Verfahren zum Zerkleinern von hochmolekularen Strukturen
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Zerkleinerung von hochmolekularen Strukturen gemäß Anspruch 1, eine Vorrichtung gemäß Patentanspruch 7 sowie Verwendungen der Vorrichtung gemäß Ansprüchen 12 bis 15.
Ausgangspunkt vieler biologischer Isolationsverfahren sind beispielsweise Zeil- und Gewebelysate, die häufig sehr viskose Systeme darstellen. Aufgrund ihrer hohen Viskosität sind diese Systeme kaum weiterbearbeitbar und werden üblicherweise verschiedenen Verfahren zur Homogenisierung oder Verringerung der Viskosität unterzogen.
Insbesondere bei der Isolierung von mRNA ist es notwendig, die diese Substanzen enthaltenden Proben zu homogenisieren mit dem Ziel nicht-viskose Lysate oder Lösungen zu erhalten. Die Herstellung von homogenen Zell-Lysaten oder Lösungen mit geringerer Viskosität ist bei einer Reihe molekularbio¬ logischer Techniken notwendig. Beispielhaft seien im folgen¬ den einige dieser Techniken genannt.
Die direkte Isolierung von Gesamt-RNA oder mRNA aus Zell- oder Gewebelysaten erfordert in den meisten Fällen einen Homogenisierungsschritt, da die Hybridisierungsrate zwischen dem zur mRNA Isolierung notwendigen oligo-dT Matrix (z.B.
Cellulose, paramagnetische Partikel oder Latexpartikel) in hochviskosen Lösungen, im Gegensatz zu homogenen Lösungen, sehr niedrig ist. Die entsprechenden Matrices können dabei mit der in der Probe ebenfalls vorhandenen hochmolekularen DNA quasi verkleben und eine Reinigung soweit erschweren, daß sie in manchen Fällen sogar unmöglich wird.
Schließlich ist bei der Präparation von Gesamt-RNA, wie z.B. in P 4321904 beschrieben, die zur chromatographischen Auf¬ reinigung notwendige und in eine Apparatur eingesetzte Membran durch hoch-viskose Lysate oder Lösungen schnell verstopft.
Die Protokolle für eine direkte mRNA Isolierung, wie sie im Stand der Technik bekannt sind unter Verwendung bekannter Produkte, gehen davon aus, daß eine Homogenisierung der Proben, die die genannten Substanzen enthalten, unbedingt erforderlich ist.
Es hat sich beispielsweise gezeigt, daß in der Polymerase- Chain-Reaction (PCR) mit genomischer DNA bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn gescherte, niedermolekulare DNA eingesetzt wird. Dies könnte damit zusammenhängen, daß kleinere DNA Fragmente leichter denaturierbar sind und so die Hybridisierung des Primers (Primer-Annealing) effizienter ist. In diesem Zusammenhang ist bedeutsam, daß, bei Präparationen von Nucleinsäuren (mRNA, Gesamt-RNA und DNA) für die PCR-Reaktion, Cross-Kontaminationen mit Nucleinsäuren zwischen gleichzeitig oder nacheinander aufgearbeiteten Proben sowie Cross-Kontaminationen mit Nucleinsäuren aus anderen Quellen unbedingt vermieden werden müssen, da die PCR-Reaktion äußerst empfindlich ist, so daß auch Verun¬ reinigungen mit nicht gewünschter Nucleinsäure entsprechend amplifiziert werden würden.
Im Stand der Technik werden zur Homogenisierung bzw. Scherung von Geweben, Zellen und/oder hochmolekularen Stoffen ent-
haltenden Lösungen im wesentlichen die folgenden Methoden angewandt.
Die Zerkleinerung (Scherung) der hochmolekularen DNA kann durch mechanisches Zerkleinern einer in flüssigen Stickstoff¬ tiefgefrorenen Probe mittels Pistill und Mörser erfolgen. Auch durch mehrmaliges Aufziehen der Probe mit hochmole¬ kularer DNA durch eine Kanüle in eine Spritze, wird die DNA geschert. Diese Methoden sind neben ihrem hohen Arbeits¬ aufwand auch nicht geeignet, ein sauberes Arbeiten zu garantieren. So erweist sich der Homogenisierungsprozeß zur Isolierung von Biomolekülen aus potentiell infektiösem Ausgangsmaterial, wie menschliche Zeil- und/oder Gewebeproben (Biopsiematerial) , als gefährlichste Quelle für eine Konta¬ mination des Versuchsdurchführenden, da das Homogenat bei der konventionellen Homogenisierung über eine beträchtliche Distanz spritzen kann.
