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Diese
Erfindung betrifft die chromatographische Trennung, spezifischer
ein neues und verbessertes Verfahren der Probenverdrängungschromatographie
und dessen Anwendungen, als auch eine für diese Verfahren nützliche
Vorrichtung.
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In
den letzten 10–15
Jahren ist die Verdrängungschromatographie
als eine Alternative zur Flüssigchromatographie
unter Verwendung von Elutionstechniken vorgeschlagen worden. Bei
der Elutionschromatographie werden die Komponenten einer Probe an
einem Chromatographiebett, welches ein stationäres Phasenmaterial, z.B. in
einer Säule,
umfasst, mittels einer mobilen Lösungsmittelphase
entlang transportiert. Die verschiedenen Komponenten welchselwirken
mit dem stationären
Phasenmaterial auf unterschiedlichen Höhen und werden daher in Bande
getrennt. Die Verdrängungschromatographie dagegen
verwendet als mobile Phase eine Verdrängungslösung, die eine höhere Affinität für das stationäre Phasenmaterial
als die Probenkomponenten aufweist. Im Falle der Säulenchromatographie
werden die Probenkomponenten daher verdrängt und vor der Verdrängungsfront
her durch die Säule
getrieben, wobei sie im Vorwärtswandern
um Adsorptionsstellen konkurrieren und sich in Banden der Einzelkomponenten
auftrennen.
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Während die
Elutionschromatographie normalerweise zu einer beträchtlichen
Verdünnung
des Probenmaterials führt,
erlaubt die Verdrängungschromatographie
die Rückgewinnung
der Probenkomponenten bei wesentlich höheren Konzentrationen und nutzt
sie das stationäre
Phasenmaterial im Allgemeinen effizienter aus. Allerdings leidet
die Verdrängungschromatographie
unter dem Nachteil, dass zur Erzielung optimaler Ergebnisse die
Betriebsbedingungen, wie etwa die Zusammensetzung, Konzentration
und Fließgeschwindigkeit
der Verdrängungslösung, spezifisch
für die
einzelnen Probentypen angepasst werden muss.
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Bei
der Probenverdrängungschromatographie
handelt es sich um eine Selbstverdrängungstechnik, die zuerst vorgeschlagen
wurde von Hodges et al. [J. Chromatogr. 444 (1988), S. 349–362] für die präparative
Reinigung von Peptiden durch Umkehrphasen-HPLC, die das Erfordernis
einer fremdstofflichen Verdrängungslösung überflüssig macht.
Die Peptidkomponenten werden auf den Säulenzulauf aufgegeben und konkurrieren
selbst um die Bindungsstellen an der stationären Phase, während sie durch
die Säule
oder Säulenreihe
durch ein geeignetes Lösungsmittel
getragen werden. Die stärker
bindenden Komponenten binden zuerst und verdrängen weniger stark bindende
Komponenten weiter entlang der Säule(n).
Die Komponenten werden daher entsprechend ihrer unterschiedlichen
Grade an Hydrophobizität/Hydrophilizität und folglich
ihrer Affinität
für das
stationäre
Phasenmaterial getrennt. In einem repräsentativen Beispiel wird eine
kurze Vorsäule
zum Einfangen von Unreinheiten verwendet, die hydrophober als die
gewünschte
Probenkomponente sind, wobei diese letztere in der Hauptsäule rückgehalten wird
und sie sättigt,
während
die hydrophileren Unreinheiten weiter verdrängt und so aus der Hauptsäule ausgewaschen
werden. Es wird vorgeschlagen, dass die Größe der Vorsäule in Anpassung an die Menge
der hydrophoben Unreinheiten, die in einer bestimmten Probe vorhanden
sind, eingestellt werden kann, wohingegen die Größe der Hauptsäule auf die
Gewährleistung
einer maximalen Produktrückhaltung
und Ausschwemmung der hydrophilen Unreinheiten eingestellt werden
kann.
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Seltsamerweise
wenden Hodges et al. anschließend
eine Gradientenelution zur Rückgewinnung
des gewünschten
Produkts aus der Hauptsäule an,
so dass das vorteilhafte Potenzial der Verdrängungschromatographie, relativ
hochkonzentrierte Produktlösungen
zu erbringen, verloren geht. Dies würde vermuten lassen, dass die
ursprüngliche
Komponententrennung unvollständig
war.
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Veeraragavan
et al. [J. Chromatogr. 541 (1991), S. 207–220] berichten die Anwendung
der Hodges-Technik auf die Reinigung von Proteinen unter Verwendung
von Hochleistungs-Anionenaustausch-Chromatographiesäulen. Die
verwendete Vorrichtung war ein schnelles Niederdruck-Flüssigchromatographiesystem
für Proteine,
wobei auch hier eine Gradientenelution angewendet wurde; dies wurde
möglicherweise
im Hinblick auf die Beobachtung für notwendig erachtet, dass
Peak-Überlappungen
ein Problem beim primären
Trennverfahren darstellten. Ein- und Zwei-Säulensysteme werden spezifisch
beschrieben, wobei ersteres bei jenen behauptetermaßen seltenen
Gelegenheiten einsetzbar ist, bei denen das gewünschte Produkt entweder die
am stärksten
oder am wenigsten bindende Komponente ist. Die Möglichkeit der Verwendung eines
Mehrsäulensystems, "bei dem theoretisch
jede Komponente der Proteinprobe an einer Säule von geeigneten Dimensionen
fixiert werden könnte", wird angemerkt.
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Mehrsäulen-HPLC-Systeme
für die
Probenverdrängungschromatographie
sind in der Tat beschrieben worden von Hodges, inter alia in CA-A-2059114.
Eine repräsentative
Darstellung zeigt die Verwendung von zehn Umkehrphasen-HPLC-Säulen oder
Säulensegmenten,
die für die
Reinigung der Peptidproben in Reihe geschaltet sind; nachdem das
Probenmaterial aufgegeben und über
die Reihe von Säulen
verteilt/getrennt worden ist, können
einzelne Säulen
oder Segmente ohne Rückgriff auf
die Gradientenelution separat eluiert werden, wobei die gewünschte Produktkomponente in
im Wesentlichen reiner Form aus mindestens einer dieser Säulen oder
Segmente rückgewonnen
werden kann. Die Vorteile dieses Verfahrens werden wie folgt angegeben:
(i) Es ermöglicht
eine zehnfach größere Beladung
als vergleichbare Gradientenelutionstrennungen; (ii) es beinhaltet
eine minimale Verwendung von kostspieligen HPLC-Lösungsmitteln;
(iii) es erfordert eine minimale Anwendung von Fraktionsanalysen;
(iv) es umgeht das Erfordernis der Verwendung von Verdrängungslösungen während der
eigentlichen Trennung; und (v) die Betriebskosten im Hinblick auf
Lösungsmittel,
Säulenpackungen
und Maschineneinsatz sind viel geringer als bei typischen Gradientenelutionen.
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Das
Mehrsäulen-Verfahren
von Hodges scheint keine breite Anwendung gefunden zu haben und
wurde in der Ausführung
als Produkte von unzureichender Reinheit infolge einer inadäquaten Trennung
des Produkts von eng verwandten Unreinheiten ergebend befunden.
