuch von 3, außer daß verschiedene
Mengen an FPR-Thrombin anstelle von Heparin untersucht wurden (es
wurde kein exogenes Heparin zugegeben). Die Konstante k0 war
der kapp-Wert,
ohne daß FPR-Thrombin
zugegeben wurde. Die Ergebnisse sind in 5 dargestellt.
-
Geschwindigkeitskonstanten
der bimolekularen Reaktion und der Reaktion zweiter Ordnung und
Wirkung von zugegebenem Heparin auf die Hemmrate von Thrombin durch
ATH
-
Die
Vorgehensweise für
die Ergebnisse für
zugegebenes Heparin ist gegeben, wie aus den Ergebnissen, die für 3 verwendet
werden, bestimmt. Um die Geschwindigkeitskonstanten zu bestimmen,
wurde das Verfahren von Hoylaerts et al., in J. Biol. Chem. 259(9):5670–5677 (1984)
angewendet. Um die Geschwindigkeitskonstante der bimolekularen Reaktion
zu berechnen, wurden k2 und Ki wie
folgt bestimmt. Die kapp-Werte für
jede Kurve für
jede ATH-Konzentration, die verwendet wurde, wurden bestimmt für 3 separate Versuche,
für die 4 ein
typisches Beispiel ist. Für
jeden Versuch wurde ein Diagramm von 1/kapp gegen 1/[ATH]
erstellt. Der Achsenabschnitt der 1[ATH]-Achse entsprach dem Wert
von 1/Ki. In jedem Fall wurde die Geschwindigkeitskonstante
der bimolekularen Reaktion berechnet als k2/Ki und der Durchschnitt von 3 Versuchen wird
berichtet. Für
die Geschwindigkeitskonstante der Reaktion zweiter Ordnung wurden
(ki), k–I (off-rate) oder
IC50 für
die FPR-Thrombin-Kompetition ([FPR-Thrombin], bei der kapp/k0 = 0,5) für jede Kurve für jeden
der 3 Versuche bestimmt, wofür 5 ein
typisches Beispiel ist. Die Durchschnittswerte für die drei k2- und Ki-Werte,
die gemessen wurden, wurden verwendet, um die Geschwindigkeitskonstante
der Reaktion zweiter Ordnung für
jeden k–I-Wert
zu berechnen, nimmt man die folgende Formel für gegeben an. Geschwindigkeitskonstante
der Reaktion zweiter Ordnung = kI = (k–I +
k2)/Ki. Der Durchschnitt
wird berichtet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt. Die
Fehlerwerte sind ausgedrückt
als ± 2
mal der Standardfehler des Mittels.
-
-
Pharmakokinetik der kovalenten
ATIII-Heparin-Konjugate
-
1. Plasma-Clearance von
ATH und Heparin nach intravenöser
Injektion in Kaninchen
-
Aufgereinigtes
ATH und Standardheparin (Sigma) wurden in die Ohrvene von separaten
Kaninchen injiziert. Es wurden äquivalente
Mengen (bestimmt anhand der Masse des Heparins) injiziert. Zu verschiedenen
Zeitpunkten wurden Blutproben aus der Ohrarterie von jedem Kaninchen
in Natriumcitrat (9 Teile Blut auf 1 Teil 3,8% (m/v) Trinatriumcitrat)
entnommen. Jede Probe wurde bei 3000 g zentrifugiert, und die resultierenden
Plasmaüberstände wurden
auf Anti-Xa-Aktivität unter
Verwendung eines ACL300-Geräts
(Coulter, USA) für
Zwecke der Automatisierung analysiert. Bei dem Verfahren wird ein
Stachrom Heparinkit (Diagnostica Stage, Frankreich) eingesetzt.
Kurz gesagt, wurde jede Probe des Plasmas, die untersucht werden
sollte, mit einem Puffer gemischt, der Rinder-ATIII enthielt und
mit Rinder-Faktor-Xa bei 37°C für 30 Sekunden
inkubiert, gefolgt von einer Inkubation für 30 Sekunden mit dem Farbsubstrat
CBS 31.39 (N-(Methylsulfon)-D-leucyl-glycyl-arginyl-paranitroanilid
(von Diagnostica Stage, Frankreich)), wonach die Reaktion durch
Zugabe von Essigsäure
abgestoppt wurde. Die Absorption bei 405 nm wurde dann gemessen.
Eine Standardkurve, die unter Verwendung von Standardheparin erzeugt
wurde, wurde verwendet, um die Anti-Xa-Aktivität in den
Plasmaproben in Form von IU/ml des Heparins zu bestimmen. Die Ergebnisse
sind in 6 dargestellt. Die ATH-Halbwertszeit
wurde mit 53 Minuten ermittelt, und die Halbwertszeit von freiem
Heparin wurde mit 17 Minuten ermittelt.
-
2. Pharmakokinetik in
Plasma nach subkutaner Injektion in Kaninchen
-
Kaninchen
wurden unter die Haut hinter dem Nacken injiziert und es wurden
Blutentnahmen für
die Plasmaanalyse zu verschiedenen Zeitpunkten, wie oben für 6 beschrieben,
vorgenommen. ATH wurde detektiert unter Verwendung eines ELISA-Kits
für ATIII
von Affinity Biologicals (Hamilton, Kanada). Kurz gesagt, wurde
ATH aus den Plasmaproben auf Kunststoffwells, die mit polyklonalen
Schaf-anti-humanes-ATIII-Antikörpern
beschichtet waren, eingefangen. Durch Peroxidase-konjugierte Affinität aufgereinigte
Anti-humanes-ATIII-Antikörper
(polyklonal) wurden zu den Wells zugegeben, und nach dem Spülen entwickelte
sich mit H2O2/O-Phenylendiaminsubstrat
für 10
Minuten eine Färbung.
Nach Behandlung der Substratreaktion mit H2SO4 wurde die Absorption bei 490 nm gemessen.
Es wurden Standardkurven von ATH oder humanem ATIII in gepooltem normalem
Kaninchenplasma verwendet, um ng von humanem ATIII/ml zu bestimmen.
Das ATIII des Kaninchens beeinträchtigte
nicht signifikant, da der verwendete Antikörper selektiv für humanes
ATIII ist. Die Ergebnisse sind in 8 dargestellt.
In einem separaten Versuch wurden ATIII und Heparin (nicht-kovalente
Konjugate) subkutan injiziert, wobei ATIII (erfaßt durch ELISA) in dem Plasma
mit dem gleichen Profil wie ATH auftrat, es wurde jedoch keine Heparinaktivität beobachtet.