Die Extraktion von Nucleinsäuren und anderen Biomolekülen aus pflanzlichen Materialien erweist sich aufgrund des hohen Gehalts an Polysacchariden, Polyolen und/oder anderen sekun¬ dären Metaboliten als äußerst schwierig, da die genannten Substanzen nach Aufschluß der Zellen oder Gewebe in den üblicherweise verwendeten Löschungen hochviskose Lysate oder gallertartige Strukturen ausbilden. Einfaches Abzentri- fugieren der gallertartigen Masse führt in den meisten Fällen nicht zum Erfolg, da eine Trennung von der verwendeten Lösung nicht erreicht werden kann. Die gallertartigen Strukturen und die hohe Viskosität verhindern eine effiziente Isolierung von Nucleinsäuren bzw. machen sie teilweise unmöglich.
Auch spezielle Homogenisatoren wie die handelsüblichen Ultra- turrax, Polytron, Omni, Tissuemizer u.a. können zur Scherung von hochmolekularer DNA eingesetzt werden. Diese Methode er¬ möglicht zwar ein einfaches und schnelles Homogenisieren praktisch jeder Probe, nachteilig ist allerdings, daß zur Homogenisierung sehr kleiner Zeil-, Gewebe- oder Lösungs-
mengen, die insbesondere nachfolgend zur Analyse mittels PCR oder RT-PCR vorgesehen sind, spezielle Mini-Generatoren an¬ geschafft werden müssen. Um Cross-Kontaminationen zwischen verschiedenen Zeil- oder Gewebeproben oder anderen Proben zu vermeiden, können dann auch miniaturisierte Einmal- Generatoren verwendet werden, wobei jedoch vorausgesetzt werden muß, daß ein relativ aufwendiges Gerät zum Homo¬ genisieren bereits vorhanden ist. Die miniaturisierten Einmal-Generatoren selbst sind darüber hinaus sehr kosten¬ intensiv.
Eine weitere Methode zur Homogenisierung, die sich für einige Anwendungen bewährt hat, ist eine Ultraschallbehandlung der betreffenden Probe. Dabei ist auf dem angesprochenen Gebiet, beispielsweise der PCR-Anwendung, teures Gerät erforderlich. Nachteilig ist ebenfalls, daß Einmal-Ultraschallköpfe nicht erhältlich sind. Es besteht darüber hinaus die Gefahr, daß die Nucleinsäuren durch die Ultraschallbehandlung zu stark fragmentiert werden bis zur völligen Unbrauchbarkeit für die weiteren Analyse-Methoden.
Die DE 41 39 664 AI betrifft eine Vorrichtung und ein Ver¬ fahren zur Isolierung und Reinigung von Nucleinsäuren. Die Vorrichtung zur Durchführung des beschriebenen Verfahrens besteht aus einem Hohlkörper mit einer Einlaßöffnung und einer Auslaßöffnung, wobei im Hohlkörper zwischen zwei Fixiereinrichtungen ein pulverförmiges erstes Material auf Silicagelbasis angeordnet ist und ein zweites Material zwischen dem ersten und der Auslaßöffnung angeordnet ist, wobei die ersten und zweiten Materialien unterschiedliche Adsorptionscharakteristika für Nucleinsäuren aufweisen.
Die DE 4034 036 betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Isolierung von Nucleinsäuren aus Zellsuspensionen. Die Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens weist eine zellenaufnehmehde Matrix in einem Hohlkörper zwischen zwei porösen Einrichtungen auf. Die Porengröße der Einrichtungen
ist größer als die Hohlraumgröße des die Matrix bildenden Materials.
CLONTECH Labs 1993, "Nucleic Acid Purification with CHROMA SPIN Columns", betrifft ein Verfahren zur Extraktion von Nucleinsäuren aus Agarosegelstücken.
In D. Blδcher und G. Iliakis, Int. J. Radiat. Biol., 1991, Vol. 59, 919 - 926, werden DNA-Fragmente von einem Filter entfernt während einer nicht denaturierenden Filterelution. Dabei scheinen DNA-Stücke an der Filtermembran abgebaut zu werden.