Darüber
hinaus ist aufgrund des Erfordernisses, die HPLC-Verfahren bei einem
hohen Druck von typischerweise 80–200 bar auszuführen, die
erforderliche Vorrichtung notwendigerweise kompliziert und teuer.
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In
WO 98/46623 sind probenverdrängungschromatographische
Verfahren beschrieben, die typischerweise niedere Betriebsdrücke anwenden
und das gewünschte
Produkt ohne Gradientenelution rückgewinnen.
Diese Anwendung von niederen Betriebsdrücken vereinfacht die Anforderungen
an den Apparat bzw. die Vorrichtung stark, was die Verwendung einfacherer
und preiswerterer Pumpen, Hähne, Anschlüsse und ähnliches
als für
die HPLC-Systeme erforderlich erlaubt; die daraus folgenden niederen Fließgeschwindigkeiten
der mobilen Phase ergeben auch eine gute Trennung der Probenkomponenten. Indem
die Anwendung der Gradientenelution vermieden wird, verringert das
Trennverfahren auch die erforderliche Menge an Lösungsmittel und begünstigt wahrscheinlich
die Rückgewinnung
des gewünschten
Produkts in einer vorteilhaft hohen Konzentration.
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Bei
den bestehenden probenverdrängungschromatographischen
Trennungen werden die Probenkomponenten in Form einer homogenen
Probenlösung
eingebracht, so dass die einzelnen Komponenten jeweils bei einer
konstanten Konzentration während
des gesamten Schritts der Probenapplikation zugeführt werden.
Die treibende Kraft hinter der Trennung besteht darin, dass schwach
bindende Komponenten von der begrenzten Anzahl von Bindungsstellen
am stationären
Phasenmaterial durch die stärker
bindende Masse des Produkts verdrängt werden. Dies verläuft in einer
kontinuierlichen Weise, bis das Produkt und andere stärker bindende
Komponenten vollständig
im früheren
Teil des Chromatographiebetts rückgehalten
werden, was den schwächer bindenden
Unreinheiten ermöglicht,
am stationären Phasenmaterial
weiter entlang des Chromatographiebetts gebunden zu bleiben. Sind
einmal alle Probenmoleküle
an die stationäre
Phase gebunden, so wird keine weitere Bewegung dieser Moleküle mehr beobachtet.
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Ein
Problem, das allerdings aufgrund der Verwendung dieser homogenen
Probenlösungen auftreten
kann, ist jedoch, dass Moleküle
von stärker bindenden
Komponenten, die während
eines früheren
Abschnitts der Probenaufgabe eingebracht werden, durch schwächer bindende
Komponenten, die während
eines späteren
Stadiums der Probenaufgabe eingeführt werden, unbeabsichtigterweise
verdrängt
werden können.
Da es Probenmolekülen
nicht möglich
ist, sich gegen den Trägerstrom
zu bewegen, können
solche verdrängte
stark bindende Komponenten als Unreinheiten im gewünschten
Produktteil des Chromatographiebetts enden. Weiterhin kann eine
schwach bindende Komponente, die das Chromatographiebett zu einem späten Stadium
der Aufgabe erreicht, um eine Stelle an einer frühen Position im Bett konkurrieren;
da nur eine kleine Fraktion der Gesamtprobe verblieben ist, ist
die Wahrscheinlichkeit einer Verdrängung von solch einer frühen Position
auf dem Bett vermindert. Daher kann diese Unreinheit an einer unerwartet
frühen
Position nach der Trennung zurückbleiben
und so das gewünschte
Produkt kontaminieren. Bei einer schwierigen Trennung, bei der mehrere
Komponenten eine starke Ähnlichkeit
zum gewünschten
Produkt aufweisen, kann dieser Effekt beträchtlich sein.
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Feststellung, dass ein Verlust
an Auflösung
bei probenverdrängungschromatographischen
Trennungen, der aus diesem bisher unerkannten Problem resultiert,
wesentlich vermindert werden kann, wenn die Probenkomponenten auf
das Chromatographiebett in nicht-homogener Form aufgegeben werden.
In dieser Weise kann eine größere Konzentration
von schwächer
bindenden Unreinheiten im frühen
Abschnitt der Probenaufgabe eingebracht werden, und dazu die frühe Einbringung
von stärker
bindenden Unreinheiten vermindert werden; eine unerwünschte Konkurrenz
unter Beteiligung dieser Unreinheiten kann daher wesentlich vermindert
werden, woraus eine verbesserte Produktauflösung folgt.
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Daher
wird gemäß eines
Aspekts der vorliegenden Erfindung ein Verfahren der probenverdrängungschromatographischen
Trennung bereitgestellt, welches das Aufgeben einer Mehrkomponentenprobe
an einem Ende eines Chromatographiebetts, das ein stationäres Phasenmaterial
mit einer Affinität
für die
Komponenten der Probe umfasst, das Bewirken, dass die Komponenten
der Probe entlang des Chromatographiebetts verteilt werden, indem
eine nicht-eluierende mobile Lösungsphase über das
Bett geleitet wird, und das Rückgewinnen
einer gewünschten
Komponente der Probe aus mindestens einem Abschnitt des Chromatographiebetts
umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Probenkomponenten auf
das Chromatographiebett in einer nicht-homogenen Weise aufgegeben
werden, so dass die Konzentration mindestens einer Komponente mit
relativ geringer Affinität
für das
stationäre
Phasenmaterial während
eines früheren
Abschnitts der Probenaufgabe erhöht
wird und/oder die Konzentration mindestens einer Komponente mit
relativ hoher Affinität
für das
stationäre
Phasenmaterial während eines
späteren
Abschnitts der Probenaufgabe erhöht wird.
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Die
gewünschte
nicht-homogene Aufgabe der Probenkomponenten kann in vielfältiger Weise erreicht
werden, wie beispielsweise im Folgenden beschrieben; weitere Methoden
können
von Fachleuten des Gebiets unter Zugrundelegung der Beschreibung
der vorliegenden Anmeldung entwickelt werden. In vielen Fällen wird
die Nicht-Homogenität
unter Anwendung einer vorab erfolgenden chromatographischen Trennung
unter Einsatz entweder der Probenverdrängung oder der Elutionschromatographie
erzielt werden. Es sollte betont werden, dass zwar vielfältige chromatographische
Trennungen im Fachgebiet wohlbekannt sind, die existierenden Verfahren
jedoch aufeinander folgende Reinigungen einer teilgereinigten Fraktion
aus einer vorangegangenen Trennung einbeziehen. Dies unterscheidet
sich grundlegend vom Verfahren der vorliegenden Erfindung, bei dem
entweder die Gesamtheit einer vielkomponentigen Probe oder eine
beträchtliche
Anzahl ihrer Komponenten einer Probenverdrängungschromatographie in Verbindung
mit irgendeiner Form von Weiterverarbeitung unterzogen wird, was
eine geeignete Inhomogenität
der Probenzusammensetzung bewirkt.