-
2. Charakterisierung der
Strutur
-
A. Allgemeine Struktureigenschaften
-
Das
Verfahren zur Bestimmung des molaren Verhältnisses von Hep:AT in den
Heparin-Antithrombin-Konjugaten (ATH) erfolgte durch Densitometrie
auf SDS-Gelen (Standardverfahren), die auf entweder Heparin (Alcianblau/Silber)
oder ATIII (Coomassieblau) gefärbt
wurden, im Vergleich mit den korrespondierenden Standards. Die aktivierenden
Gruppen pro GAG-Molekül
sind per Definition 1 (ein Aldose-Terminus pro GAG-Kette).
-
Der
Molekulargewichtsbereich wurde bestimmt durch Vergleich von gefärbtem ATH,
HCH, HCD mit vorgefärbten
Standards auf SDS-Polyacrylamidgelen.
-
Die
Eigenschaften der Antithrombin-Heparin-Konjugate (ATH) und von Heparin-Cofaktor-II-Heparin(HCH)-Konjugaten
und von Heparin-Cofaktor-II-Dermatansulfat(HCD)-Konjugaten sind
unten in Tabelle 1 dargestellt.
-
TABELLE
1 EIGENSCHAFTEN
VON KOVALENTEN ATH-PRODUKTEN
-
- *AKTIVITÄT
VON HEPARIN IM KOMPLEX VERGLICHEN MIT NICHT-MODIFIZIERTEM AUSGANGSHEPARIN
-
EIGENSCHAFTEN
VON KOVALENTEN HCH- UND HCD-PRODUKTEN
-
- * PROZENTSATZ DER GEGEN IIa AKTIVEN MOLEKÜLE
-
B. Intrinsische Proteinfluoreszenz
von ATH
-
Da
Heparin dafür
bekannt ist, daß es
eine ~ 33%-Verstärkung
der intrinsischen Proteinfluoreszenz von AT induziert (Huntington
et al (1996) Biochemistry 35, 8495–8503), wurde die instrinsische
Fluoreszenz von ATH verglichen zu der von AT und AT + Standardheparin
(SH). Die Proteinfluoreszenzemissionsspektren von 100 nM AT, 100
nM AT plus 1277 nM SH oder 100 nM ATH wurden aufgezeichnet (λex 280
nm, λem 310–360 nm).
Die Fluoreszenz von AT + H war 32% größer als die von AT alleine
bei λmax (341 nm) mit einer Peakverschiebung von
weniger als 1 nm (24). Das Spektrum von ATH war
virtuell identisch zu demjenigen von AT + SH. Diese Daten suggerieren,
daß die
Konformation von ATH derjenigen des nicht-kovalenten AT-SH-Komplexes ähnelt.
-
C. Heparintitration von
AT und ATH
-
Es
wurde eine Titration mit SH durchgeführt, um zu bestimmen, ob ATH
eine weitere Konformationsveränderung
durchlaufen könnte
(25). Die Proteinfluoreszenzwerte (bei 341 nm)
wurden während
einer SH-Titration von 100 nM AT und ATH bestimmt. AT durchlief
einen Dosisabhängigen
und sättigbaren
Anstieg der Fluoreszenzintensität,
die einen Kd von 100 nM und ein ΔFI von maximal
32% ergab. Im Gegensatz dazu gab es im Hinblick auf FI bei der SH-Titration
von ATH keinen Anstieg, was darauf hinweist, daß es keine weitere Veränderung
der Proteinkonformation gab. Demnach liegt ATH in einer vollständig aktivierten
Konformation vor, die von exogenem SH unabhängig ist.
-
D. AT-Titration von ATH
-
Um
zu bestimmen, ob die Heparin-Komponente von ATH in der Lage war,
zusätzlich
AT zu binden, wurde eine AT-Titration von ATH durchgeführt (26).
Diese wurde verglichen mit einer AT-Titration von freiem SH. Die
Proteinfluoreszenzwerte (341 nm) von 100 nM ATH wurden bestimmt
in der Gegenwart von ansteigenden Mengen an AT. Die Werte wurden
korrigiert im Hinblick auf eine innere Filterwirkung, so daß eine Kontroll-AT-Titration
linear war. Die ΔFI-Werte
wurden umgewandelt in die AT-Konzentration unter Verwendung des
Extinktionskoeffizienten für
AT + SH, der bei diesen Untersuchungen bestimmt wurde. Die Bindung von
AT an SH und an STH konnte gesättigt
werden mit Kd-Werten von jeweils 65 und
175 nM. Die Ergebnisse weisen darauf hin, daß 28 nM SH an AT in 100 nM
SH gebunden sind, was einen Pentasaccharidgehalt in dieser SH-Zubereitung von ~
28% suggeriert. ATH ist in der Lage, ~ 37 nM AT zu binden, was einen
höheren
Pentasaccharidgehalt erkennen läßt. Diese
Ergebnisse lassen erkennen, daß die
Heparinkomponente von ATH in der Lage ist, zusätzlich AT zu binden und daß es daher
in der Lage ist, katalytisch zu wirken.
-
E. Proteinkonformation
von ATH im Vergleich zu AT + H
-
Bei
einer Heparintitration ist die Proteinkonformation von ATH in Abwesenheit
von SH gemessen durch Tryptophanfluoreszenz sehr ähnlich zu
derjenigen von AT mit Sättigungsgehalten
von SH (25). Daher scheint es im experimentellen
Fehlerbereich, daß ATH
dem SH-aktivierten AT ähnelt.
Darüber
hinaus unterläuft
ATH keine weitere Konformationsveränderung, wenn SH zugegeben
wird, was suggeriert, daß keine
weitere Aktivierung auftritt. Demnach repräsentiert ATH, wie erwartet,
eine vollständig
aktivierte Form von AT, welche kein exogenes SH benötigt.
-
F. Bindung von zusätzlichem
AT durch das H in ATH
-
Wenn
AT zu ATH zugegeben wird, gibt es einen weiteren Anstieg der Proteinfluoreszenz,
die dem intrinsischen H in dem ATH-Komplex zuzuschreiben ist. Die
Kd der Bindung läßt erkennen, daß die Affinität von H
(innerhalb von ATH) für
AT etwas geringer ist als diejenige von freiem SH (26).
Dies spiegelt möglicherweise
die Konkurrenz zwischen dem kovalent verknüpften und den freien AT-Molekülen wieder.