Das der Erfindung zugrundeliegende Problem besteht demnach darin, ein Verfahren anzugeben, das die genannten Nachteile des Standes der Technik vermeidet. Es soll ein Verfahren bereitgestellt werden, das es in einfacher und kosten¬ günstiger Weise ermöglicht, eine effiziente und cross- kontaminationsfreie Präparation von Nucleinsäuren und generell eine Homogenisierung von viskosen Systemen zu erreichen.
Das der Erfindung zugrundeliegende technische Problem wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Die sich daran anschließenden Unteransprüche 2 bis 6 betreffen bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Patentansprüche 7 bis 11 betreffen die für das er¬ findungsgemäße Verfahren besonders geeignete Vorrichtung. Die Ansprüche 12 bis 15 betreffen die Verwendung der er¬ findungsgemäßen Vorrichtung.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Zerkleinerung von hoch¬ molekularen Strukturen insbesondere hochmolekularer Nuclein¬ säuren geht davon aus, daß das die zu zerkleinernden Strukturen enthaltende System auf einer Einrichtung ange-
ordnet wird. Diese Einrichtung weist mindestens eine poröse Schicht auf. Die poröse Schicht weist dabei eine asymme¬ trische Verteilung ihrer Porengröße auf. Die Porengröße nimmt dabei in Passierrichtung der zu zerkleinernden Strukturen, durch die poröse Schicht gesehen, ab. Der Begriff Porengröße ist als mittlere Porengröße zu verstehen. Das die zu zer¬ kleinernden hochmolekularen Strukturen enthaltende System passiert die Einrichtung, wobei während der Passage die hoch¬ molekularen Strukturen, vermutlich aufgrund ihrer Empfind¬ lichkeit gegen mechanische Einwirkungen, zerkleinert werden. Das die zu zerkleinernden hochmolekularen Strukturen enthal¬ tende System kann insbesondere ein relativ hoch viskoses System sein, das aus einem Zeil- und/oder Gewebelysat besteht oder eine zur Trennung von Nucleinsäuren verwendete Matrix, wie Polyacrylamidgele, oder Weichgewebe (Brustgewebe, Hirn, Fettgewebe u. ä.), oder Lösungen, die hochmolekulare DNA enthalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in vorteilhafter Weise auch zur Homogenisierung von inhomogenen viskosen Systemen, insbesondere Zeil- und Gewebelysaten, verwendet werden, wenn die oben beschriebene Einrichtung mindestens zwei poröse Schichten aufweist. Das die zu zerkleinernden hochmolekularen Strukturen enthaltende oder zu homogenisierende viskose System passiert die Einrichtung mit mindestens zwei porösen Schichten, wobei die Porengröße der porösen Schicht in Passierrichtung des zu homogenisierenden Systems gesehen abnimmt. Die Porengröße der in Passierrichtung gesehenen ersten Schicht kann bis zum 6-fachen der Porengröße der darunterliegenden zweiten Schicht betragen. Die zweite Schicht besitzt eine Mindestporengröße, die im wesentlichen dadurch bestimmt ist, daß eine Verstopfung der zweiten Schicht durch die zu zerkleinernde oder homogenisierende Schicht unterbleibt. Typischerweise ist die Porengröße der zweiten Schicht > 10 μm. Damit kann auch eine zur Trennung von Nucleinsäuren oder Proteine verwendete Matrix, wie Polyacrylamidgele, zerkleinert bzw. homogenisiert werden.
Der Vorgang kann mehrfach wiederholt werden, wenn sich zeigt, daß keine hinreichende Scherung nach einmaliger Passage erreicht wurde. Es versteht sich, daß das erfindungsgemäße Verfahren ebenso dahingehend abgewandelt werden kann, daß die Passierstrecke für die zu zerkleinernde Struktur ver¬ längert wird, indem die Dicke der verwendeten porösen Schicht oder Schichten variiert wird.