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Bei
den bestehenden chromatographischen Reinigungen unter Einbeziehung
entweder des Elutionsmodus oder der Probenverdrängungschromatographie ist es üblich, Fraktionen
zu ver werfen, die ein halbreines Produkt aufgrund des Vorhandenseins kontaminierender
Unreinheiten, die zu einem späteren
Zeitpunkt schwer entfernbar wären,
enthalten. Beim Verfahren der Erfindung dagegen können diese produkthaltigen
Fraktionen aus einem ersten Trennschritt bei der anschließenden Probenverdrängungschromatographie
verwendet werden, da die Unreinheit lediglich in einigen der Fraktionen
vorhanden ist. Sie kann daher wirksamer verdrängt werden, wenn sie in früh aufgegebenen
Fraktionen vorhanden ist, oder rückgehalten
werden, wenn sie in später
aufgegebenen Fraktionen vorliegt. Es wird erkennbar sein, dass eine
solche Verwendung der halbreinen Produktfraktionen die Gesamtausbeute
erhöhen
und darüber
hinaus die Verdrängungseffekte
verstärken kann.
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Die
gewünschte
Inhomogenität
bei den Trennverfahren gemäß der Erfindung
kann zum Beispiel unter Verwendung einer festen Probe und eines Trägerlösungsmittels
erreicht werden, welches die Komponenten der festen Probe zu unterschiedlichen Anteilen
löst und
dabei einen Konzentrationsgradienten an das Chromatographiebett
anlegt. Da die Löslichkeit
der Probenkomponenten in den Trägerlösungsmitteln,
die sowohl bei der normalen als auch der Umkehrphasenchromatographie
verwendet werden, mit zunehmender Bindungsaffinität der Komponenten
für das
stationäre
Phasenmaterial zum Abnehmen neigt, wird der resultierende Löslichkeits-induzierte
Konzentrationsgradient die Effizienz der Probenverdrängungstrennung
gemäß der Erfindung erhöhen.
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Wo
die Probenkomponenten bereits an eine stationäre Phase infolge einer vorangegangenen Trennung
gebunden sind, können
die Extraktionsbedingungen alternativ so gewählt werden, dass die Hauptkomponente
relativ spät
extrahiert und dazu relativ spät
auf das Probenverdrängungs-Chromatographiebett
aufgegeben wird. In dieser Weise werden die früher extrahierten Komponenten
durch diese später
aufgegebene Hauptkomponente wirksamer verdrängt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann eine Probe zumindest teilweise unter Verwendung eines teilbaren
probenverdrängungschromatographischen Säulensystems
getrennt werden, wie zum Beispiel beschrieben in der zuvor genannten
WO 98/46623, wobei eine Anzahl sukzessiver Fraktionen durch Extraktion
aus sukzessiven Portionen des stationären Phasenmaterials abgesammelt
wird. Zu repräsentativen
Systemen, die hierzu verwendet werden können, zählen die Umkehrphasenchromatographie,
wobei mit einem organischen Lösungsmittelsystem,
wie z.B. wässrigem
Acetonitril oder Essigsäure,
extrahiert wird; die Ionenaustauschchromatographie, wobei mit einer
Salzlösung
extrahiert wird; oder die hydrophobe Interaktionschromatographie,
wobei durch eine Senkung der Salzkonzentration extrahiert wird. Nach
jeglicher erforderlichen Entfernung der Extraktionsmaterialien,
zum Beispiel der organischen Lösungsmittel
oder flüchtigen
Salze oder unter Durchführung
eines Entsalzungsschritts, werden die Fraktionen dann auf dasselbe
oder ein ähnliches
Chromatographiesystem in der Reihenfolge von zunehmender Bindungsaffinität aufgegeben,
d.h. eluierte Fraktionen und Fraktionen aus der Ablaufseite des
ursprünglich
verwendeten Chromatographiebetts werden zuerst und Fraktionen aus
der Zulaufseite des ursprünglich
verwendeten Chromatographiebetts werden zuletzt aufgegeben. Eine
auf diese Weise verzögerte
Einbringung der stärker
verdrängenden
Substanzen erhöht
die Effizienz der zweiten Trennung deutlich.
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Noch
eine weitere Ausführungsform
kann eingesetzt werden, um dem Problem zu begegnen, dass geringfügig schwächer bindende
Unreinheiten oftmals aufgrund von am Schwanzende ansetzenden Effekten
(engl.: tailing effects) vom gewünschten
Produkt schwer entfernbar sind; dies ist insbesondere der Fall,
wenn solch eine Unreinheit eine relativ große Fraktion der Probe darstellt,
und entsteht, da eine beträchtliche
Menge dieser Unreinheit auf das Chromatographiebett zu einem späten Stadium
des Trennprozesses aufgegeben wird. In solchen Situationen, bei
denen eine Abfolge von Trennungen vorgenommen wird, kann die gewünschte Inhomogenität durch
Applizieren einer oder mehrerer Fraktionen aus einer oder mehreren
vorangegangenen Trennungen nach Aufgabe der aktuellen Probe auf
das Chromatographiebett erzielt werden. Sind die anschließend applizierten
ein oder mehreren Fraktionen im gewünschten Produkt, und möglicherweise
auch in stärker
bindenden Unreinheiten, relativ angereichert, so wird dies eine
zusätzliche
trennende Kraft auf die schwanzbildende Unreinheit ausüben, was
dem gewünschten
Produkt eine erhöhte
Reinheit verleiht. Es wird zu erkennen sein, dass dort, wo eine
nachträglich
zugesetzte Fraktion selbst einer weiteren Reinigung bedarf, dies
gleichzeitig mit der oben beschriebenen Verdrängung der schwanzbildenden
Unreinheit erfolgen wird, wodurch der Produktdurchsatz effektiv
erhöht
wird.
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Bei
wiederum einer weiteren Ausführungsform
kann die gewünschte
Inhomogenität
mittels einer Trennung im Elutionsmodus erzielt werden. So kann
beispielsweise eine Gelpermeationschromatographie vorgenommen werden,
um eine erste partielle Trennung zu bewirken; das Eluat kann dann
entweder direkt oder in umgekehrter Reihenfolge, je nach Eignung,
auf das Probenverdrängungs-Chromatographiebett
aufgegeben werden. Alternativ kann eine nicht vollständig aufgelöste umkehrphasenchromatographische
Trennung unter Anwendung einer isokratischen Elution durch eine
Probenverdrängungs-Ionenaustauschchromatographie
nachbehandelt werden; der Anteil des bei der ersten Trennung verwendeten
organischen Lösungsmittels
kann vorteilhafterweise so gewählt
werden, dass das gewünschte
Produkt im Prinzip in einer re lativ frühen und konzentrierten Fraktion
eluiert und in einem gewissen Umfang von Unreinheiten befreit ist,
z.B. unter Rückhaltung
hydrophoberer Unreinheiten auf dem Umkehrphasen-Chromatographiebett.