Die Ergebnisse suggerieren, daß etwa
30 nM AT an 100 nM SH binden können,
was einen Pentasaccharidgehalt von ~ 30% suggeriert. Obwohl die
ATH-vermittelte Bindung an AT eine höhere Bindung erkennen ließ, war der
Pentasaccharidgehalt lediglich etwa 1/3 höher (~ 40 nM Bindung an AT
aus 100 nM ATH). Dies ist unerwartet, kann jedoch eine Folge der
Konkurrenz des AT in ATH mit dem exogenen AT sein, oder es kann
sein, daß 1/3
der AT-Moleküle
ein zweites Pentasaccharid des AT in ATH mit dem exogenen AT aufweisen
oder daß welche
von den ATH-Molekülen
ein zweites Pentasaccharid aufweisen. Diese Ergebnisse suggerieren,
daß das
H in ATH katalytisch ist.
-
G. Selektion nach Heparinmolekülen mit
zwei Pentasacchariden bei der Ausbildung von ATH
-
Wenn
eine feststehende Menge Heparin mit AT titriert wird und die Fluoreszenzintensität beobachtet wird,
gibt es einen Sättigungsanstieg
der Fluoreszenzintensität,
die die Heparin-indizierten
Konformationsveränderungen
in dem reaktiven Zentrum von AT reflektiert. Eine ähnliche
Erhöhung
der Fluoreszenzintensität wird
beobachtet, wenn ATGH mit AT titriert wird (siehe 9).
-
Die
Ergebnisse, die in 9 zusammengefaßt sind,
spiegeln eine Veränderung
der Fluoreszenzintensität
wieder, die auftritt, wenn ATH mit AT titriert wird, welche nahezu
identisch zu derjenigen ist, die auftritt, wenn Heparin mit AT titriert
wird, wobei die Ergebnisse die Gegenwart eines zweiten Pentasaccharids
auf dem AT-konjugierten Heparin suggerieren. Dies kann demonstriert
werden, indem man die Ergebnisse in Betracht zieht, die man erwarten
würde,
wenn Heparin, welches lediglich ein Pentasaccharid aufweist, zu
der AT-Einheit von ATH konjugiert würde. In diesem Fall würde das
AT, sobald sich das Pentasaccharid von dem AT, mit welchem das Heparin
kovalent verbunden ist, von diesem lösen würde, in seine ursprüngliche
Konformation zurückkehren,
was zu einer Abnahme der Fluoreszenzintensität führen würde. Wenn das Pentasaccharid
erst einmal abgetrennt ist, könnte
es ein exogenes AT binden, was dazu führt, daß dieses eine Konformationsänderung
durchlaufen würde.
Dies würde
einhergehen mit einem reziproken Anstieg der Fluoreszenzintensität zurück zu dem
Ausgangswert. Der Netto-Effekt dieses Prozesses wäre keine
Veränderung
der Fluoreszenzintensität,
im Gegensatz zu dem, was bei diesem Versuch beobachtet wird.
-
BEISPIEL III
-
Herstellung und Aufreinigung
von ATH
-
Humanes
AT (Bayer Inc.) und SH (Sigma Chem. Co., USA) wurden initial dialysiert,
um die Reinheit der Reagenzien sicherzustellen. Humanes AT und SH
wurden gemeinsam in einem Wasserbad mit 40 °C über 10 bis 14 Tage inkubiert.
Diese Inkubation ermöglichte
die Konjugation von Heparin mit AT durch eine Schiff-Basen-Bildung
zwischen dem Aldose-Terminus Aldehyd am Heparin und einer Lysyl-Aminogruppe
an dem AT, gefolgt von einer Amadori-Umlagerung oder einer Reduktion
durch Natriumcyanborhydrid (Endkonzentration 0,05 M) für 5 Stunden
nach der Initialreaktion. Das Natriumcyanborhydrid wurde zu dem
Gemisch nach dem Inkubationszeitraum zugegeben. Dieser Herstellungsprozeß ist einfach
und erfordert keine strukturellen Veränderungen von einer der Verbindungen.
-
AT
wurde aufgereinigt unter Anwendung von zwei chromatographischen
Stufen.
-
Die
erste Stufe umfaßt
die Zugabe des Reaktionsgemisches zu einer hydrophobe Eigenschaften
enthaltenden Matrix, Butyl-Agarose in 2,5 M Ammoniumsulfat. Unter
diesen Bedingungen binden AT und ATH an Butyl-Agarose-Kügelchen,
während
Heparin dies nicht tut. Dann werden AT und ATH von den Kügelchen
weg eluiert, durch Einstellung der Ammoniumsulfatkonzentration auf
weniger als 1,5 M. Das ATH und AT, welches von der Butyl-Agarose-Matrix
weg eluiert wird, wird dann dialysiert gegen einen Puffer mit 0,01
M Tris-HCl mit einem pH-Wert von 8,0.
-
Die
zweite Stufe umfaßt
das Aufbringen des eulierten ATH und AT auf DEAE-Sepharose-Fast-Flow-Kügelchen
in 0,2 M NaCl. Unter diesen Bedingungen bindet freies AT nicht an
die DEAE-Sepharose-Kügelchen.
ATH wird dann von den DEAE-Kügelchen
durch Einstellung der NaCl-Konzentration
auf 2 M weg eluiert. Das aufgereinigte ATH wird dann durch Druckdialyse
bei 4 °C
unter 1 Atmosphäre
Stickstoffdruck in einem Schlauch mit einem Cut-off bei 12000–14000 Molmasse
konzentriert.
-
BEISPIEL IV
-
Stabilität von ATH
-
ATH
wurde bei 4 °C
gelagert und Anti-Faktor-Xa-Aktivitätsassays wurden durchgeführt mit
der Verbindung auf einer regulären
Basis über
drei Monate. Es wurden zwei Anti-Faktor-Xa-Aktivitätsassays verwendet. Das erste
wies kein zugegebenes exogenes AT auf, während bei dem zweiten exogenes
AT zugegeben wurde. Die Tabelle 3 zeigt, daß das ATH seine Aktivität nach etwa
drei Monaten verlor.
-
ATH
wurde auch bei –70 °C gelagert
ohne Verlust von dessen Aktivität
nach sechs Monaten. ATH wurde auch gefriergetrocknet und mit Wasser
rekonstituiert. Vor dem Gefriertrocknen wurde ATH gegen 0,1 M Alanin
und 0,15 M NaCl mit einem pH-Wert von 7,0 dialysiert. Das rekonstituierte
ATH war aktiv über
wenigstens sechs Monate, wie bestimmt wurde anhand der Anti-Faktor-Xa-Aktivität.