Zellen- und/oder Gewebe können gegebenenfalls in Guanidin- thiocyanat-haltigem Puffer oder in einem Proteinase K oder ähnliche Protease enthaltenden Puffer aufgenommen und/oder gegebenenfalls darin inkubiert werden. Die Zellen- oder Gewebestücke können vorher durch mechanische Einwirkung zerkleinert worden sein.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist zur Isolierung von Nucleinsäuren problemlos. Hochviskoses Material wird in dieser Vorrichtung geschert, so daß das Lysat anschließend einfach für die weitere Verarbeitung benutzt werden kann, während Zeil- und Gewebereste gleichzeitig aus dem Lysat durch den Filtrationseffekt der Vorrichtung entfernt werden.
Die Passage des viskosen Systems durch die Poren bewirkt überraschenderweise eine Scherung von gegen mechanische Einflüsse empfindlichen Substanzen. Insbesondere wird durch die Passage hochmolekulare Nucleinsäure, wie genomische DNA geschert. Gleichzeitig können durch das erfindungsgemäße Verfahren genomische DNA oder andere hochmolekulare Ver¬ bindungen enthaltende Lösungen homogenisiert und hoch¬ molekulare Strukturen wie Polyacrylamidgele zerkleinert werden. Nach der Homogenisierung weisen die entsprechenden Proben eine geringere Viskosität als zu Anfang der Behandlung auf. Die Proben können dementsprechend leichter weiterver¬ arbeitet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Probenauf¬ bereitung zur Isolierung von RNA und DNA. Dabei werden RNA- Moleküle, insbesondere in einem Größenbereich von 0,8 bis 20 Kbp zugänglich. DNA-Moleküle in einer Größe von 40.000 bis 50.0000 bp werden aus Proben erhalten, die DNA als chromosomale DNA enthalten.
In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Ver¬ fahrens wird das die zu zerkleinernde hochmolekulare Struktur aufweisende System oder das zu homogenisierende System (Probe) auf der Einrichtung mit mindestens einer porösen Schicht angeordnet und auf der Probenseite unter mechanischer Einwirkung durch die mindestens eine poröse Schicht gedrückt. Die Passage kann beispielsweise auf der Probenseite mit mechanischer Einwirkung wie Überdruck oder Schwerkraft, wie sie durch Zentrifugation generiert werden kann, bewirkt werden. Es ist jedoch ebenfalls möglich, auf der der Probe abgewandten Seite einen Unterdruck zu erzeugen, wodurch dann z.B. das zu homogenisierende viskose System die porösen Schichten der Einrichtung passiert.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung erlaubt in vorteilhafter Weise eine Probenvorbereitung für die PCR-Reaktion (PCR: Polymerase Chain Reaction) . Diese Reaktion dient der DNA- Amplifikation. Insbesondere bei Verwendung einer Schicht mit einer Porengröße im Bereich von 20 μm bis 70 μm fällt die DNA überwiegend in Längen von 40 bis 60 kb an, unabhängig davon, ob die DNA direkt aus Zell-Lysaten stammt oder aus vorgereinigten Lösungen. Somit läßt sich die Erfindung in vorteilhafter Weise mit dem in P 43 21904 beschriebenen Ver¬ fahren kombinieren. Auf der porösen Schicht wird eine Nucleinsäure bindende Matrix wie z.B. Glasfasern, angeordnet. Die vorhandene DNA wird dabei unter hohen Ionenstärken auf der Matrix gebunden und bei Elution, mit z.B. Wasser, danach durch Passieren der poröse(n) Schicht (en) geschert (zer¬ kleinert) .
Analog ist auch bei der einschichtigen Ausführungsform des Verfahrens vorzugehen.
Die Figur 1 zeigt eine an das erfindungsgemäße Verfahren angepaßte Vorrichtung, die ebenfalls gemäß Anspruch 7 Gegen¬ stand der vorliegenden Erfindung ist. Die Vorrichtung weist eine Einlaß- 10 und Auslaßöffnung 15, mit einer im Lumen eines Hohlkörpers 5 angeordneten Einrichtung 1 auf. Die Einrichtung 1 besteht aus einer porösen Schicht, deren Porengröße, in Passierrichtung der zu zerkleinernden Strukturen durch die poröse Schicht gesehen, abnimmt. Die poröse Schicht besteht vorzugsweise aus inerten Materialien, wie anorganischen oder organischen Substanzen, insbesondere Glasfritten-ähnliche Materialien oder polymere Substanzen, wie sie auch zum Aufbau von Membranfiltern verwendet werden. Es sind insbesondere Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol und andere polymere Kohlenwasserstoffmaterialien zu nennen, aus denen die poröse Schicht bestehen kann.
