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60 deutsche Autos Der Messerschmitt Kabinenroller

Während des Krieges wirkte Fritz Fend bei Messerschmitt an der Entwicklung der ersten Düsenjäger mit. Weil nach der Kapitulation den Deutschen der Flugzeugbau zunächst verboten war, übernahm Fend den elterlichen Lebensmittelladen in Rosenheim - und bastelte ein Dreirad.
Fend Kabinenroller Tg 500: Dies ist der Kabinenroller in seiner letzten Evolutionsstufe - mit vier Rädern und 500-Kubik-Motor. Zunächst aber rollte der "Karo" auf drei Rädern und hatte statt Pedalen eine Art Motorradlenker mit Drehgasgriff

Fend Kabinenroller Tg 500: Dies ist der Kabinenroller in seiner letzten Evolutionsstufe - mit vier Rädern und 500-Kubik-Motor. Zunächst aber rollte der "Karo" auf drei Rädern und hatte statt Pedalen eine Art Motorradlenker mit Drehgasgriff

Foto: kabinenroller.de

Fend konstruierte den Einsitzer mit einfachsten Mitteln, baute einen Pedalantrieb ein, später auch einen Handantrieb und nannte das Mobil Fend-Flitzer. Gedacht war das Wägelchen vor allem als Fahrzeug für versehrte Kriegsheimkehrer, und anfangs - noch vor der Währungsreform - kostete das Minimalmobil 200 Reichsmark. Nach 1949, als der Fend-Flitzer auch mit Zweitaktmotoren angeboten wurde, stieg der Preis auf bis zu 1300 Mark.

Auf Basis des Einsitzers plante Fend im Laufe des Jahres 1952 ein richtiges Auto - oder besser formuliert: ein Einfach-Vehikel für die Alltags-Mobilität. Auf dem Genfer Autosalon im März 1953 stand dann der Kabinenroller KR 175. Ein längliches, dreirädriges Gefährt mit zwei hintereinander angeordneten Sitzen, einer nach rechts aufklappbaren Plexiglashaube und einem 173-Kubik-Einzylindermotor von Fichtel & Sachs, der knapp 11 PS leistete, und die Fuhre auf bis zu 80 km/h beschleunigen konnte. Gebaut wurde der Kabinenroller zunächst in den Messerschmitt-Werken in Regensburg.

Das auffällige Äußere des Wagens reizte offenbar das poetische Potential der Passanten. "Menschen in Aspik" hieß zum Beispiel einer der Sprüche, der die Skurrilität des Fahrzeug sprachlich fassen sollte. Der Kabinenroller, kurz Karo genannt, war dennoch ein populäres und durchaus sportliches Mobil. Bald gab es eine Version mit einem Motor von knapp 200 Kubikzentimetern Hubraum und 90 km/h Höchstgeschwindigkeit. Und später, zwischen 1958 und 1961 gar die Variante Tg 500 (wobei Tg für Tiger stand) mit einem 500-Kubik-Zweizylinder und 19,5 PS. Diese Motorisierung beschleunigte das lediglich 390 Kilogramm schwere Gefährt auf bis zu 125 km/h. Zum Vergleich: Ein Porsche 356 mit 1300-Kubik-Motor rannte damals 135 km/h.

Allerdings liefen die Geschäfte für Fritz Fend immer schlechter. Das beste Jahr erlebte der Kabinenroller 1955, als knapp 12.000 Exemplare verkauft wurden. Insgesamt wurden bis zum Produktionsende 1964 rund knapp 67.000 Exemplare der unterschiedlichen Kabinenroller-Typen gefertigt. Der Preis schwankte zwischen anfangs 2100 Mark bis zuletzt 3700 Mark für die Top-Version.

Fritz Fend stellte später, in den achtziger Jahren, noch einmal eine modernisierte Form des Kabinenrollers, den Fend 2000 vor. Diesmal aber blieb das Kuriosum ein Unikat.