-
TABELLE
3 Anti-Faktor-Xa-Aktivität von ATH über die
Zeit bei Lagerung bei 4 °C
-
BEISPIEL V
-
Biologische Aktivitäten und
Mechanismen von ATH
-
1. Direkte nicht-katalytische
Aktivität
-
ATH
hat eine direkte nicht-katalytische Antithrombin-Aktivität sowie
eine Anti-Faktor-Xa-Aktivität. Bei Verwendung
eines Standard-Anti-Faktor-Xa-Assays (Thrombosis Res. 10:399–410 (1977))
mit exogenem AT zugegeben, hat ATH eine spezifische Aktivität von 48
U/mg Heparin.
-
Die
Hemmung von Thrombin wurde untersucht, indem die verbleibende Aktivität von Thrombin
gemessen wurde unter Anwendung des Farbsubstrats S2238 (Thrombosis
Res. 13:285–288
(1978)), nachdem das Enzym mit ATH umgesetzt worden war. Die Aktivität von ATH
wurde mit AT oder mit AT + SH verglichen. Die Mengen an AT und/oder
Heparin, die verwendet wurden, waren bezogen auf das Gewicht äquivalent
zu den Mengen, die von jedem bei ATH verwendet wurden. 10 zeigt,
daß ATH
viel aktiver als AT + SH bei der Hemmung von Thrombin, wenn die
AT- und Heparin-Komponenten in gleicher Masse vorliegen.
-
2. Katalytische Aktivität
-
Die
Anti-Faktor-Xa-Aktivität
von ATH, ohne daß exogenes
AT zu dem Assay-System zugegeben wurde, betrug 48 u/mg. Für eine äquivalente
Menge von AT gab es keine meßbare
Aktivität.
Die Anti-Faktor-Xa-Aktivität
von ATH mit exogenem AT, das zu dem Assay-System zugegebenen wurde,
betrug 731 u/mg Heparin, was darauf hinweist, daß es in dem ATH eine katalytische
Aktivität
gibt. Da AT mit H in dem Komplex kovalent verknüpft ist, ist die Beobachtung,
daß das
H in ATH die AT-vermittelte Inaktivierung von Xa katalysieren könnte, unerwartet.
Um die Möglichkeit
auszuschließen,
daß der
beobachtete katalytische Effekt des ATH eine Folge der Verunreinigung
des ATH mit freiem H ist, wurde ATH einer Gelfiltration über eine G-200-Säule unterworfen.
Die eluierten Fraktionen wurden dann auf einem Polyacrylamidgel
(4 % Stacking und 7,5 % Separating), welches ATH klar von Heparin
trennt, analysiert. Das Heparin in dem ATH und in der Fraktion mit
freiem Heparin wurde durch Alzianblau-Färbung, gefolgt von Silbernitrat,
erfaßt,
und die Menge an Heparin in den Banden mit ATH und mit freiem Heparin
wurde unter Anwendung der Densitometrie quantifiziert sowie durch
Vergleich des Gewichts des Papiers, das aus der Fläche unter
den Kurven ausgeschnitten wurde. Die Daten sind in Tabelle 4 und
in 11 zusammengefaßt.
-
Es
wurde eine Fraktion gesammelt (Fraktion 22), welche 0,100818 mg
H/ml als ATH und 0,498200 μg H/ml
als freies Heparin enthielt, und diese wurde untersucht auf ihre
Anti-Faktor Xa-Aktivität. Die spezifische Anti-Faktor-Xa-Aktivität dieser
Fraktion betrug 83,25 U/ml. Falls dies lediglich der Menge an in
der Fraktion vorliegendem ATH zugeschrieben würde, wäre dies äquivalent zu einer spezifischen
Aktivität
von 825 U/mg. Falls die Anti-Faktor-Xa-Aktivität in der Fraktion lediglich
dem freien Heparin in der Fraktion zugeschrieben würde, würde dies
erfordern, daß das
Heparin eine spezifische Aktivität
von 167101 U/mg aufweist. Da die spezifische Anti-Faktor-Xa-Aktivität von SH
etwa 160 U/mg beträgt,
und da die Menge an freiem Heparin in der Fraktion weniger als 0,5 μg/ml beträgt, zeigen
die Ergebnisse dieses Versuchs an, daß nahezu die gesamte der beobachteten
Anti-Faktor-Xa-Aktivität
dem ATH zugeschrieben werden kann. Die spezifische Anti-Faktor-Xa-Aktivität in dieser
Fraktion (Fraktion 22) wurde in Gegenwart und in Abwesenheit von
exogenem AT untersucht. Die Aktivität wurde um das 25–30-fache
in Gegenwart von exogenem AT erhöht.
Aufgrund der sehr niedrigen Konzentration von freiem Heparin (wie
oben beschrieben) konnte diese mehrfache Erhöhung nur durch einen katalytischen
Effekt des Heparins in dem ATH-Komplex erklärt werden. Um diesen Punkt
zu verifizieren wurden Anti-Faktor-Xa-Assays in der Gegenwart von
exogenem AT unter Verwendung von Heparin (hohe Affinität) in einer
Konzentration von 0,5 (die Menge an freiem Heparin in der Fraktion)
und 5 μg/ml
durchgeführt.
In beiden Fällen
gab es keine meßbare
Anti-Faktor-Xa-Aktivität.
Diese Ergebnisse zeigen an, daß die
katalytische Aktivität,
die in dem ATH beobachtet wurde, keine Folge der Kontamination mit
freiem Heparin sein konnte und bestätigen, daß komplexiertes Heparin in
ATH eine katalytische Aktivität
aufweist. Das Verhältnis
der katalytischen zu der nicht-katalytischen Aktivität war signifikant
größer bei
Fraktionen mit hohem Molekulargewicht im Vergleich zu Fraktionen
mit niedrigem Molekulargewicht. Dies suggeriert, daß eine höhere Anzahl
von Pentasacchariden (d.h. zwei oder mehr Pentasaccharide pro Molekül) in größeren ATH-Molekülen vorliegt.
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Tabelle
4 Anti-Faktor-Xa-Aktivität von gelfiltriertem
ATH
-
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Ohne
daß es
beabsichtigt ist, durch einen bestimmten Mechanismus gebunden zu
sein, gibt es zwei wahrscheinliche Erklärungen für die beobachtete katalytische
Wirkung von ATH.
-
Die
weniger Wahrscheinliche ist die, daß eine Konformationsveränderung
auftritt an der Heparinbindungsstelle von AT, wenn die AT-Komponente
des ATH-Komplexes an Thrombin bindet, was zu einer deutlich verringerten
Affinität
für das
Heparin-Pentasaccharid führt.
Das Pentasaccharid dissoziiert dann von dem AT (obwohl das Heparinmolekül mit dem
AT kovalent verknüpft
bleibt) und steht zur Verfügung,
um mit exogenem AT zu binden.