Die Figur 2 zeigt eine an das erfindungsgemäße Verfahren angepaßte Vorrichtung, die ebenfalls gemäß Anspruch 8 Gegen¬ stand der vorliegenden Erfindung ist. Die weist eine Einlaß- 10 und Auslaßöffnung 15, mit einer im Lumen eines Hohlkörpers 5 angeordneten Einrichtung 1 auf. Die Einrichtung 1 besteht aus mindestens zwei Schichten 2,3 mit in Richtung der Aus¬ laßöffnung 15 abnehmender Porengröße der Schichten 2,3. Durch die Passage des zu homogenisierenden Systems durch die Schichten 2,3 wird diese homogenisiert. Die Schichten sind vorzugsweise in dem insbesondere zylindrisch ausgestalteten Hohlkörper 5 befestigt. Diese Befestigung kann durch Reibung, wie beispielsweise durch Einspannen der Einrichtung 1 mit den Schichten 2,3 oder durch Verkleben mit der insbesondere zylindrischen Hohlraumwandung erfolgen. Die Schichten weisen Porengröße im Bereich von 1 mm bis 10 μm auf, wobei die Porengröße der jeweiligen Schichten abgestuft ist.
BERICHTIGTESBUTT(REGEL91) ISA/EP
Die Abstufung der Porengrδße der Schichten erfolgt dadurch, daß die erste Schicht 2, in Fließrichtung der Probe gesehen, eine bis zum 6-fachen der Porengröße der zweiten Schicht 3 aufweist, wobei deren Porengröße > 10 μm ist. In einer besonderen Anordnung ist die erfindungsgemäße Vorrichtung auf handelsübliche Zentrifugenröhrchen abgestimmt. Die Figur 3 zeigt eine solche Anordnung. Dabei ist ein im wesentlichen zylindrischer Hohlkörper mit an der Auslaßöffnung 15 trichterförmig verjüngend am oberen Ende des Zentrifugen- röhrchens so angeordnet, daß die Einlaßöffnung 10 der erfin¬ dungsgemäß zu verwendenden Vorrichtung ebenfalls an der Öff¬ nung des Zentrifugenröhrchens 20 angeordnet ist. Die An¬ ordnung kann mittels eines Deckels 25, der entweder an der erfindungsgemäßen Vorrichtung oder an dem Zentrifugenröhrchen selbst angeordnet ist, verschlossen werden. Im Innern der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind fünf Schichten 2,3,4,5,6 vorzugsweise so angeordnet, daß die Schicht mit der jeweils geringeren Porengröße direkt an diejenige mit der größeren Porengröße mit ihren Oberflächen aneinandergrenzt. Nach Passage des viskosen Systems durch die Einrichtung 1 sammelt sich am Boden des Zentrifugenröhrchens 20 die homogenisierte Lösung 30.
In der in Figur 3 gezeigten Anordnung weisen die porösen Schichten beginnend mit der Schicht 2 Porengrößen von ca. 200 μm, Schicht 3 ca. 75 μm, Schicht 4 ca. 35 μm, Schicht 5 ca. 20 μm und Schicht 6 ca. 10 μm auf. Es versteht sich, daß die Vorrichtung auch mit nur einer porösen Schicht, wie oben beschrieben, eingesetzt werden kann.
Es ist für den Fachmann selbstverständlich, daß eine ein¬ stückig ausgeformte Einrichtung, die nicht aus mehreren Lagen aufgebaut ist, als äquivalente Ausführungsform verstanden wird. Wichtig ist dann, daß die in einer einstückigen Version ausgeführte Einrichtung 1 einen Porengrößengradienten, der von einer Oberfläche der Schicht zu der gegenüberliegenden Schicht verläuft, aufweist.
Die erfindungsgemäßen Verwendungen der beschriebenen Vorrich¬ tungen erlauben, daß in einfacher, kostengünstiger Weise vis¬ kose Systeme wie beispielsweise Zeil- und Gewebelysate homogenisiert werden und in Systeme geringerer Viskosität überführt werden können.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß hochmolekulare Nucleinsäuren aufgrund der Passage durch die in der erfin¬ dungsgemäß zu verwendenden Vorrichtung befindlichen Einrich¬ tung geschert wird, so daß sie für die nachfolgenden moleku¬ larbiologischen Prozessierungsschritte leichter und reprodu¬ zierbarer weiterverarbeitbar wird. Dies trifft insbesondere für die Aufarbeitung von genomischer DNA, mRNA und Gesamt- RNA/-DNA zu.