Sofern erwünscht,
kann die anfängliche
Trennung auch zur Entfernung bestimmter unerwünschter Probenkomponenten eingesetzt
werden; so können
zum Beispiel Salzunreinheiten oder teilweise geschützte synthetische
Produkte abgetrennt und nach der Umkehrphasenchromatographie verworfen
werden, im letzteren Fall deshalb, weil Schutzgruppen zur Hydrophobizität eines
Produkts beitragen. Die Fraktionen, die das gewünschte Produkt enthalten, können dann einer
Probenverdrängungschromatographie,
z.B. unter Verwendung eines stationären Ionenaustauch-Phasenmaterials,
unterzogen werden.
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Zu
repräsentativen
Bereichen, in denen Trennverfahren gemäß der Erfindung angewendet werden
können,
zählen
die folgenden:
In vielen Situationen des modernen Wirkstoffdesigns werden
enorme Anzahlen von Verbindungen, oftmals ohne den Zeit- oder Kapazitätsaufwand
für eine
entsprechende Reinigung oder Charakterisierung, synthetisiert. Ein
zuverlässiges
und vorzugsweise automatisiertes Reinigungssystem, das auf der Probenverdrängungschromatographie
beruht, kann zur individuellen und gleichzeitigen Handhabung mehrerer Rohprodukte,
oftmals zugunsten der Vermeidung weiterer Isolationsschritte, eingesetzt
werden.
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Wird
ein Rohpeptid, das aus der Festphasensynthese stammt, mittels Kationenaus-tausch- oder
Umkehrphasenchromatographie gereinigt, so wird eine erhöhte Reinheit
erhalten. Um ein Produkt von durchgängig hoher Reinheit zu gewährleisten, können die
beiden Schritte gemäß des Verfahrens der
vorliegenden Erfindung kombiniert werden. Der Ge halt an Fehlsequenzen
im Produkt kann vermindert werden, indem ein Gemisch aus Zielpeptiden
mit einer freien Aminofunktion im N-Terminus und kürzeren Fehlsequenzen,
die durch Acetylierung endgeschützt
worden sind – eine übliche Vorgehensweise bei
der Peptidsynthese – in
ein System aufgebracht werden, das zur Probenverdrängungschromatographie
vorgesehen ist. Die korrekte Sequenz wird eine zusätzliche
positive Ladung bei pH 2–3
enthalten, wenn sie auf ein Kationenaustausch-Chromatographiebett
unter Verwendung von wässriger
Essigsäure
als Träger
aufgebracht wird. Die Kapazität
des Betts wird die optimale Beladung mit Probe bestimmen, so dass
der Großteil
des Produkts an das Bett gebunden verbleibt und Unreinheiten mit
geringerer Ladung aus dem Bett verdrängt werden.
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Dieser
ersten ionenaustauschchromatographischen Reinigung kann eine umkehrphasenchromatographische
Reinigung folgen. Die Zugabe von Salz zum Träger wird die Peptide aus dem
Ionenaustausch-Chromatographiebett in der Reihenfolge von zunehmender
Ladung extrahieren. Auf diese Weise werden die verbliebenen Unreinheiten
auf dem Umkehrphasen-Chromatographiebett über das gewünschte Produkt hinaustransportiert,
welches das Bett relativ spät
erreicht und so die üblicherweise
weniger hydrophoben Unreinheiten effizienter verdrängt als
bei Aufgabe der Probe in homogener Form.
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Das
Produkt aus einer derartigen Trennung kann durch Extraktion vom
Umkehrphasen-Chromatographiebett abgesammelt werden, woraufhin ein hochauflösendes analytisches
System mit hohem Durchsatz wie die HPLC oder Kapillarelektrophorese zur Überprüfung der
Reinheit angewendet werden kann, um die Kombinierung der ausreichend
reinen Produktfraktionen zu ermöglichen.
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Bestehende
Trenn/Reinigungsverfahren sind häufig
durch eine unzureichende Selektivität eingeschränkt, was dazu führt, dass
mühsame
Elutionstrennungen angewendet werden müssen. Typische Beispiele liegen
dann vor, wenn ein geringer Unterschied der scheinbaren Größe in der
Gelpermeationschromatographie besteht oder wenn geringe Unterschiede
bei Ladung oder Hydrophobizität
in isokratisch eluierten Ionenaustausch- bzw. Umkehrphasenchromatographiesystemen
vorhanden sind. Die Probenverdrängungschromatographie
kann auch ineffizient sein, wenn die Konzentration, und daher der
Verdrängungseffekt,
des gewünschten
Produkts in einer gegebenen Probe gering ist.
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Ein
Beispiel für
diese letztere Situation ist angegeben bei Veeraragavan (op. cit.),
der Anstrengungen unternahm, Sojabohnen-Trypsininhibitor mittels der
Probenverdrängungs-Anionenaustauschchromatographie
zu reinigen. Aus den veröffentlichten
Ergebnissen wird klar, dass die Selektivität der Komponenten für eine effiziente
probenverdrängungschromatographische
Trennung inadäquat
war, so dass eine Gradiententrennung im Elutionsmodus als der Hauptkraft
für die
Trennung angewendet wurde. Außerdem
war die chemische Reinheit des Produkts nicht besonders hoch, und
war die Rückgewinnung für eine effiziente
Reinigung ungenügend.
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Aus
den Ergebnissen für
die Gelelektrophorese von Veeraragavan ist erkennbar, dass die am stärksten bindenden,
d.h. spät
eluierenden, Komponenten (Produktpeak 6 und Unreinheitspeak 8) sich als
die mit dem niedrigsten Molekulargewicht und daher der kleinsten
Größe erwiesen.
Eine verbesserte Gesamttrennung kann daher erreicht werden, indem anfänglich eine
gelpermeationschromatographische Trennung vorgenommen und das Eluat
direkt auf ein Anionenaustausch-Chromatographiebett
gespeist wird. Die resultierende späte Aufgabe der "größensortierten", stark bindenden
Komponenten im zweiten Trennschritt wird die Effizienz dieses probenverdrängungschromatographischen
Schritts signifikant erhöhen.
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Die
Gelpermeationschromatographie kann in Verbindung mit einem nachfolgenden
Probenverdrängungsschritt
bei der Reinigung eines breiten Bereichs von synthetischen Oligomeren
und Polymeren angewendet werden, bei der die Hauptunreinheiten größenmäßig vom
gewünschten
Produkt aufgrund eines Mangels oder eines Überschusses an Monomer-Resten
abweichen wird, ebenso wie sie in ihren Bindungsaffinitäten für stellenspezifisches
stationäres
Phasenmaterial zum Beispiel als Folge von Unterschiedlichkeiten
bei Hydrophilizität/Hydrophobizität, Gesamtladung,
Ladungsdichte, etc. abweichen wird. Es wird erkennbar sein, dass
die Reihenfolge der Aufgabe der eluierten Komponenten aus der Gelpermeationschromatographie
in dem Falle umgekehrt werden sollte, dass spät eluierende (d.h. kleinere)
Komponentenfraktionen aus der gelpermeationschromatographischen
Trennung eine geringere Bindungsaffinität für das stationäre Phasenmaterial
in der probenverdrängungschromatographischen
Trennung zeigen als früh
eluierende (d.h. größere) Komponentenfraktionen.