-
Etwas
wahrscheinlicher ist die Möglichkeit,
daß der
Prozeß der
kovalenten Verknüpfung
von AT mit Heparin die Heparinmoleküle herausselektiert, die zwei
Pentasaccharideinheiten enthalten. Daher kann ATH an AT binden und
als ein Katalysator über
die zweite Pentasaccharidstelle wirken.
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Um
die für
die beobachtete katalytische Aktivität verantwortlichen Mechanismen
aufzuklären,
können die
folgenden Versuche durchgeführt
werden:
- i) Um zwischen den zwei Mechanismen
zu differenzieren, läßt man ATH über eine
AT-Säule laufen.
Wenn ATH an immobilisiertes AT bindet, so würde dies implizieren, daß der zweite
Mechanismus verantwortlich ist. Außerdem würde erwartet werden, daß die Anti-Faktor-Xa-Aktivität von ATH
durch Behandlung mit Heparinase abnehmen würde, wenn ein zweites Pentasaccharid
für die
erhöhte
Aktivität
verantwortlich ist.
- ii) Wenn ATH nicht an das immobilisierte AT bindet, so würde dies
dem ersten angenommenen Mechanismus als den Grund für die beobachtete
katalytische Wirkung des Heparins, welches kovalent an AT gebunden
ist, stützen.
Um diesen Mechanismus zu evaluieren, wird ATH mit Thrombin titriert,
bevor man es über eine
AT-Säule
laufen läßt. Das
an seiner aktiven Stelle gehemmte Thrombin (FPR-Thrombin) wird als
eine Kontrolle verwendet, da dies nicht an das reaktive Zentrum
von AT bindet, und es wäre
daher nicht zu erwarten, daß es
die Affinität
von AT zu dem Pentasaccharid verringert.
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3. Inaktivierung von ATH
durch Protamin
-
Die
Fähigkeit
von Protaminsulfat und von humanem Plättchenfaktor 4 (PF4), die Antikoagulationsaktivität von ATH
zu inaktivieren, wurde bestimmt. Etwa 80 % der Anti-Faktor-Xa-Aktivität wird inaktiviert
durch entweder Protaminsulfat oder PR4. Demnach kann die ATH-Aktivität, falls
gewünscht,
während
der Verwendung neutralisiert werden.
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4. Rate der Hemmung von
Thrombin
-
Die
Geschwindigkeitskonstanten der Reaktion zweiter Ordnung von ATH,
von AT alleine und von AT + SH wurden verglichen unter Anwendung
des Verfahrens von Hoyiaerts et al. (J. Biol. Chem. 259(9):5670–5677).
Wie in Tabelle 5 dargestellt, ist ATH etwa 30 Mal schneller als
AT + SH bei der Hemmung von Thrombin.
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Tabelle
5 Geschwindigkeitskonstanten
der Reaktion zweiter Ordnung für
ATH
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5. Wirkung von Fibrin
auf die Thrombininaktivierung durch ATH
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An
Fibrin gebundenes Thrombin verbleibt katalytisch aktiv, dissoziiert
von Fibrin sehr langsam und ist gegenüber der Inaktivierung durch
AT und durch AT und SH geschützt.
Die Wirkung von ATH auf Thrombin-gebundenes Fibrin wurde evaluiert
und die apparente k1 der Geschwindigkeit der Thrombinhemmung durch
ATH in Gegenwart von verschiedenen Konzentrationen an Fibrinmonomer
wurde bestimmt durch Messung des verbleibenden Thrombins zu verschiedenen
Zeitpunkten während
der Reaktion. Die Hemmung von Thrombin wird zu verschiedenen Zeitpunkten
durch die Zugabe von Polybren gestoppt und die Thrombinaktivität, die verbleibt,
wird gemessen unter Anwendung von Farbsubstrat S-2238. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 6 dargestellt. Die Geschwindigkeit der Thrombinhemmung
durch ATH wurde durch Fibrinmonomer nicht beeinträchtigt.
Im Gegensatz dazu führte
Fibrinmonomer zu einer Abnahme der Fähigkeit von Heparin mit hoher
Affinität,
Thrombin zu hemmen, um etwa das 60-fache. Diese Ergebnisse zeigen
an, daß ATH
an Fibrin gebundenes Thrombin inaktivieren kann.
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Tabelle
6 Vergleich
der Wirkung von Fibrin in Monomer auf die Geschwindigkeit der Thrombinhemmung
anhand von 100 nM ATH gegenüber
100 nM H plus 200 mM AT
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- * Heparin mit hoher Affinität. Heparin mit hoher Affinität ist die
ATIII-bindende Fraktion von Heparin, welche aus Standard-SH aufgereinigt
wurde.
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Fibrin-gebundenes
Thrombin ist resistent gegenüber
der Inaktivierung durch SH, da die Heparin-bindende Stelle (Exosite
2) von Thrombin maskiert ist, wenn das Enzym an Fibrin gebunden
ist. Da ATH Fibrin-gebundenes Thrombin inaktivieren kann, wurden
Versuche durchgeführt,
um zu bestimmen, ob die Exosite 2 für die Inaktivierung von Thrombin
durch ATH wesentlich ist. Diese Versuche wurden durchgeführt unter
Verwendung von R93-Thrombin, einem rekombinanten Thrombin mit einer
inaktiven Mutanten-Exosite 2 (J. Biol. Chem. 269:17965–17970 (1994)).
Wie in Tabelle 7 dargestellt, inaktiviert ATH R93-Thrombin mit dergleichen apparenten
Geschwindigkeit wie Alpha-Thrombin. Im Gegensatz zu ATH ist die
k1 von Heparin mit hoher Affinität
etwa 400 Mal größer für Alpha-Thrombin
als für
R93-Thrombin. Diese Ergebnisse suggerieren, daß die Exosite 2 nicht erforderlich
ist, dafür,
daß ATH
an Thrombin bindet.
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Tabelle
7 Geschwindigkeit
der Thrombin(IIa)-Hemmung durch ATH gegenüber Heparin mit hoher Affinität (HASH)
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BEISPIEL VI
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Pharmakokinetische Studien
von ATH in Kaninchen
-
Die
Pharmakokinetik von ATH wurde in Kaninchen untersucht, wobei Anti-Faktor-Xa-Assays
und ELISAs auf humanes AT angewendet wurden. Die Pharmakokinetik
von humanen AT + SH, SH alleine und von humanem AT alleine in Kaninchen
wurde zum Vergleich mit ATH untersucht.
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1. Pharmakokinetik nach
intravenöser
Verabreichung an Kaninchen
-
Die
Mengen für
jede Verbindung, die intravenös
an Kaninchen verabreicht wurden, waren die unten beschriebenen.