Weiterhin hat sich überraschenderweise gezeigt, daß hochmole¬ kulare Strukturen wie Polyacrylamidgele in einfacher Weise zerkleinert werden können, so daß z.B. Nucleinsäuren und/oder Proteine leicht aus einer Trennmatrix isoliert werden können.
In einer anderen Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vor¬ richtung ist die Einrichtung 1 in einer Spritze (als zylindrischer Hohlkörper 5) angeordnet. Das zu homogeni¬ sierende viskose System wird dabei durch die Kanüle in die Spritze gezogen und passiert die in der Nähe der Verbindungs¬ stelle zwischen Kanüle und Spritze angeordnete Einrichtung 1. Ist die Probe in die Spritze gezogen, kann diese durch Herausdrücken erneut die Einrichtung 1 passieren. Gegebenen¬ falls kann dieser Vorgang mehrfach wiederholt werden, um eine hinreichende Homogenisierung, insbesondere hochviskoser Lösungen enthaltend hochmolekulare Nucleinsäuren, zu gewähr¬ leisten. Dabei kann die Schicht mit der größten Porengröße der Kanüle der Spritze zugewandt sein.
In vorteilhafter Weise können durch das erfindungsgemäße Ver¬ fahren und/oder die erfindungsgemäße Vorrichtung Nuclein¬ säuren, wie genomische DNA oder Gesamt-Nucleinsäuren aus den
BERICHTIGTES BLATT (REGEL 91) ISA/EP
entsprechenden Matrices isoliert werden, die üblicherweise zur Trennung von Nucleinsäuren eingesetzt werden. Zu nennen sind hierbei insbesondere Polyacrylamidgele, die als Matrix für gelelektrophoretische Trennungen von DNA oder RNA einge¬ setzt werden. Nach der Elektrophorese werden lediglich die Banden, in welcher sich die Nucleinsäuren bestimmter Größe angereichert haben, beispielsweise durch Stanzen oder Schneiden von den übrigen Gelbestandteilen getrennt und dann durch die erfindungsgemäß zu verwendende Vorrichtung unter Anwendung des erfindungsgemäß beschriebenen Verfahrens passiert. Dabei hat sich überraschenderweise gezeigt, daß die in der homogenisierten Lösung vorhandenen Restbestände des Gels keine störenden Einflüsse auf die folgenden mole¬ kularbiologischen Prozessierungsschritte der Nucleinsäuren zeigt.
Die Erfindung beschreibt somit ein einfaches, sicheres und kostengünstiges Verfahren zur Zerkleinerung und Homogeni¬ sierung von viskosen Systemen, insbesondere Zeil- und Gewebe¬ lysaten oder hochmolekulare Nukleinsäuren enthaltenden Systemen.
Die vorliegende Erfindung wird anhand folgender Beispiele näher erläutert.
Beispiele
Zusammensetzung der in den Beispielen 1 - 3 benutzten Lösungen
OL: 4 M Guanidin-Isothiocyanat, 25 mM Na-Citrat pH 7.0, 20 mM EDTA pH 8.0 DB: 25 mM Na-Citrat pH 7.0, 0,20 EDTA pH 8.0, 0,75 %
Sarcosin OW: 150 mM NaCl, 1 mM EDTA pH 8.0, 10 mM Tris-HCl pH 7.5 TE: 10 mM Tris-HCl pH 7.5, 1 mM EDTA pH 8.0
Beispiel 1
Homogenisierung von Zell-Lysaten und anschließende direkte Isolierung von poly A+ mRNA aus HeLa-Zellen.