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Das
oben genannte Prinzip kann bei der Reinigung von unbearbeiteten
Oligonukleotiden angewendet werden, bei denen Sequenzen der vollen Länge eine
höhere
Ladung aufweisen als kürzere
Sequenzen und dabei in der Anionenaustauschchromatographie stärker binden,
wobei aber die Probenverdrängungschromatographie
alleine eine unzureichende Auflösung
zwischen einem gewünschten Produkt
und Fehlsequenzen wie einer "n-1"-Unreinheit ergeben.
Entsprechend kann bei der Reinigung von rohen Peptidproben durch
Umkehrphasen-Probenverdrängungschromatographie
die anfängliche Gelpermeationschromatographie
und die Umkehrung des resultieren den Eluatstroms zu kleineren, weniger
hydrophoben Deletionssequenzen führen, die
in das umkehrphasenchromatographische System dem gewünschten
Produkt etwas voraus eintreten; diese Unreinheiten werden daher
während
der Probenverdrängungschromatographie
durch den erhöhten
Anteil an Produkt in später
aufgegebenen Fraktionen viel effizienter verdrängt. Es wird erkennbar sein,
dass bei solchen Verfahrensweisen das im gelpermeationschromatographischen
Schritt verwendete Lösungsmittel
so gewählt
werden sollte, dass es als Träger
in der späteren
probenverdrängungschromatographischen
Trennung dient.
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Bei
einem alternativen Verfahren für
die Reinigung von synthetischen Oligonukleotiden wird die Umkehrphasenchromatographie
zur Hervorrufung der gewünschten
Inhomogenität
angewendet. Die Rückhaltezeit
der Probenkomponenten auf dem Umkehrphasen-Chromatographiebett kann
durch Zugabe eines organischen Lösungsmittels
oder eines ionenpaarenden Mittels wie Triethylamin-Puffer eingestellt
werden. Beginnt das gewünschte
Produkt einmal bei basischem pH-Wert zu eluieren, so kann der Eluat-strom
direkt auf ein mit einem geeigneten Träger äquilibriertes Anionenaustausch-Chromatographiebett
aufgebracht werden. Im Anschluss an diese Probenverdräng-ungstrennung
kann das Produkt durch Zugabe einer Salzlösung extrahiert und dann durch
eine Entsalzungssäule
geleitet werden. Der Entsalzungsschritt, der im Allgemeinen auf
der Gelfiltration basieren wird, kann zur Entfernung sowohl niedermolekularen
Salzes als auch Trägerlösung aus der
vorangegangenen Trennung entworfen sein, um eine einfache wässrige Lösung des
gewünschten Produkts
zu erhalten.
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Die
Reinigung der Homopolymere kann auch unter Anwendung des Verfahrens
der vorliegenden Erfindung bewirkt werden. Zu repräsentativen
Homopolymeren zählen
Methoxy- Polyethylenglykol-(Methoxy-PEG)-Verbindungen,
deren Größenverteilung durch
Gelpermeationschromatographie in Kombination mit einer umkehrphasenchromatographischen Probenverdrängungstrennung
modifiziert werden kann. Ein derartiges Verfahren, das auf einer
Trennung nach Größe, gefolgt
von einer Größen/Hydrophobi-zitätsselektion
basiert, nähert
den Molekulargewichtsbereich des Produkts an. Gleichzeitig können bifunktionale
Unreinheiten, die Kreuzreaktionen bei anschließenden Anwendungen bewirken
können, wie
etwa eine Proteinmodifikation, ebenfalls entfernt werden.
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Alternativ
können
PEG-Verbindungen durch aufeinander folgende umkehrphasenchromatographische
Probenverdrängungstrennungen
gereinigt werden. Ein einziger umkehrphasenchromatographischer Probenverdrängungsschritt
trennt die Komponenten bis zu einem bestimmten Umfang, doch kann die
Selektivität
zum Erhalt eines einzelnen Oligomers in hoher Reinheit unzureichend
sein. Unter Anwendung des Verfahrens der vorliegenden Erfindung
jedoch kann eine Probe in nahezu monodisperse Fraktionen aufgetrennt
werden. Daher können
nach einer ersten Trennung Fraktionen der ursprünglichen Probe mit, angenäherter Größenverteilung
aus den verschiedenen Teilen des Chromatographiebetts abgesammelt
werden. Einmal in der Reihenfolge der Wanderung (kleinste Molekülenthaltende
Fraktionen zuerst) reappliziert, wird der Verdrängungseffekt ausgeprägter bei
einem geringeren Risiko einer unerwünschten Konkurrenz. Eine verbesserte
Produktreinheit wird dabei bei jeder aufeinanderfolgenden Trennung
in einem Wiederholungsprozess erhalten. Die gesamte Probe kann nochmals
aufgegeben oder Teile davon entfernt werden, z.B. dort, wo eine
Fraktion einen großen
Anteil an unerwünschtem
Material oder Unreinheiten enthält.
Um die Effizienz zu erhöhen,
kann auch Material aus anderen Fraktionierungen zugegeben werden,
wie z.B. im vorangegangenen beschrieben.
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Diese
Verfahren können
bei Prozessen im Industriemaßstab
angewendet werden, um die wirtschaftliche Herstellung von hochreinem
Polymer zu ermöglichen.
Es wird zu erkennen sein, dass sowohl Probe als auch Lösungsmittel
nach jedem Trennschritt rückgewonnen
werden können,
wodurch Betriebskosten gesenkt werden.
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Bei
kleinmaßstäblichen
gelpermeationschromatographischen Anwendungen kann jegliche erforderliche
Stromumkehrung vor einem zweiten Trennschritt unter Verwendung einer
Sammelschleife, die aus geeigneten Leitungen und Schaltventilen
besteht, ganz einfach erreicht werden. Nach Sammeln des Eluats in
der Schleife wird ein Ventil geschaltet und die gesammelte Probe
auf das zweite Chromatographiebett in umgekehrter Reihenfolge gelenkt.
Das tatsächlich
wieder zu bearbeitende Volumen kann im Voraus optimiert werden oder
kann unter Verwendung eines Nachweissystems nach dem ersten Chromatographiebett
bestimmt werden. Sollen größere Volumina
verarbeitet werden, so zählen
zu geeigneten Sammelvorrichtungen Fraktionssammelkolben, die über Ventile
verbunden sind, so dass eine Wiederaufgabe in umgekehrter Reihenfolge
vorgenommen werden kann.
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Großmaßstäbliche Prozesse
können
vorteilhafterweise unter Verwendung einer Vielzahl relativ kurzer
Säulen
anstelle einer oder einiger weniger längerer Säulen durchgeführt werden.
So kann zum Beispiel die Verwendung einer Reihe rechteckig geformter
Säulen
mit einem Oberflächenbereich
von 1 × 2
m und einer Betthöhe
von 5–15
cm zweckdienlich sein. Mehrere solcher Säulen, zum Beispiel 10 Säulen von 10
cm Betthöhe,
können übereinandergestapelt
und über
Ventile zusammengeschaltet werden, so dass sie während der Probenaufgabe in
Reihe oder während
der Probenextraktion einzeln betreibbar sind.