Die Anti-Faktor-Xa-Aktivität
wurde nach dem Verfahren, welches in Thrombosis Res. 10:399–410 (1977)
beschrieben wird, getestet.
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Für jede Gruppe
wurden fünf
Kaninchen verwendet. Die Verbindungen wurden intravenös an NZW-Kaninchen
ohne Befall mit Pathogenen, die bei Bewußtsein waren, verabreicht.
Mit Citrat versetzte Blutproben wurden von den Kaninchen zu verschiedenen
Zeitpunkten bis zu 24 Stunden entnommen. Es wurden Anti-Faktor-Xa-Tests
und ELISAs auf humanes AT mit jeder Probe durchgeführt. Die
Halbwertszeiten von ATH, AT + SH und SH anhand der Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten betragen
jeweils etwa 2,4 Stunden, 0,41 Stunden und 0,32 Stunden. Die Halbwertszeiten
von ATH, AT + SH und AT anhand von ELISAs von humanem AT betragen jeweils
2,4 Stunden, 13 Stunden und 13 Stunden. Die Ergebnisse sind in 12 und 13 und
in Tabelle 8 zusammengefaßt.
Die Halbwertszeiten von SH nach intravenöser Injektion und von AT in
Menschen werden jeweils mit etwa 60 Minuten und 66 Stunden berichtet,
was ungefähr
zweimal die Halbwertszeit von SH und fünfmal die Halbwertszeit von
AT in Kaninchen ist. Auf der Grundlage dieser Beobachtungen wird
erwartet, daß die
Halbwertszeit von ATH in Menschen 2–5 mal derjenigen in Kaninchen
ist, welche etwa 5 Stunden bis 12 Stunden ist. Die lange Halbwertszeit
von ATH wird ein distinkter Vorteil für die Anwendung bei der Prophylaxe darstellen,
da es selten verabreicht werden kann. Die maximalen Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten betrugen
für ATH und
SH jeweils 8,4 u/ml und 1,17 u/ml.
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Tabelle
8 Halbwertszeit
von ATH in Kaninchen
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2. Pharmakokinetik nach
subkutaner Verabreichung bei Kaninchen
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Die
Mengen der an die Kaninchen subkutan verabreichten Verbindung waren
die folgenden:
-
-
-
Es
wurden zwei Dosierungen untersucht, und für jede Dosierung wurde ein
Tier verwendet. Die Verbindungen wurden subkutan an NZW-Kaninchen,
die frei von Pathogenen waren und die bei Bewußtsein waren, verabreicht.
Die mit Citrat versetzten Blutproben wurden von den Kaninchen zu
verschiedenen Zeitpunkten bis zu 170 Stunden genommen. Es wurden
Anti-Faktor-Xa-Tests und ELISAs auf humanes AT mit jeder Probe durchgeführt. Die
maximale Antifaktor-Xa-Aktivität
für SH
betrug 0,29 u/ml bei 1 Stunde, bei den Kaninchen, die AT erhalten
hatten, gab es im wesentlichen keine Anti-Faktor-Xa-Aktivität. 14 zeigt
die mittlere Konzentration von AT über die Zeit. Diese Ergebnisse
suggerieren, daß ATH
nicht gut absorbiert wurde bei der Dosierung, die über den
subkutanen Weg verabreicht wurde. Dies ist möglicherweise der Größe des Moleküls zuzuschreiben.
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3. Pharmakokinetik nach
trachealer Instillation in Kaninchen
-
Eine
potentielle Anwendung für
ATH ist die Behandlung des Atemnotsyndroms. Daher wurde die Wirkung
von ATH nach trachealer Instillation untersucht.
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ATH
und Salzlösung
wurden intratracheal über
eine Endotrachealtubus verabreicht an betäubte NZW-Kaninchen, die frei
von Pathogenen waren. Die Menge an verabreichtem AT betrug 100 Anti-Faktor-Xa u/kg.
Es wurden vier Kaninchen für
ATH und zwei Kaninchen für
Salzlösung
verwendet. Für
zwei der Kaninchen, die ATH erhalten hatten und für die Kaninchen,
die Salzlösung
erhalten hatten, wurde unmittelbar nach der Instillation eine bronchoalveolare
Spülung
(BAL) durchgeführt,
um zu bestimmen, ob es möglich
ist, die Verbindung nach Verabreichung zu entfernen. Bei allen Tieren
wurde BAL nach 48 Stunden gesammelt. Zu mehreren Zeitpunkten bis
zu 48 Stunden wurden mit Citrat versetzte Blutproben entnommen.
Es wurden Anti-Faktor-Xa-Tests sowohl mit den BAL- als auch mit
den Blutproben durchgeführt.
In den Blutproben gab es im wesentlichen keine Anti-Faktor-Xa-Aktivität. Bei den
BAL wurde zum Zeitpunkt von 0 Stunden eine signifikante Menge von
AT entfernt, wie nachgewiesen wurde anhand der hohen Anti-Faktor-Xa-Aktivität. Bei 48 Stunden
gab es in den BAL immer noch verbleibende Anti-Faktor-Xa-Aktivität (15).
Diese vorläufigen
Ergebnisse zeigten, daß ATH
in der Lunge über
einen langen Zeitraum verblieb und keine signifikante systemische
Antikoagulationswirkung hervorrief.
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BEISPIEL VII
-
Antithrombotische und
hämorrhagische
Wirkungen von ATH in Versuchsmodellen:
-
Vergleich mit Heparin
-
Die
Sicherheit und Wirksamkeit von ATH wurde in zwei Tiermodellen untersucht.
Die Ergebnisse dieser Versuche zeigen, daß (i) ATH dem Wachstum von
Thromben vorbeugt und die physio logische Fibrinolyse in einem Tiermodell
für die
venöse
Thrombose beschleunigt, und (ii) das ATH in Dosierungen wirksam
ist, die annehmbare hämorrhagische
Effekte aufweisen.
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1. Vergleich von ATH mit
Heparin in Kaninchen-Blutungs-Modell
-
Wir
verglichen die relative Wirkung von ATH, AT + SH, SH alleine AT
alleine und Salzlösung
auf eine experimentelle Blutung unter Anwendung des Blutendes-Ohr-Modells
am Kaninchen. Die fünf
Behandlungszweige umfaßten:
-
-
Die
verabreichten Dosierungen waren äquivalent
bezogen auf ihr Gewicht. In jeder Gruppe wurden fünf Kaninchen
untersucht.