HeLa-Zellen, die auf einer 10 cm Zellkulturschale bis zu kon- fluentem Wachstum (ca. I x 107 Zellen) herangezogen worden sind, wurden in 600 μm OL direkt auf der Zellkulturschale lysiert. Das Lysat wurde mit einem Zellschaber auf einer Seite der Schale gesammelt, und auf eine Vorrichtung gemäß der vorliegenden Patentanmeldung pipettiert. Im Inneren der Vorrichtung wurden zwei Schichten aus CELLPOR PE Filter¬ platten von 200 μm und 35 μm Porengröße so angeordnet, daß sich die Schicht mit der geringeren Porengröße in Richtung der Auslaßöffnung befand. Die Vorrichtung wurde in einem 2 ml Mikrozentrifugengefäß plaziert. Anschließend wurde das viskose Lysat durch die Vorrichtung 3 min bei voller Ge¬ schwindigkeit in einer herkömmlichen Tischzentrifuge (ca. 14.000 bis 18.000 g) zentrifugiert. Das so erhaltene nicht¬ viskose Lysat wurde mit 1.200 μm DB versetzt und 3 min zentrifugiert. Der Überstand wurde in ein neues Zentrifugen¬ röhrchen überführt, mit 35 μl einer Oligotex Suspension versetzt und für 10 min inkubiert. Anschließen wurden die mRNA: Oligotex Komplexe pelletiert, und zweimal in 600 μl OW durch Resuspendieren und Zentrifugieren gewaschen. Die mRNA wurde dann in Wasser von den Oligotex-Partikeln eluiert, und nach Zentrifugation und Pelletierung der Latexpartikel als gereinigte mRNA-Fraktion in ein neues Mikrozentrifugen¬ gefäß überführt.
Beispiel 2
Steigerung der Amplifikationseffizienz in der PCR-Reaktion durch Scherung der DNA
Genomische DNA mit einer durchschnittlichen Größe von 100 kb wurde aus HeLa-Zellen gemäß der Prozedur in "Current
Protocols in Molecular Biology" (Ausubel et al. , Wiley and Sons, Boston, Vol. 1, Seiten 2.2.1 bis 2.2.3) isoliert. In Parallelansätzen wurde die DNA in Tris-Puffer über eine Vorrichtung gemäß der vorliegenden Patentanmeldung mit jeweils einer Schicht aus CELLPOR PE Filterplatten von 200 μm, 50 μm, 35 μm und 5 μm Porengrδße 2 min zentrifugiert. Im PCR-Ansatz wurden anschließend jeweils 1 μg der unter¬ schiedlich gescherten DNA sowie nicht-gescherte DNA einge¬ setzt, um ein 140 bp Fragment des Globin-Gens zu amplifi- zieren. In der PCR-Reaktion wurden, bei gleicher Anzahl an Zyklen, mit gescherter DNA größere Ausbeute an Amplifikat erzielt als mit ungescherter DNA.
Beispiel 3
Isolierung von RNA aus einem Polyacrylamid-Gelstück nach Zer¬ kleinerung des Polyacrylamidgels
Auf einem denaturierenden 5 %igen Polyacrylamid-Harnstoffgel wurde in vitro transkribiert RNA aufgetragen, um das "full- length" Transkript von kürzeren Transkripten zu trennen. Nach Ethidiumbromid Färbung der RNA wurde die entsprechende, 360 Basen große Bande ausgeschnitten, und auf eine Vorrichtung gemäß der vorliegenden Patentanmeldung mit einer Schicht aus CELLPOR PE Filterplatten von 200 μm überführt. Dann wurden 500 μl TE-Puffer auf die Vorrichtung pipettiert. Anschließend wurde für 3 min bei voller Geschwindigkeit in einer herköm¬ mlichen Tischzentrifuge (ca. 14.000 bis 18.000 g) zentrifu¬ giert. Das so zerkleinerte Gelstückchen wurde erneut auf eine Vorrichtung mit einer Schicht aus einer CELLPOR PE Filter¬ platte mit 1 μm Porengröße überführt, um die kleinen Poly¬ acrylamid-Harnstoffgelstücke von der Flüssigkeit zu trennen. Die wäßrige Fraktion im Auffanggefäß wurde dann Phenol/ Chloroform extrahiert. Die obere, wäßrige Phase wurde ab- pipettiert, und die darin gelöste RNA mit LiCl (Endkonzen¬ tration 3 M) für 3 Stunden bei 20°C gefällt. Das RNA-Pellet wurde zweimal mit 70 % Alkohol gewaschen, abzentrifugiert
und unter Vakuum getrocknet. Anschließend wurde die RNA in TE gelöst.
Beispiel 4
Isolierung von RNA aus Weichgewebe nach Homogenisierung des Gewebes über die erfindungsgemäße Vorrichtung.