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Um
eine gleichmäßige Lösungsmittelverteilung
in Säulen
mit solch großen
Querschnittsflächen zu
gewährleisten,
ist eine Positionierung des Zulaufs an einer Seite am Kopfende der
Säule und
des Ablaufs an der entgegengesetzten Seite am Säulenboden wünschenswert, wobei Zulauf und
Ablauf jeweils durch eine Anordnung von Kanälen miteinander verbunden sind,
was eine gleichmäßige Verteilung
der Probenlösung über die
Oberflächen
des Chromatographiebetts erleichtert. Alle Probenkomponenten werden
dann in gleicher Rate über
die Oberfläche des
stationären
Phasenmaterials transportiert und werden dabei auf dem kürzesten
senkrechten Weg durch das Bett passieren. Solch große Chromatographiebetten
können
von oben gepackt werden und beinhalten vorzugsweise Abstandhalterstäbe, die
zwischen gegenüberliegenden
Säulenwände eingebracht
sind und dieselben Höhe
wie die Säulenbetthöhe aufweisen;
diese Stäbe
verhindern das Seitwärtsbewegen
des stationären
Phasenmaterials in der Säule
und Stabilisieren zugleich die oberen und unteren Fritten. Alternativ
können
für Trennungen
im kleineren Maßstab
und/oder dort, wo die Stabilität des
Chromatographiebetts weniger entscheidend ist, Chromatographiesäulen mit
seitlichen Packportalen, wie z.B. beschrieben in US-A-5667676, verwendet werden.
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Eine
Vielfalt von Geräten
kann zur Vereinfachung der Nahtstellen mit einem folgenden Schritt konstruiert
werden. So kann zum Beispiel eine Chromatographiesäulenvorrichtung,
bestehend aus mehreren, in einen Zylinder gebohrten Säulen, entweder in
Reihe oder parallel durch Rotation der Kopf- oder Boden-Abdichtplatten, die entsprechende
Kanäle aufweisen,
so betrieben werden, dass eine Probenlösung von einem Zulauf an die
Kopfseite der ersten Säule,
vom Boden jener Säule
durch ein Rohr mit enger Bohrung zum Kopf der folgenden Säule und
entsprechend durch alle Säulen
passieren kann. Während
der Probenextraktion und Säulen-Reäquilibration
werden die Platten rotiert, um einen gemeinsamen Zulauf und individuelle
Abläufe
mit jeder Säule
auszurichten.
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Die
aus einer derartigen Säulenanordnung erhaltenen
Produkte können
in einer Vorrichtung gesammelt werden, was ihre Weiterverarbeitung
erleichtert. Eine solche Vorrichtung kann unter die Säulen während der
Sammlung der Fraktionen bei einer Position für jede Säule platziert werden. Nach
dem Extrahieren und Analysieren der Fraktionen können diese weiterverarbeitet
werden, zum Beispiel durch direkte Aufgabe auf eine neue Säule in einer
geeigneten Abfolge. Alternativ können
die Fraktionen zum Beispiel auf einem Speed-Vac-Konzentrator konzentriert werden
oder können
zur Entfernung unerwünschter
Lösungsmittel
lyophilisiert werden.
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Um
die Materialhandhabung zu vereinfachen, kann die Sammelvorrichtung
ein Loch im Boden jeder Kammer enthalten, um die sequenzielle Entnahme
jeder Probenfraktion zu ermöglichen.
Die Löcher
können
durch eine Platte verschlossen werden, welche die Fraktionen am
Auslaufen während der
vorangehenden Handhabung hindert; diese Platte kann rotierbar sein,
so dass immer eine Kammer mit einem Bodenablauf gekoppelt ist, der
z.B. mit entsprechenden Verbindungsleitungen ausgestattet ist. Das
Anlegen von Druck an die Oberseite der Vorrichtung wird beim Erzeugen
eines Stroms der Probenfraktion von der angeschlossenen Kammer zum
Beispiel zu einem weiteren Chromatographiebett hilfreich sein. Solche
Systeme können
unter Verwendung einer einfachen Ventilschaltung automatisiert werden
und können
Sensoren enthalten, die Luft-Flüssig-Grenzflächen detektieren
und die Platte zum Weiterdrehen um einen Schritt zur nächsten Kammer
bringen, sobald solch eine Grenzfläche detektiert wird.
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Die
Säulenelemente
können
auch auf dem 96-Well-Mikrotiterplatten-Format
basieren, wobei die große
Anzahl von Fraktionen, die mit diesem Format erhalten werden können, bei
den Anwendungen des Verfahrens der Erfindung vorteilhaft ist. Ist
das System automatisiert, so können
die Produktfraktionen automatisch in einer geeigneten Abfolge durch
ein Robotersystem reinjiziert werden. Das Element kann entweder
wie in WO 98/46623 beschrieben konstruiert sein oder in einer Form
vorliegen, bei der ein Säulenkörper zwischen
verschiedenen Stationen transportiert wird, an denen Äquilibration,
Trennung oder Extraktion durch Kontaktieren verschiedener Platten mit
dem Kopf oder dem Boden des Körpers
vorgenommen werden.
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Die
oben beschriebenen Säulen-
und Sammelelemente stellen, mit Ausnahme der in WO 98/46623 und
US-A-5667676 beschriebenen Elemente, ein weiteres Merkmal der vorliegenden
Erfindung dar.
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Generell
kann eine Vielfalt von stationären Phasenmaterialien
im probenverdrängungschromatographischen
Schritt der Trennverfahren gemäß der Erfindung
verwendet werden. Die Anforderung, dass das Material eine Affinität für die Komponenten
der Probe aufweist, ist als das Erfordernis zu interpretieren, dass
das Material spezifische Stellen aufweist, die zur reversiblen Wechselwirkung
mit den Komponenten der Probe fähig
sind. Gelfiltrationsmedien, in denen die Proben mit Netzwerken anstelle
tatsächlicher
Stellen Wechselwirken, sind dafür
ungeeignet, doch zählen
zu Systemen, die verwendbar sind, die direkte und Umkehrphasenchromatographie,
Ionenaustauschchromatographie, hydrophobe Interaktionschromatographie
und Affinitätschromatographie.
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Die
bei den Trennverfahren gemäß der Erfindung
verwendeten stationären
Phasenmaterialien können
in jeglicher bequem geeigneter Form vorliegen, zum Beispiel als
Mem-branen, Gele oder Mikrokügelchen,
insbesondere monodisperse Mikrokügelchen,
und werden üblicherweise
in ein oder mehrere Säulen
gepackt, wie z.B. im vorangegangenen beschrieben.
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Die
Anforderung, dass die bei den probenverdrängenden Trennverfahren gemäß der Erfindung verwendete
mobile Lösungsmittelphase
nicht-eluierend ist, ist als Hinweis darauf zu interpretieren, dass das
Lösungsmittel
zum Transportieren von weniger verzögerten Probenkomponenten zu
den nächstverfügbaren Bindungsstellen
fähig ist,
doch wenig oder kein beeinträchtigendes
Potenzial der Wechselwirkungen zwischen den gelösten Probenkomponenten und
dem stationären
Phasenmaterial aufweist. Ein breiter Bereich von Lösungssystemen
kann in Abhängigkeit
von dieser Anforderung verwendet werden. Zu wässrigen Systemen, die zum Beispiel
bei der Umkehrphasen- und Ionenaustauschchromatographie nützlich sind,
zählen
Wasser, Pufferlösungen,
Lösungen
von Basen wie Natriumhydroxid, Ammoniumbicarbonat oder Ammoniumhydroxid,
und Lösungen
von Säuren
wie Essigsäure
oder Trifluoressigsäure.