-
Bei
diesen Versuchen wurden die Kaninchen betäubt, und die Testverbindungen
wurden als ein intravenöser
Bolus verabreicht. Fünf
Minuten nachdem die Verbindungen injiziert worden waren, wurde ein
Ohr des Kaninchens mit einem Skalpell mit #11 fünfmal in zufälliger Weise
punktiert, wobei Bereiche mit sichtbaren Gefäßen gemieden wurden. Das Ohr
wurde dann in ein Wasserbad 37°C
(Gesamtvolumen 1 l) gegeben, welches dann kontinuierlich gerührt wurde.
5 Minuten, 10 Minuten, 20 Minuten und 30 Minuten ab dem Zeitpunkt,
zu dem das Ohr punktiert worden war, wurden wäßrige Proben mit 10 ml aus
dem Wasserbad entnommen. Zu den gleichen Zeitpunkten wurden mit
Citrat versetzte Blutproben genommen. Die Proben wurden unmittelbar bei
1700 g zentrifugiert, es wurde blutplättchenarmes Plasma erhalten
und bei –70°C eingefroren,
bis die Tests durchgeführt
wurden.
-
Mit
den Plasmaproben wurde Anti-Faktor-Xa-Tests durchgeführt. Die
Absorption der Wasserproben wurde bei einer Wellenlänge von
540 nm gemessen, und die Ergebnisse wurden mit einer Standardkurve
von bekannten Mengen an Blut in Wasser verglichen, und der akkumulative
Blutverlust über
die Zeit wurde berechnet.
-
Die 16 zeigt
die kumulativen Blutverlust über
die Zeit. Die Blutung war in der ATH-Gruppe am größten. Ein Tier in der ATH-Gruppe
zeigte eine signifikant stärkere
Blutung als der Rest der Tiere in der gleichen Gruppe. 17 zeigt
den kumulativen Blutverlust über
die Zeit, wenn dieser Ausreißer
aus der Analyse herausgenommen wurde. Die Blutung der Tiere in der
ATH-Gruppe lag deutlich
unter der annehmbaren Menge von 200 pi Blutverlust über 30 Minuten.
Darüber
hinaus war der kumulative Blutverlust in den ersten fünf Minuten
im wesentlichen gleich für
alle Be handlungsgruppen, die Antikoagulationsmittel aufwiesen. Der
gesteigerte kumulative Blutverlust in der ATH-Gruppe ist wahrscheinlich
eine Folge von dessen verlängerter
Anti-Faktor-Xa-Aktivität.
Die erhöhte
Blutung ausgehend von ATH mag auch die Tatsache wiederspiegeln,
daß die
Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten viermal
größer als
diejenigen in der Gruppe, die AT + SH erhielten, waren. 18 zeigt
die Plasma-Anti-Faktor-Xa-Aktivität über die Zeit und demonstriert,
daß die
Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten von
ATH im Vergleich zu der Gruppe, die AT + SH erhielt, länger andauern.
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2. Vergleich von ATH mit
Heparin in einem Venöse-Thrombose-Modell
am Kaninchen
-
Wir
evaluierten ATH in einem Venöse-Thrombose-Behandlungsmodell
am Kaninchen. Bei diesen Versuchen wurde ATH verglichen mit AT +
SH, SH alleine, AT alleine und Salzlösung. Die Dosierungen, die
verwendet wurden, waren die gleichen, wie diejenigen, die für das Blutendes-Ohr-Modell
am Kaninchen verwendet wurden. Die Anzahl der für jede Gruppe verwendeten Kaninchen
betrug n = 5 für
ATH, n = 7 für
AT + SH, n = 8 für
SH, n = 5 für
AT und n = 5 für
Salzlösung.
-
Die
Kaninchen wurden betäubt.
Die Halsvene wurde isoliert, und die Seitenzweige wurden über 2 cm der
Halsvene abgeschnürt.
Das Halsvenensegment wurde mit zwei Aderpressen isoliert, und in
das Venensegment wurde ein Fogarty-Katheter eingebracht. Das Endothel
wurde freigelegt, indem man den aufgeblasenen Katheter 15 mal durchführte, und
dann wurden 500 u Thrombin in das Segment injiziert. Dann wurden
0,2 ml des Bluts des Kaninchens in das Segment injiziert, um einen
Thrombus zu erzeugen. Zum selben Zeitpunkt wurden 0,2 ml des Blutes
in jedes der zwei Teströhrchen
gegeben, die als eine Kontrolle für das Gewicht des Gerinnsels
dienten. 30 Minuten nachdem das Blut in die Vene injiziert worden
war, wurden die Aderpressen gelöst
und das Blutgerinnsel wurde dem systemischen Kreislauf ausgesetzt.
Zehn Minuten vor dem Lösen
der Aderpressen wurden die zu untersuchenden Verbindungen in die
Tiere injiziert, unmittelbar gefolgt von einer Injektion von humanem
125-l-Fibrinogen. 10, 20, 30, 60, 120 und 180 Minuten nachdem die
Aderpressen gelöst
worden waren, wurde eine mit Citrat versetzte Blutprobe mit 2 ml
und einer Probe geronnenes Blut mit 1 ml entnommen. Die mit Citrat
versetzten Blutproben wurden dann zentrifugiert, um ein Blutplättchen-armes Plasma
zu erhalten, und dann bei –70°C gelagert.
Diese Proben wurden nachfolgend auf Anti-Faktor-Xa-Aktivität untersucht.
Nach 180 Minuten wurden die Tiere getötet und es wurden die Thromben
gewonnen. Das Gewicht und die Radioaktivität der Thromben wurden mit den
Kontrollthromben aus dem gleichen Tier verglichen.
-
Das
Modell ist für
den Test der Fähigkeit
eines Antikoagulationsmittels, das Wachstum von einem Thrombus zu
verhindern, gestaltet. Die in 19 dargestellten
Ergebnisse zeigen an, daß ATH,
AT + SH und SH bei der Vorbeugung des Wachstums eines Thrombus wirksamer
waren als die Salzkontrolle und als eine AT-Kontrolle. Allerdings
war ATH die wirksamste Behandlung und ging einher mit einer Verringerung
der Thrombengröße um 18%.
Die Abnahme der Gerinnselgröße war vergleichbar
zu den Ergebnissen, bei denen Mittel verwendet wurden, die eine
Aktivität
gegenüber
an Fibrin gebundenem Thrombin aufweisen. Diese Daten suggerieren,
daß ATH
gegen Fibrin-gebundenes Thrombin eine Aktivität aufweist. Allerdings zeigt 20, daß Kaninchen,
die ATH erhalten hatten, im Vergleich zu anderen Gruppen eine höhere Anti-Faktor-Xa-Aktivität aufwiesen.