Zusammensetzungen der in den Beispielen 4 und 5 benutzten Lösungen
Rl: 3,5 M Guanidin-Isothiocyanat, 25 mM Na-Citrat pH 7,0,
1% ß-Mercaptoethanol R2: 900 mM GTC, 25 mM Tris-HCl pH 7,5, 10% Ethanol TE: 50 mM Tris-HCl pH 7,5, 80% Ethanol
20 mg Brustgewebe wurden auf eine erfindungsgemäße Vor¬ richtung gelegt und 350 μl Lysepuffer Rl dazu pipettiert. Im Inneren der Vorrichtung wurden 2 Schichten aus CELLPOR PE Filterplatten von 200 μm und 50 μm Porengröße so an¬ geordnet, daß sich die Schicht mit der geringeren Porengröße in Richtung der Auslaßöffnung befand. Die Vorrichtung wurde in einem 2 ml Mikrozentrifugengefäß plaziert. Anschließend wurde das viskose Lysat durch die Vorrichtung 3 min bei voller Geschwindigkeit in einer herkömmlichen Tischzentrifuge (ca. 14.000 bis 18.000 g) zentrifugiert. Das so erhaltene nicht-viskose Lysat wurde mit 350 μl 70% Ethanol versetzt und gemäß P 44 04 361 auf eine RNeasy Spin Säule, die in einem 2 ml Mikrozentrifugengefäß hängt, pipettiert. An¬ schließend erfolgt eine Zentrifugation bei 8.000 x g für 15 see in einer Standardtischzentrifuge. Die RNeasy Spin Säule wird in ein neues 2 ml Gefäß transferiert, und mit 700 μl Waschpuffer R2 gewaschen (15 see Zentrifugation bei 8.000 x g) . Daraufhin wird die Säule gleichermaßen zweimal mit 500 μl Waschpuffer TE gewaschen. Zur Elution der RNA wird die Säule in ein neues 1,5 ml Reaktionsgefäß gesetzt, 50 μl DEPC- behandeltes Wasser werden direkt auf die Membran der Spin-
säule pipettiert, und die RNA anschließend durch 1 min Zentrifugation bei 8.000 x g aufgefangen.
Beispiel 5
Isolierung von RNA aus pflanzlichen Zellen und Geweben nach Zentrifugation über die erfindungsgemäße Vorrichtung.
100 mg Blattgewebe von Pelagonien wurden unter flüssigem Stickstoff zu einem feinen Pulver verrieben. Anschließend wurde das Pulver in 450 μl Lysepuffer Rl lysiert und das so erhaltene Lysat auf die erfindungsgemäße Vorrichtung pi¬ pettiert. Im Inneren der Vorrichtung wurden 2 Schichten aus CELLPOR PE Filterplatten von 200 μm und 50 μm Porengröße so angeordnet, daß sich die Schicht mit der geringeren Poren¬ größe in Richtung der Auslaßöffnung befand. Die Vorrichtung wurde in einem 2 ml Mikrozentrifugengefäß plaziert. An¬ schließend wurde das viskose Lysat durch die Vorrichtung 3 min bei voller Geschwindigkeit in einer herkömmlichen Tisch¬ zentrifuge (ca. 14.000 bis 18.000 g) zentrifugiert. Das so erhaltene nicht-viskose Lysat wurde mit 225 μl 100% Ethanol versetzt und gemäß P 44 04 361 auf eine RNeasy Spin Säule, die in einem 2 ml Mikrozentrifugengefäß hängt, pipettiert. Anschließend erfolgt eine Zentrifugation bei 8.000 x g für 15 see in einer Standardtischzentrifuge. Die RNeasy Spin Säule wird in ein neues 2 ml Gefäß transferiert, und mit 700 μl Waschpuffer R2 gewaschen (15 see Zentrifugation bei 8000 x g) . Daraufhin wird die Säule gleichermaßen zweimal mit 500 μl Waschpuffer TE gewaschen. Zur Elution der RNA wird die Säule in ein neues 1,5 ml Reaktionsgefäß gesetzt, 50 μl DEPC- behandeltes Wasser werden direkt auf die Membran der Spin¬ säule pipetiert, und die RNA anschließend durch 1 min Zen¬ trifugation bei 8.000 x g aufgefangen.