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Es
mag zweckdienlich sein, die probenverdrängenden Trennschritte gemäß der Erfindung
bei niedrigem Druck vorzunehmen, wie zum Beispiel beschrieben in
WO 98/46623. So kann die mobile Lösungsmittelphase in vorteilhafter
Weise bei einem Druck aufgegeben werden, der 30 bar, zum Beispiel weniger
als 15 bar, vorzugsweise weniger als 10 bar, nicht überschreitet.
Betriebsdrücke
um 3 bar können vorteilhafterweise
für kommerzielle
Trennungen angewendet werden; Überdrücke von
nur 0,5 bar sind als gute Trennungen ergebend befunden worden. Es mag
in Abhängigkeit
von der Be schaffenheit des Chromatographiebetts angemessen sein,
sogar geringere oder keinen Überdruck
anzuwenden. Wo das Bett beispielsweise relativ grobes Material,
z.B. ein grobes Polymergel, enthält,
kann die mobile Lösungsmittelphase
zur Bewegung infolge von Schwerkraft und/oder einer Wechselwirkung
mit dem Bettmaterial fähig
sein; bei solchen Ausführungsformen mag
das Anlegen eines sehr niedrigen Überdrucks von z.B. 0,1 bar
zur Kontrolle und nicht zum Vorantreiben des Stroms der mobilen
Lösungsmittelphase geeignet
sein.
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Die
Druckquelle, welche die mobile Lösungsmittelphase
antreibt, kann vorteilhafterweise ein unter Druck gesetztes Gas
wie Stickstoff sein, was das Erfordernis von mechanischen Pumpen
umgeht und folglich die Betriebskosten des Verfahrens senkt.
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Die
Rückgewinnung
des gewünschten
Produkts nach der Probenverdrängungstrennung
kann mittels jeglicher geeigneten Methode erreicht werden, zum Beispiel
durch Extraktion in ein wässriges Lösungsmittelsystem
oder ein nicht-wässriges
Lösungsmittelsystem
(z.B. ein organisches Lösungsmittel
oder überkritisches
Kohlendioxid), durch Verwendung einer Verdrängungslösung mit höherer Affinität für das stationäre Phasenmaterial
als sie die Probe aufweist (z.B. wässriges Acetonitril oder Essigsäure im Falle
der Umkehrphasenchromatographie oder eine Salzlösung im Falle der Ionenaustauschchromatographie),
durch eine Verminderung der Salzkonzentration (z.B. im Falle der
hydrophoben Interaktionschromatographie) oder durch pH-Veränderung.
Die Anlegung von Konstantzustand-(d.h. Nicht-Gradient)-Bedingungen
ist bevorzugt, da dies aus sich heraus den Erhalt des Produkts in
konzentrierterer Form erlaubt als dies unter Verwendung der Gradientenelution
möglich
wäre. Da
außerdem
das Rückgewinnungsverfahren
völlig
unabhängig
vom Trennverfahren ist, können
die Bedingungen zur Rückgewinnung
optimiert werden, um eine Maximalleistung der Produktfreisetzung
und eine maximale Effizienz der Verwendung der Lösungsmittel, Verdrängungslösungen,
etc. zu gewährleisten,
ohne in irgendeiner Weise die Effizienz der Trennung zu gefährden. Demgemäß ist es
möglich,
Produkte in 10- bis 100-fach höheren
Konzentrationen rückzugewinnen,
als sie mit Gradienten- oder isokratischen Elutionen erhalten werden
können.
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Die
Extrahierbarkeit der Produkte in Lösungsmittel der Wahl ist auch
darin vorteilhaft, dass die Produkte in stabilisierter Form oder
in einer optimalen Form für
die Verwendung bei nachfolgenden Verarbeitungsschritten rückgewonnen
werden können.
So kann zum Beispiel ein Protein unter Verwendung einer Pufferlösung bei
einem zur Maximierung der Stabilität des Proteins geeigneten pH-Wert
extrahiert werden.
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Kurzbeschreibung
der Zeichnungen
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In
den begleitenden Zeichnungen zeigt:
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1 eine
massenspektrometrische Analyse von sukzessiven Methoxy-PEG-Fraktionen,
die aus derselben Säulenposition
gemäß dem Verfahren aus
Beispiel 1 erhalten werden.
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2 die
Ober- und Untergrenzen der Massensignale, die für Methoxy-PEG-Fraktionen beobachtet
werden, wie gemäß dem Verfahren
aus Beispiel 1 erhalten.
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3 die
jeweiligen Bacitracin-Reinheiten, die unter Anwendung der verschiedenen,
in Beispiel 4 beschriebenen Trenntechniken erzielt werden.
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Die
folgenden nicht-beschränkenden
Beispiele dienen zur Veranschaulichung der Erfindung. Sofern nicht
anders ange geben, waren die verwendeten Säulen leere Trennpatronen, die
mit SP Sepharose FF (Kationenaustausch) oder Lichrosphere C-18 25–40 μm (Umkehrphasenchromatographie) befüllt worden
waren. Wurden vielfache Säulen
verwendet, so waren diese durch einen standardmäßigen Adapter verbunden (Supelco
5-7020).
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Beispiel 1
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Erhöhung der Homogenität von Methoxy-PEG
1000
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Ein
handelsübliches
Methoxy-PEG-Produkt wurde mittels Massenspektrometrie (Maldi-MS,
Finnegan Lasermat 2000) als aus einem Gemisch von Oligomeren bestehend
befunden, die im Bereich von 9–27
Ethylenoxid-Einheiten lagen. Bei der Hauptkomponente wurde ein MG
von 760 Dalton festgestellt, was erwartungsgemäß mit dem Natriumaddukt des
16-mer korrellieren sollte.
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a) Trennung durch einen
einzelnen Umkehrphasen-Probenverdrängungs-Chromatographieschritt (vergleichend)
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Sechs
Säulen
wurden mit 1 ml Lichrosphere 25–40 μm RPC C18-Partikeln
gepackt, mit Methanol gewaschen, mit Wasser äquilibriert und in Reihe geschaltet.
Eine Probe von 400 mg Methoxy-PEG in 4 ml Wasser durfte sich auf
den Säulen
auftrennen, woraufhin die Säulen
voneinander getrennt und das Polymer mit Methanol aus den einzelnen
Säulen
extrahiert wurde. Nach der Entfernung des Lösungsmittels und Wiederauflösung in
Wasser wurden die Fraktionen nochmals mittels Maldi-MS analysiert.