Demnach bleibt zu untersuchen, ob der wirksamere Effekt von ATH
eine Folge einer höheren Anti-Faktor-Xa-Aktivität ist oder
einer beschleunigten Aktivität
von ATH selbst.
-
Es
ist wahrscheinlich, daß die äquivalenten
Anti-Faktor-Xa-Aktivitäten
von Heparin und ATH zu weniger Blutung bei ATH führen werden, und daß die verringerte
Blutung bei ATH eine Folge der begrenzten Anti-Blutplättchen-Aktivität ist.
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BEISPIEL VIII
-
ATH als ein lokales Antikoagulationsmittel,
um eine prothetische Oberfläche
zu beschichten
-
Um
dies zu tun, wurde ein endovaskulärer Schlauch aus Polyurethan-Polycarbonat
von Corvita mit ATH durch kovalente Verknüpfung der Urethangruppen mit
ATH über
einen intermediären
Monomerlinker beschichtet. Die Thrombenbildungsfähigkeit des beschichteten Schlauchs
wurde in einem Halsvenen-Modell am Kaninchen (Kaninchen-Perfusions-Modell)
untersucht und mit mit Hirudin beschichtetem Schlauch, mit AT beschichtetem
Schlauch und mit unbehandeltem Schlauch verglichen.
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1. Verfahren zur Beschichtung
von Polyurethan-Polycarbonat mit ATH
-
Bei
der Chemie der Beschichtung von ATH auf Polyurethan-Polycarbonat
waren drei Schritte involviert. Zunächst wird das Polymer von Polyurethan-Polycarbonat
mit NaOCl aktiviert. NaOCl reagiert mit Urethan, um dieses relativ
inerte Material chemisch reaktiv zu machen. Zweitens wird ein Verknüpfungs-Monomer (Allylglycidylether)
auf die Oberfläche
aufgepfropft, indem man den aktivierten Schlauch mit einem Indikator (Na2S2O4)
und einem Monomer, das mit anderen Verbindungen, wie z. B. ATH,
weiter reagieren kann, umsetzt. Drittens wird ATH (oder andere Antikoagulationsmittel,
die Gruppen aufweisen, wie z. B. eine Aminogruppe, die mit der funktionellen
Gruppe des Monomers reagieren können)
mit dem Monomer verknüpft.
-
2. Vergleich von mit ATH
beschichtetem Schlauch mit mit Hirudin beschichtetem Schlauch
-
Hirudin
wurde mit dem Polyurethan-Polycarbonat-Schlauch verknüpft, indem
man das gleiche Verfahren anwendete, wie dasjenige, welches für die Verknüpfung von
ATH verwendet wurde. Bei diesen Versuchen wurden männliche
Kaninchen vom Typ New Zealand White betäubt. Die Oberschenkelarterie
und Oberschenkelvene wurden mit einer Kanüle punktiert, die für die Fluidverabreichung
und die Blutentnahme verwendet wurde. Die äußere Halsvene wurde freigelegt
und ein kleines Segment der Gesichtsvene wurde teilweise verschlossen.
Ein modifizierter Angiocath mit dem Eichmaß 14 (5 cm lang) wurde in die
Halsvene eingeführt.
Ein Segment mit 2 cm des endovaskulären Schlauchs wurde gewogen
und in einen Angiocath-Katheter mit dem Eichmaß 14 (5 cm lang) eingeführt. Die
Modifikation des Angiocath bestand darin, daß die Spitze von dessen Stilett
abgeschnitten wurde. Der Katheter wurde über die teilweise verschlossene
Gesichtsvene 5 cm in die Halsvene eingeführt, und dann wurde der Schlauch
eingesetzt. Danach wurde der Katheter herausgezogen und das Gesichtsvenensegment
wurde abgeschnürt.
Die Lage des Schlauchs kann durch die Halsvenenwand gesehen werden.
Vor der Einführung
des Schlauchs und 60, 120, 180 Minuten nach dessen Einsetzen wurde 1
ml Blut in ein Citrat-PPACK sowie in ein Citrat-THAT-M für die Analyse
des Thrombin-Antithrombin-Komplexes (TAT) und von Fibrinopeptid
A (FPA) gesammelt. Am Ende der 180 Minuten wurde das Segment der äußeren Halsvene,
das den Schlauch enthält,
entfernt, es wurde mit 10 ml Salzlösung gespült, und es wurde der äußere Durchmesser
mit einer Schieblehre gemessen. Danach wurde das Segment der Vene,
das den Schlauch enthält,
mit einer Schere längsseits
geöffnet,
und die Vene wurde von dem Schlauch geschält. Der Schlauch wurde längsseits
in zwei Hälften
geschnitten, auf Gaze leicht aufgestrichen und gewogen. Die Blutproben
wurden unmittelbar bei 1700 g zentrifugiert, wodurch Blutplättchen-armes
Plasma erhalten wurde, und wurden bei –70°C eingefroren, bis die Tests
durchgeführt
wurden. Der Schlauch wurde für
die Histopathologie in 10% Formalin gelagert.
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21 zeigt
das Gewicht der Gerinnsel, die sich über drei Stunden in den Schläuchen gebildet
hatten, nachdem diese in die Kaninchen eingebracht worden waren.
Wie in der grafischen Darstellung dargestellt, war das Gewicht der
Gerinnsel, die sich in dem mit ATH beschichteten Schlauch bildeten,
statistisch und beachtlich geringer als in dem mit Hirudin beschichteten
Schlauch, was demonstriert, daß ein
mit ATH beschichteter Schlauch wirksamer ist als ein mit Hirudin
beschichteter Schlauch.
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3. Vergleich von mit ATH
beschichtetem Schlauch mit mit AT beschichtetem Schlauch und mit
nicht-behandeltem Schlauch
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Die
experimentelle Vorgehensweise war die gleiche wie oben. Die 22 zeigt
das Gewicht der Gerinnsel, die sich in dem Schlauch nach dem Einbringen
in die Kaninchen über
drei Stunden bildeten. Der mit ATH beschichtete Schlauch induzierte
kleinere Gerinnsel als der mit AT beschichtete Schlauch und als
der nicht-behandelte Schlauch. Daher war der mit AT beschichtete
Schlauch signifikant thrombogener als der mit ATH beschichtete Schlauch.
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23 zeigt
die luminale Oberfläche
eines mit ATH beschichteten Schlauchs und eines nicht-behandelten
Schlauchs, nachdem diese dem Blut in einem Kaninchen über drei
Stunden ausgesetzt waren. Der mit ATH beschichtete Schlauch wies
eine minimale Menge an Blutgerinnseln auf der Oberfläche auf,
der nicht-behandelte Schlauch hatte eindeutig mehr Gerinnsel induziert.