Die Zusammensetzung der Fraktionen zeigte, dass die umkehrphasenchromatographische
Trennung auf der Basis der Größe der Polymere
unterschieden hatte, wobei die kleineren und weniger hydrophoben
Komponenten entweder zu einer spät
im System platzierten Säule
oder aus den Säulen
heraus verdrängt
worden waren.
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b) Trennung durch eine
Abfolge von Umkehrphasen-Probenverdrängungs-Chromatographieschritten
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Die
Proben aus obigem (a) enthielten untereinander im Wesentlichen alle
Komponenten der ursprünglichen
Probe, doch waren zu einem gewissen Grad auf der Basis von Hydrophibizität und folglich Größe organisiert.
Sie wurden auf dasselbe Säulensystem
nochmals aufgegeben, wobei aber diesmal die mit kleineren Polymeren
angereicherten früheren Fraktionen
zuerst in das System eintreten durften, gefolgt von den späteren Fraktionen,
die hauptsächlich
größere Polymere
enthielten. Nach einer Wiederholung des oben beschriebenen Extraktionsverfahrens
wurde festgestellt, dass die einzelnen Fraktionen eine signifikant
verbesserte Homogenität
zeigten.
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Dieselbe
Verfahrensweise wurde ein drittes Mal wiederholt, um Fraktionen
mit noch weiter erhöhter
Homogenität
zu erhalten. 1 zeigt die Maldi-MS-Muster
für die
aus Säule
5 bei jeder der Trennungen extrahierten Fraktionen. 2 zeigt
die Ober- und Untergrenzen der Massensignale, die in aus den sechs
Säulen
abgesammelten Fraktionen beobachtet wurden (etwa 2–5% des
Maximalsignals), ebenso wie für
das Material in den eluierten Fraktionen (von Probe 7 an), wobei
die Ergebnisse für
die drei aufeinanderfolgenden Trennungen jeweils durch die Codes
MP2, MP3 und MP4 gekennzeichnet wurden. Diese Ergebnisse zeigen
eine zunehmend verbesserte Homogenität der Fraktionen relativ zum
ursprünglichen
komplexen Material.
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Beispiel 2
-
Reinigung
von Oligonukleotid durch Probenverdrängungschromatographie
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1,5
g eines zu etwa 60% reinen unbearbeiteten 20-mer-Oligonukleotids (TGTGTGTGTGTGTGTGTGTG)
wurden auf drei Anionenaustauschsäulen (53 mm × 10 mm),
gepackt mit Q Sepharose FF (Pharmacia), unter Verwendung von 50
mM Boratpuffer, pH 9,8, als Träger
gereinigt. Dieselbe Trennung wurde mit und ohne einer Vorsäule (30
cm × 10
mm Innendurchmesser), gepackt mit Source 30 RPC (Pharmacia), vorgenommen.
Während
der Probenaufgabe durften sich die Komponenten über die RPC-Säule entsprechend
der Hydrophobizität
verteilen, doch wurde die eigentliche Ionenaustausch-SDC-Trennung im Träger vorgenommen, der
20% Methanol enthielt, um die Probe aus der Vorsäule auf die Trennsäulen zu
eluieren.
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Die
HPLC-Anionenaustausch-Analyse (Dionex Nucleopac PA100, Gradient
von NaClO4 in 10 mM NaOH) ergab ein beträchtlich
verbessertes Reinheitsprofil über
die Säulen
hinweg, wenn die Vorsäule in
den Stromweg einbezogen war.
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Beispiel 3
-
Peptidreinigung unter
Anwendung der Gelpermeationschromatographie und Umkehrphasen-Probenverdrängungschromatographie
-
Die
Reinigung eines zu 65% reinen Rohpeptids (YADKITEDLK) durch Probenverdrängungschromatographie
alleine ergab das gewünschte
Produkt mit einer signifikant höheren
Reinheit. Allerdings sind zwei Deletionssequenzen, denen Alanin
bzw.
-
Threonin
fehlen, schwer entfernbar, so dass die Produkt-Gesamtreinheit 92–93% beträgt.
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Bei
einer Trennung gemäß der Erfindung wird
eine Lösung
von 200 mg Rohpeptid in 0,1% Essigsäure durch Schwerkraftstrom
auf eine 30 ml (50 cm × 9
mm Innendurchmesser) Gelpermeationschromatographiesäule, gepackt
mit Sephadex G15 in 0,1 Essigsäure,
aufgegeben. Das Eluat wird kontinuierlich in einer Leitung gesammelt,
die über
ein Ventil an den Säulenablauf
angeschlossen ist. Nach Durchfluss eines geeigneten Volumens an
Eluat wird der Strom gestoppt und das Ventil geschaltet, so dass das
Eluat in umgekehrter Reihenfolge auf das in Beispiel 1 beschriebene
Umkehrphasen-Säulensystem aufgebracht
wird. Die Säulen
werden dann voneinander getrennt und einzeln mit Methanol extrahiert.
Die HPLC-Analyse der resultierenden Fraktionen wird mit der der
Fraktionen verglichen, die aus einer Probenverdrängungstrennung alleine erhalten
werden.
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Beispiel 4
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Reinigung
von Bacitracin
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1
g Bacitracin (Sigma B-0125) wurde auf einer 10 ml-Kationenaustauschsäule unter
Verwendung von 0,1% Essigsäure
als Träger
gereinigt. Nach der Trennung wurde das Produkt aus der Säule unter Verwendung
von 0,1 M Ammoniumacetat extrahiert, und der Extrakt wurde in Fraktionen
abgesammelt. Die Analyse ergab, dass die Reinheit des Bacitracin A über eine
Anzahl von Fraktionen zunahm und so einen Reinheitsgradienten schuf.
Die Bacitracin A als Hauptkomponente enthaltenden Fraktionen wurden in
zwei Teile aufgeteilt. Die ersten Teile wurden in einem Pool gesammelt,
wohingegen die zweiten Teile separat gehalten wurden.
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Das
gepoolte Material wurde auf das in Beispiel 1 beschriebene Umkehrphasen-Säulensystem unter
Verwendung von 0,1 Essigsäure
als Träger
aufgegeben, woraufhin die Säulen
voneinander getrennt und einzeln mit Methanol extrahiert und reäquilibriert wurden.
Sie wurden dann wieder in Reihe geschaltet und zur Trennung des
nicht-gepoolten Materials verwendet, wobei die Fraktionen in der
Reihenfolge ihrer Elution aus der Kationenaustauschsäule aufgegeben wurden.
Die Säulen
wurden nochmals voneinander getrennt und einzeln mit Methanol extrahiert.
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Die
Umkehrphasen-HPLC-Analyse des extrahierten Materials zeigte, dass
das aus der zweiten Trennung gesammelte Produkt Bacitracin A in
viel höherer
Reinheit enthielt als die Fraktionen aus der ersten Trennung. Bei
beiden Experimenten enthielt Säule
Nummer 2 das Material der höchsten
Reinheit. Die Reinheit des Produkts überstieg jedoch 90%, wenn die
Kationenaustausch-Fraktionen nacheinander aufgegeben wurden, wohingegen
eine Reinheit von lediglich 77% nach Aufgabe der gepoolten Fraktionen
erreicht wurde. Die Ergebnisse sind in 3 veranschaulicht.